602 und noch viel mehr
Jeder schwärmt immer von den 602 Bundesligaspielen, die Karl-Heinz Körbel absolviert hat – satte 600 davon in der Startelf. Das ist natürlich Rekord in der über 60-jährigen Historie im Oberhaus. Aber Karl-Heinz hat seine Knochen über 1100 Mal für die Eintracht hingehalten.
- 602 Bundesligaspiele
- 7 Amateurspiele
- 129 weitere Pflichtspiele (Pokal, Europapokal, Relegation)
- 402 Freundschaftsspiele
Ergibt 1140 Spiele. Bei etwa zehn Freundschaftsspielen sind keine Aufstellungen vermerkt worden. Könnte also sein, dass Charly sogar 1150 Partien mit dem Adler auf der Brust absolviert hat.
Das erste Spiel
Da ist stets sein erstes Bundesligaspiel gegen den FC Bayern München vom 14. Oktober 1972 Thema, in dem Körbel Gerd Müller abgemeldet hat. Das erste Spiel bei den Profis der SGE absolvierte Körbel aber am 3. August 1972 beim 9:0 in Bad Homburg, damals wurde er kurz vor der Halbzeit für Kalle Wirth eingewechselt. Den hatte übrigens Bad Homburgs Spielertrainer Wolfgang Solz, früher viele Jahre Adlerträger, umgesäbelt.
Bereits einen Tag später stand ein Freundschaftsspiel beim FSV Frankfurt an, auch da wurde Körbel eingewechselt. Die Frankfurter Rundschau vermerkte: „Die jungen Leute Kraus, Körbel und Krauth ließen in einigen Ansätzen ihr Talent zweifellos erkennen, aber die Verständigungsschwierigkeiten sind noch groß und brachten manchen der Jungen um den Erfolg der begonnenen Arbeit. Es wird noch vieler Erprobungen bedürfen.“ Naja, irgendwie ist Körbel an jenem 14. Oktober 1972 dann doch ins kalte Wasser geworfen worden. Es hat sich gelohnt.
Das erste Tor
17. Juni 1973, ein unvergessener Tag. Die Eintracht spielt beim FC Singen 04. Es ist drückend heiß, 2.500 Zuschauer im Hohentwiel-Stadion sind für die Veranstalter enttäuschend. Schließlich kommt mit Eintracht-Torhüter Günter Wienhold ein lokaler Held zurück an den Bodensee. Wienhold spielte bis 1972 für den FC Singen. Die Eintracht siegt mit 10:1, Wienhold darf sogar einen Elfmeter verwandeln. In der 37. Minute sorgt Karl-Heinz Körbel für das 4:0. Es ist sein erster Eintracht-Treffer bei den Profis.
Die jungen Leute Kraus, Körbel und Krauth ließen in einigen Ansätzen ihr Talent zweifellos erkennen, aber die Verständigungsschwierigkeiten sind noch groß und brachten manchen der Jungen um den Erfolg der begonnenen Arbeit.
Frankfurter Rundschau
Das erste Tor gegen den Heimatverein
Da schaut man verschämt auf die Erde und jubelt nicht. Tore gegen den Heimatverein zerreißen manchmal das Herz. So auch am 9. Oktober 1973 beim Freundschaftsspiel in Dossenheim. Gut, das Spiel stand nicht auf Messers Schneide und auch ohne Charlys Treffer hätte die Eintracht vor 2.500 Zuschauern gewonnen. Mit seinem Treffer wurde es ein 11:1. Für Dossenheim traf übrigens Jakob, Vor- und Nachname sind nicht bekannt.
