So energisch und effizient wie im Hinspiel wollte Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend auswärts dem FC Barcelona gegenübertreten, eher noch eine Spur mehr. Nach den ersten 45 Minuten ließ sich festhalten: Die Gäste haben diese Vorgabe in die Tat umgesetzt. Obwohl die Blaugrana 69 Prozent Ballbesitz verzeichneten, stand zur Halbzeitpause ein Torschussverhältnis von 2:9 zu Buche.
Dabei erwischten die Hessen für die Mission Halbfinale einen Start nach Maß. Die zunächst forsche Gangart zahlte sich prompt aus, als einem Angriff über den linken Flügel eine Seitenverlagerung des für den am Knie verletzten Djibril Sow in der Startelf gestandenen Sebastian Rode, und daraufhin die Flanke von rechts folgte. Eric García riss Jesper Lindström zu Boden und Schiedsrichter Artur Manuel Ribeiro Soares Dias zeigte auf den Punkt (3.). Filip Kostic schnappte sich die Kugel, Marc-André ter Stegen hechtete ins vom Schützen aus gesehen linke Eck, der Serbe entschied sich für rechts – die frühe Führung und tosender Jubel auf den Rängen im Camp Nou.
In der Folge übernahmen die Hausherren die Kontrolle, Frankfurt verlegte sich situativ auf eine tiefere Staffelung, was sich gegen den Ball als ein 5-4-1 gestaltete. Dennoch konnten sich die Katalanen ein ums andere Mal über die Flügel durchsetzen. Vor allem Ousmane Dembélé war nicht immer zu stoppen, wie bei einer scharfen Hereingabe, die der am langen Pfosten lauernde Pierre-Emerick Aubameyang nicht entscheidend gedrückt bekam (9.).
Die dickste Gelegenheit hatte der Gastgeber nach einem Eckball, als Ronald Araújo zentral, aber hart auf Kevin Trapp köpfte, der rechtzeitig die Fäuste hochbekam (18.). Die daraus resultierende Ecke blieb ebenso folgenlos wie die verhältnismäßig vielen Freistöße in Strafraumnähe. Insgesamt wusste die Abwehrreihe um Martin Hinteregger, Evan Ndicka und den gesperrten Tuta ersetzenden Almamy Toure die wichtigen direkten Duelle spätestens im Sechzehner für sich zu entscheiden.
Nach etwa einer halben Stunde gelangen den Adlern wieder mehr gezielte Entlastungsaktionen, die auch rasch Gefahr verbreiteten. So war der auf die Reise geschickte Lindström von Gavi nur durch die Textilprobe des weißen Auswärtsdress aufzuhalten (28.). Auf der Gegenseite dribbelte Ansgar Knauff nach innen und schoss aufs kurze Eck, wo aber auch ter Stegen lag (35.). Nur wenige Augenblicke später musste der deutsche Schlussmann dennoch ein zweites Mal hinter sich greifen, als Rafael Santos Borré, der es bereits nach 30 Sekunden und ähnlich vielen Metern erstmals selbstbewusst probiert hatte, aus der zweiten Reihe kurzen Körpertäuschungen eine Fackel sondergleichen folgen ließ und das Leder aus 22 Metern in den Knick jagte (36.). Die 2:0-Pausenführung hätte sich noch höher gestalten lassen, doch Daichi Kamada verschleppte einen möglichen Konter (43.) und Knauff zielte um Zentimeter rechts vorbei (44.).
Die Kabinen verlassen, entwickelte sich das ähnliche Spielschema, nur dass der spanische Tabellenzweite nochmal einen Gang hochschaltete und mit Frenkie de Jong einen frischen Mann für die Zentrale brachte. Die ohnehin am Limit laufenden Frankfurter Fußballer behielten ihre Gangart bei. Der Niederländer leitete sogleich den ersten Angriff der Blaugrana ein, setzte Dembélé in Szene, dessen scharfer Flachpass aber keinen Abnehmer fand (48.).
Keine zehn Zeigerumdrehungen darauf zeigte Trapp seine wohl größte Tat des Rückspiels, als er den freistehend abschließenden Aubameyang reaktionsschnell aus kurzer Distanz zur Verzweiflung trieb (56.). Darüber hinaus blieb die Glasner-Elf ihrer Marschroute treu und richtete bei jeder Möglichkeit den Blick nach vorne. Die Belohnung folgte auf dem Fuß, als eine geglückte Verlagerung am Ende zu Kostic gelangte und der Linksaußen zielsicher ins lange Eck zum 3:0 traf (67.). Die „Auswärtssieg, Auswärtssieg“-Rufe der Gästefans wurden nicht nur lauter, sondern erschienen auch immer, immer realitätstreuer.
Zumal ihre Mannschaft auf der Zielgeraden scheinbar die dritte und vierte Luft inhalierte und unablässig des Gegners Gehäuse attackierte. Zwar nicht mehr mit zusätzlichem Ertrag – weshalb nochmal Spannung aufkam, als Sergio Busquets erst aus kurzer Distanz einschob, der Treffer aber nach längerer Überprüfung durch den Video Assistant Referee nicht zählte (84.), dann mit Beginn der neunminütigen Nachspielzeit mit einem strammen Schuss auf 1:3 verkürzte (90. + 1) und Memphis Depay per Strafstoß den 2:3-Anschluss herstellte, obwohl Trapp die Kugel ablenkte, das Leder aber von der Unterkante der Latte knapp hinter die Linie sprang (90. + 11). Den Anstoß und unmittelbaren Schlusspfiff erlebte Ndicka nach Gelb-Rot (90. + 10) nicht mehr auf dem Platz.
Um kurz vor 23 Uhr stand es endlich Weiß auf Schwarz: