Ausgangssituation: Beide im Pokal siegreich
Der FC Bayern München hatte zuletzt nicht den dominanten Fußball bester Zeiten gespielt, aber die Partien gewonnen – zumindest die letzten drei in allen Wettbewerben (Piräus 3:2, Union 2:1, Bochum 2:1). Die Eintracht setzte sich am Mittwoch im DFB-Pokal mit 2:1 auf St. Pauli durch, am vergangenen Bundesliga-Spieltag hatte es ein 2:4 in Mönchengladbach gesetzt.
Personal: Dost und Paciencia beginnen
Makoto Hasebe wurde von Adi Hütter geschont und saß 90 Minuten auf der Bank. Die Dreierreihe bildeten somit Martin Hinteregger, David Abraham und Evan Ndicka. Auf dem Flügel war Filip Kostic rechtzeitig wieder fit geworden und ebenso dabei wie sein Gegenüber Danny da Costa. Im Sturm sollten wie auswärts bei St. Pauli Goncalo Paciencia und Bas Dost für Tore sorgen. Im Mittelfeld kehrte der unter der Woche geschonte Djibril Sow zurück, ihm zur Seite standen Sebastian Rode und Gelson Fernandes. André Silva kehrte in den Kader zurück und kam zu einem Kurzeinsatz - und ließ in einer Szene sogleich seine ganze Klasse aufblitzen.
Frühe Rote Karte gegen Boateng
Die Partie begann vor 51.500 Zuschauern mit viel Tempo auf beiden Seiten. Während die Bayern schon mal gefährlich im Strafraum auftauchten, entstand die erste entscheidende Szene durch einen Konter für die mit viel Leidenschaft auftretenden Frankfurter. Paciencia war auf die Reise geschickt worden, spielte dann Boateng aus und wurde aber von Selbigen gelegt (9.). Schiedsrichter Schmidt zeigte zunächst auf den Punkt und gab Gelb, schaute sich dann aber das Video an und entschied folgerichtig auf Freistoß und Rot gegen Boateng. Es war der zweitschnellste Platzverweis in der Bundesliga-Geschichte der Bayern. Paciencias Freistoß aus 17 Metern im Anschluss blieb in der Mauer hängen (11.). Kovac stellte um und zog Kimmich wieder aus dem Mittelfeld auf die Rechtsverteidigerposition. Die Eintracht blieb aggressiv, versuchte, früh zu stören und Ballgewinne zu erzwingen. Das gelang immer wieder, und wurde in der 25. Minute belohnt. Dost legte hinaus auf da Costa, der Sow in der Mitte fand. Der Schweizer zog ab, von Davies‘ Rücken prallte der Ball vor die Füße von Kostic, der das Leder über den Innenpfosten im Kasten versenkte – 1:0 und das erste Tor des Serben gegen die Bayern. Die Eintracht blieb am Drücker, die Bayern konnten sich kaum durchs Mittelfeld kombinieren. Dagegen auf der anderen Seite: Paciencia legte raus auf Kostic, dessen Hereingabe von Kimmich abgefälscht und von Sow direkt genommen wurde (33.). Das 2:0 war zu diesem Zeitpunkt hochverdient. In der Folge gab die Eintracht den Bayern etwas mehr Raum im Mittelfeld. Kimmich traf noch aus dem Abseits (36.), nur eine Minute später behauptete sich Lewandowski nach Davies‘ Anspiel willensstark gegen drei Mann und vollendete cool aus sechs Metern (37.). Bis zur Pause hielten die Bayern ihr optisches Übergewicht.
Abraham rettet und trifft
Die Pause kam für die Eintracht zum richtigen Zeitpunkt, denn nach nur wenigen Minuten stand es 3:1. Abraham eroberte gegen Gnabry das Leder – und stand wenige Sekunden später am langen Pfosten nach einer da Costa-Hereingabe von der anderen Seite goldrichtig! Der Argentinier drückte das Leder aus kurzer Distanz über die Linie (49.). Im Gegenzug hatte sich Lewandowski schon die Ecke ausgeguckt, doch sein Schuss wurde abgeblockt (51.). Die Partie nahm nun wieder richtig Fahrt auf. Alaba rettete gegen Paciencia (57.), Abraham war in letzter Sekunde vor Lewandowski am Ball (59.), Neuer parierte Dosts Direktabnahme (60.). Die nachfolgende Kostic-Ecke köpfte Hinteregger ins lange Eck – 4:1, die Arena bebte. Kostic hätte fast nachgelegt, Davies klärte kurz vor der Linie (64.) und Neuer hielt erneut gegen den Serben (67.). Drei Minuten später traf Davies den Pfosten (70.). Die Partie plätscherte nun vor sich hin - bis der eingewechselte Silva Alaba aussteigen ließ und von der Grundlinie auf Paciencia legte, der nur noch ins leere Tor einschieben brauchte (85.).
Fazit: Ein magischer Nachmittag
Leidenschaft, Wille, Aggressivität, Cleverness, Kampfeskraft - die Einstellung stimmte bei allen Adlerträgern von der ersten Minute an und war Grundstein für ein Fußballfest im Stadtwald. Ein weiterer Punkt war freilich die frühe Rote Karte gegen Boateng, die die Bayern nur in den letzten zehn Minuten vor der Pause kompensieren konnten. Die Halbzeit kam für die Eintracht im richtigen Moment, in den 20 Minuten danach sicherte die Eintracht durch die Treffer von Hinteregger und Abraham den ersten Heimerfolg gegen die Bayern seit März 2010. Paciencia legte dann sogar noch nach. Tsoumou und Fenin hatten vor fast zehn Jahren für die Eintracht getroffen, es war der bis dato letzte Sieg in der Bundesliga gegen die Münchner. Spielerisch war es die vielleicht beste Saisonleistung, außerdem baute die Eintracht die Führung in der Heimtabelle aus und bleibt im Stadtwald ungeschlagen. Interessant ist noch ein Blick auf die Statistik: die Eintracht hatte nur 42 Prozent der Ballaktionen und gewann auch weniger Zweikämpfe, schoss aber mehr als doppelt so oft aufs Tor (17:7). Für die Bayern war es die erste Auswärtsniederlage in dieser Saison.
So spielte die SGE:
Rönnow – Abraham, Hinteregger, Ndicka – Fernandes (80. Silva) – da Costa, Kostic – Sow, Rode (71. Gacinovic) – Paciencia, Dost (64. Kamada).
Tore
1:0 Kostic (25.)
2:0 Sow (33.)
2:1 Lewandowski (37.)
3:1 Abraham (49.)
4:1 Hinteregger (61.)
5:1 Paciencia (85.)
Rote Karte
Boateng (9.)