Jürgen Mohr, Peter Reichel, Alexander Caspary: Die Mannschaft der Eintracht Frankfurt Amateure war Anfang der 1980er Jahre gespickt mit einigen bekannten Namen, als sie zum FSV Bergshausen kam. Zu jener Zeit klopfte der Verein, an der Stadtgrenze zu Kassel gelegen, einige Male an die Tür zur Zweitklassigkeit. An jenem Tag im Jahr 1982 legte die Oberligatruppe der Eintracht nach einem Fünf-Tore-Durchgang in der zweiten Halbzeit einen Zahn zu und hätte nahezu zweistellig gewonnen. 9:2 ging das damalige Aufeinandertreffen gegen den späteren Absteiger aus, nun wollen die Blau-Weißen die lang ersehnte Revanche im Rahmen der Kampagne „Eintracht in der Region“ gegen die Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft – pünktlich zum 125-jährigen Bestehen beider Vereine. Der FSV wurde am 6. August 1899 gegründet; zudem wird die FSV-Fußballabteilung 105 Jahre alt.
Dreifaches Jubiläum
„Wir wollen für einen Tag alte Zeiten wieder aufleben lassen. Außerdem haben wir mit der Eintracht noch eine Rechnung offen“, so Sebastian Emde, Orga-Chef des FSV, mit einem Augenzwinkern. Denn auch Emde weiß, dass es für den Gastgeber alles andere als einfach werden dürfte. Seit Einführung der Kampagne ist die Tradi um Karl-Heinz Körbel, Uwe Bindewald, Rudi Bommer und Co. ungeschlagen. Um Haaresbreite wäre vergangene Woche Historisches geschehen, als die Tradi im osthessischen Burghaun zwischenzeitlich mit 0:4 und 1:5 zurück lag. Die Partie endete 7:6 für die Adlerträger. Körbel und sein Team fahren freilich auch nach Bergshausen, um zu gewinnen. Die Altstars treten am Samstag zum insgesamt 350. Mal im Rahmen eines Turniers oder Spiels auf. Es ist die weiteste Reise in dieser Regionssaison, der Mannschaftsbus hat ab dem Deutsche Bank Park am Samstag 195 Kilometer zurückzulegen.
Die Akteure der Heimelf setzen unterdessen alles daran, sich bestmöglich auf das Spiel vorzubereiten. Die Altherren trainieren einmal pro Woche und stehen kurz vor dem Saisonbeginn in der Ü35-Runde, die im Kreis Kassel ausgespielt wird. Für die Partie am Samstag, in denen nur Ü40-Spieler erlaubt sind, müssen nur wenige Akteure aus dem Kader gestrichen werden.
Bundesligarekordspieler Körbel blickt gespannt auf die anstehende Begegnung: „Wir freuen uns mit der Traditionsmannschaft auf jedes Spiel, und nach einer langen Sommerpause ist es erst wieder das zweite. In Nordhessen waren wir bislang in jedem Jahr der Kampagne und erwarten auch hier einen Festtag. Wir haben auch hier, fast 200 Kilometer weg von Frankfurt, viele Fans. Sie haben es verdient, dass wir auch zu ihnen kommen!“ Der Eintracht-Tag findet am kommenden Samstag statt, für Klein und Groß wird eine Eventfläche mit Hüpfburg, Tischkicker, Speed Radar, Torschusswand und Airbrush-Tattoos vor Ort sein. Der Anpfiff der Begegnung erfolgt um 15.30 Uhr.
Interviews mit Körbel und Sippel
Der Verein aus dem Ortsteil von Fuldabrück, mit der ersten Mannschaft nach dem Aufstieg über die Relegation in der Kreisoberliga Kassel beheimatet und zuletzt mit einem furiosen 5:4-Sieg nach 2:4-Rückstand hat in seiner 125-jährigen Vereinshistorie schon alles miterlebt. Emde: „Das kann den ganzen Verein pushen!“ Neben glorreichen Zeiten wie dem Aufstieg in die Oberliga Hessen, in der man von 1978 bis 1982 aktiv war, kamen Talfahrten bis in die Kreisliga A. Freilich ist auch das Thema Ehrenamt immer präsent. „Immer weniger Menschen sind bereit, sich im Ehrenamt zu engagieren. Auch wir hatten lange mit dieser Entwicklung zu kämpfen, vor drei Jahren gelang die Kehrtwende. Mit einem stark verjüngten und vergrößerten Vorstandsteam entwickeln wir seitdem die Fußballabteilung organisatorisch und sportlich Schritt für Schritt weiter“, berichtet Emde.
Auf und neben dem Platz warten am Samstag viele Highlights. Kommentiert wird die Partie von FFH-Moderator Marius Franke, der im Studio Kassel arbeitet und gewissermaßen ein Heimspiel hat. Neben der Eventfläche gibt es im Rahmenprogramm Talks mit Karl-Heinz Körbel und Lothar Sippel, eine Tanzaufführung und eine Tombola. Schon jetzt ist man sich beim FSV einig, wohin die beim Eintracht-Tag erwirtschafteten Erlöse fließen sollen – in die Modernisierung des Gastraums und die Finanzierung von Trainerfortbildungen, um weiterhin der Jugend beste Bedingungen zu bieten.
Kader Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft
Klandt, Hoffelner – Amstätter, Balzer, Bindewald, Bommer, Di Gregorio, Dworschak, Falk, Gerster, Hagner, Herzberger, Komljenovic, Körbel, Uwe Müller, Nadaroglu, Sippel, Skela, Zick.
Trainerteam: Patrick Glöckner, Andree Wiedener.