08.05.2021
Historie

35 Jahre, 35 Duelle, 35 Kilometer

Die Spielstätten liegen ebenso weit auseinander wie es seit 1986 Duelle zwischen der Eintracht und Mainz im Profifußball gegeben hat. Ein Blick auf die wegweisendsten Vergleiche.

Jessl überwindet Petz

Nach Einführung der Bundesliga gehen sich beide Teams im Profifußball erstmal einige Jahre aus dem Weg, da Mainz bis auf einige Zweitligajahre in den unteren Ligen beheimatet ist. Erst 1986 kommt es zum ersten Duell, im DFB-Pokal. Moppes Petz, später lange Jahre Torwarttrainer am Main, steht im alten Bruchwegstadion im Tor – und kassiert in der Verlängerung das 0:1 von Reinhold Jessl. Der Stürmer, im Sommer zuvor aus der Landesliga zur Eintracht gestoßen, ist somit der goldene Torschütze an jenem Oktobertag. Jessl war erst 20 Minuten zuvor eingewechselt worden, es war ohnehin nur einer von fünf Pflichtspieleinsätzen bei der Eintracht für den damals 24-Jährigen. Warum dieses Tor jedoch in den vergangenen Jahren immer wieder Thema war, findet sich an späterer Stelle unter dem Punkt „Das Ende der Serie“. Jessl ist unterdessen der Eintracht immer noch treu und wirkt bei der Fußballschule als Trainer mit.

Nie mehr als sechs Tore

Alexander Meier trifft im April 2010 gegen Mainz. Bo Svensson (r.), heute Trainer der Gäste, kann nur zuschauen.

Sechs Tore sind in 35 Begegnungen schon das Höchste der Gefühle, und auch das gab es nur zwei Mal. Selbstverständlich entscheidet sich die Redaktion hier nicht für die Begegnung, in der die Mainzer das einzige Mal vier Tore gegen die Adlerträger erzielt haben. Da der Eintracht dies wiederum noch nie gelungen ist, ist das 3:3 aus dem April 2010 die wohl spektakulärste Auseinandersetzung gewesen. Alex Meiers früher Doppelpack (13., 20.) wähnt die Gäste aus der Mainmetropole schon auf der Siegerstraße, Ümit Korkmaz sorgt nach dem 2:2 nochmals für die Führung. Es soll jedoch nicht zum Dreier reichen. Bei den Mainzern spielen zwei Akteure von damals noch heute tragende Rollen: Stürmer Ádám Szalai und der heutige Trainer Bo Svensson.

Immer Aufstiegskampf in Liga zwei

Ein Schur, ein Kopfball, ein Aufstieg – und ein großer Verlierer in 35 Kilometern Entfernung.

Acht Duelle gibt‘s in der Zweiten Liga – alle, bevor sich die Nachbarn in der Bundesliga erstmals treffen (2005). Und mindestens ein Team ist immer in den Aufstiegskampf verwickelt. Zudem finden die Rückrundenpartien allesamt jeweils am 27. Spieltag oder noch später statt. 1996/97 und 2001/02 wird Mainz jeweils knapp geschlagen Vierter und die Eintracht sportlich unspektakulärer Siebter. Beide Teams treffen sich also jeweils in den Jahren danach wieder. 1998 macht die Eintracht an einem Montagabend mit einem 2:2 gegen den in der späteren Endabrechnung Zehnten aus Mainz den Aufstieg perfekt. Legendär ist das Fernduell um Rang drei aus der Spielzeit 2002/03, als Alexander Schur die Eintracht zurück in die Bundesliga köpft – und Mainz erneut Vierter wird.

3:0-Doppelpack im Jahr 2018

Omar Mascarell trifft im DFB-Pokal gegen René Adler.

Im Frühjahr 2018 sind die Mainzer zwei Mal binnen fünf Wochen im heutigen Deutsche Bank Park zu Gast. Im DFB-Pokal bedeutet der 3:0-Erfolg den Einzug ins Halbfinale – das Ende in diesem Wettbewerb 2017/18 dürfte allseits bekannt sein. Wenig später gibt’s in der Liga das gleiche Resultat, das schon zur Halbzeit feststeht. In beiden Partien trifft Ante Rebic, eines von zwei Pflichtspieltoren für die Eintracht erzielt im Pokal Omar Mascarell.

Silva beendet die schwarze Serie

Der Weg ist mit 35 Kilometern so nah wie zu keinem anderen Bundesligist in den vergangenen 35 Jahren. Dennoch liegt der letzte Auswärtssieg zeitlich gesehen lange Zeit in weiter Ferne. Es dauerte bis zum 35. Duell, ehe die Adlerträger diese Serie brechen. Im Hinrundenspiel dieser Saison im Januar siegt die Eintracht mit 2:0 in der OPEL ARENA, André Silva netzt doppelt. Ab Sonntag hat er die Chance, einen Rekord einzustellen, der noch älter ist als die Historie der Aufeinandertreffen mit Mainz 05 – nämlich den Torrekord von Bernd Hölzenbein aus der Saison 1976/77. Geschichtsträchtiges kann die Eintracht als Verein aufgrund jener 2:0-Vorlage schaffen. Noch nie gelangen zwei Ligasiege gegen die Nullfünfer innerhalb einer Spielzeit. Nachdem in der vergangenen Runde erstmals beide verloren gingen (1:2/0:2), wäre das die prompte und passende Antwort – und das nächste kleine Kapitel im Vergleich der Rhein-Main-Kontrahenten.