25.01.2022
Historie

38er-Klub jetzt ein Quintett

Kreß, Stein, Bommer, Nikolov und seit Freitag Hasebe: Der Japaner ist der fünfte Adlerträger mit einem Bundesligaeinsatz jenseits von 38 Jahren.

Makoto Hasebe jagt von einem Jubiläum zum nächsten. Kürzlich knackte er die Marke von 500 Ligaspielen im Profifußball, 250 Partien für die Eintracht sowie 200 Bundesligabegegnungen für die Adlerträger. Bereits vor über einem Jahr avancierte er zum asiatischen Rekordspieler im deutschen Oberhaus. Sein 20. Jahr im Profifußball hat Anfang Januar begonnen, und seit wenigen Tagen ist er Mitglied in dem erlauchten 38er-Klub. Fünf Adlerträger haben im Alter von 38 Jahren noch auf dem Rasen in der deutschen Beletage gestanden.

In der aktuellen Bundesligasaison könnte Hasebe erstmals durchgehend der älteste eingesetzte Spieler sein, nachdem in der vergangenen Rückrunde der fünf Monate ältere Klaas-Jan Huntelaar ihm diesen Titel für ein halbes Jahr streitig gemacht hatte. Aktuell mit 36 Lenzen zweitältester Akteur ist Hoffenheims Torhüter Philipp Pentke, der zweitälteste Feldspieler Anthony Losilla vom VfL Bochum ist schon 26 Monate jünger als der Japaner.

Nur Werder stellt mehr Oldies

Hasebe ist nach Uli Stein, Richard Kreß, Oka Nikolov und Rudi Bommer der fünfte Akteur, der mit 38 Jahren noch für die SGE in der Bundesliga aufläuft. Nur bei Werder Bremen waren es mit sechs noch mehr, drei von ihnen – Claudio Pizarro, Mirko Votava und Manfred Burgsmüller – zählen gar zur 40er-Riege mit neun Mitgliedern seit Einführung der Bundesliga 1963. Neben der Eintracht und Werder verzeichnet kein anderer Bundesligist mehr als drei Profis, die im Alter von 38 Jahren für ihren Klub aufliefen.

Dabei gilt die Eintracht nicht zwangsläufig als Vereins, der bevorzugt auf ältere Spieler setzt. Vielmehr hat es mit der Leistung zu tun, welches dieses Phänomen erklärt: Hasebe ist der Prototyp eines Musterprofi, stellt den Fußball über alles andere. In der Winterpause verzichtete der Japaner darauf, nach Tokio zu fliegen, obwohl seine Frau dort das zweite Kind erwartete. Cheftrainer Oliver Glasner hatte ihm extra drei Tage längeren Urlaub gewährt. Doch aus Vorsicht, sich mit dem Coronavirus anzustecken sowie einer nach der Rückkehr geltenden Quarantänepflicht blieb Hasebe in Frankfurt.

Einstellung als Grundtugend: Makoto Hasebe.

Hasebe sagt dazu: „Ich gebe mein ganzes Leben für den Fußball. Ich habe eine tägliche Routine, von der ich kaum abweiche: Ich bin immer zwei Stunden vor Trainingsbeginn am Stadion, um mich zu dehnen und Stabilitätsübungen zu machen. Im Training gebe ich keine 80 oder 90, sondern immer volle 100 Prozent.“

Gründe, die erklären, warum Eintrachts Vizekapitän weiterhin auf absolutem Topniveau agiert. Der Fußballer Hasebe hat etwas von einem Sake, dem beliebten Wein aus Japan, der von Jahr zu Jahr besser wird. In der aktuellen Bundesligasaison bestritt er 18 von 27 Pflichtspielen. Er gilt als verlängerter Arm von Glasner auf und neben dem Platz und zugleich Vorbild für seine jungen Teamkollegen.

Makoto ist ein Vorbild für die anderen und ein ganz wichtiger Ansprechpartner.

Cheftrainer Oliver Glasner

Kein Wunder, dass Coach Glasner in höchsten Tönen von seinem Routinier spricht: „Makoto ist ein Vorbild für die anderen und ein ganz wichtiger Ansprechpartner. Er ist in der Mannschaft und im ganzen Trainerteam hochgeschätzt. Ich bin sehr froh, mit einem solchen Spielertypen wie ihm arbeiten zu dürfen.“

Vor fast genau 14 Jahren kam Makoto Hasebe in die Bundesliga, am 2. Februar 2008 bestritt er für den VfL Wolfsburg sein erstes Spiel. Seit seinem Wechsel im Jahr 2014 vom 1. FC Nürnberg spielt der ehemalige Kapitän der japanischen Nationalmannschaft für die Eintracht und hat in seiner achten Saison aktuell 255 Pflichtspiele auf der Habenseite – so viele wie kein anderer Adlerträger. Einzig Timothy Chandler ebenso lange ununterbrochen Profi bei der Eintracht.

Im 38er-Klub hat Hasebe nun prominente Gesellschaft. Rudi Bommer ist wettbewerbsübergreifend Eintrachts ältester Profi, in der Zweiten Bundesliga lief der heutige Trainer der Fußballschule noch im Alter von 39 Jahren und sieben Monaten auf. Damit liegt er knapp vor Uli Stein, der nach der Zeit bei den Adlerträgern seine Karriere noch fortsetzte und vor fast genau einem Vierteljahrhundert der zweitälteste Spieler der Bundesliga-Geschichte wurde – und ist das bis heute. Torwartkollege Oka Nikolov gehört als Einziger aus dem Quintett zu den zehn Adlerträgern mit den meisten Pflichtspielen für Eintracht Frankfurt, der „Ewige Oka“ brachte es auf 415 Einsätze. Richard Kreß ist derweil der älteste Bundesligadebütant aller Zeiten, in der Premierensaison 1963/64 war er bereits 38 Jahre alt.

Ob wettbewerbsübergreifend oder in der Bundesliga: Möchte sich Makoto Hasebe von Rang fünf aus in der Liste der ältesten Adlerträger noch vorarbeiten, muss er auch in der nächsten Spielzeit noch für die Hessen am Ball sein. Zuzutrauen ist es Asiens internationalem Fußballer des Jahres aus dem Jahr 2018. Über ein baldiges Karriereende sagt er selber: „Ich bin fit und solange ich mich gut fühle, kann ich auch Fußball spielen.“ Nicht ausgeschlossen also, dass Hasebe den Klub aufmacht, den Bommer, Stein und Co. zumindest in Frankfurt nicht erreicht haben: den der 40er.