Gegen die Nationalmannschaft
Man könnte sagen, dass sechs Länderspiele für den Rekordspieler der Bundesliga ein wenig wenig sind. Gut, dann päppeln wir die Statistik mal auf. Weitere Länderspiele von Karl-Heinz Körbel, im Trikot der SGE:
- 5. Mai 1978: SGE vs. Nationalmannschaft Mexico 2:2
- 25. Mai 1978: Nationalmannschaft Österreich vs. SGE 2:0
- 13. Februar 1979: SGE vs. DFB-Nationalmannschaft (Amateure) 5:0
- 21. Februar 1979: SGE vs. DFB-Nationalmannschaft 0:1
- 4. September 1979: Nationalmannschaft Israel vs. SGE 1:3
- 13. Januar 1980: SGE vs. Nationalmannschaft Elfenbeinküste 4:3 n.E.
- 12. Juni 1980: Nationalmannschaft Südkorea vs. SGE 1:2
- 13. Juni 1980: Nationalmannschaft Südkorea vs. SGE 0:1
- 15. Juni 1980: Nationalmannschaft Südkorea vs. SGE 2:3
- 7. Oktober 1980: Nationalmannschaft Belgien vs. SGE 4:2
- 6. Oktober 1981: Nationalmannschaft Israel vs. SGE 0:3
Voilà: Schon sind wir bei 17 Spielen und damit zweistellig. In der Statistik der Nationalspieler können wir unseren Charly vom unwürdigen Platz 403 auf Platz 209 hieven! Das Eintracht Frankfurt Museum, verantwortlich für diese historischen Statistiken, hat den kicker und transfermarkt.de bereits über die weiteren Spiele informiert.
Gegen Kloppo
Am 21. Juli 1986 kickt Karl-Heinz Körbel beim Freundschaftsspiel beim TuS Ergenzingen. Die Adlerträger siegen mit 9:1, Körbel markiert den Treffer zum 5:1. Besonderheit: Den zwischenzeitlichen Ausgleich für Ergenzingen erzielt in der 25. Minute ein gewisser Jürgen Klopp. Wer gegen die Eintracht-Abwehr um Charly einen Treffer macht, muss gut sein. Nach der Saison wechselt dieser Jürgen Klopp an den Riederwald und spielt fortan für die Eintracht Amateure.
Die erste Rote Karte
Sorry, aber am Jubeltag müssen auch unangenehme Fakten auf den Tisch. Da wird immer behauptet, Körbel hätte nie eine Rote Karte bekommen. Das Eintracht-Museum muss zähneknirschend berichten: 20. Juli 1990, Lausanne Sport gegen die SGE (3:5), 65. Minute: Rot gegen Körbel. Zu seiner Entlastung hier der Auszug aus dem Bericht der zeitgenössischen Rundschau, in aller Ausführlichkeit, mit allen Schreibfehlern …:
Zum Bericht der Frankfurter Rundschau
„Irgendwann einmal, wenn Karlheinz Körbel Rückschau halten wird, wenn er den A-Jugendlichen, die er ab 1991 trainieren wird, Geschichten und Anekdoten aus seinem Fußballer-Leben erzählen muß, dann dürfte das internationale Fußball-Turnier in Bern besonderen ‚Stoff‘ liefern. Dort nämlich hatte der Kapitän des Bundesligisten Eintracht Frankfurt zum ersten Mal in 18 Profijahren ‚Rot‘ gesehen, da war er zum ersten Mal in seiner Laufbahn des Feldes verwiesen worden.
Ein Witz eigentlich, zieht man andere Situationen zum Vergleich heran, die keinen Platzverweis zur Folge hatten. Ein Rempler nur, aber beim internationalen Turnier in Bern geriet Lausannes Stürmer Iskrenov in der 65. Minute ins Straucheln, fiel und wurde so am Versuch eines Torschusses gehindert. Der neuen FIFA-Regelauslegung streng folgend, stellte der FIFA-Referee Blattmann aus Zeiningen, der die Eintracht schon einmal bei der 0:6-Niederlage in Dortmund pfiff, den 34 Jahre alten Kapitän vom Platz und schickte schließlich auch den erbost schimpfenden Trainer Jörg Berger kurzerhand auf die Tribüne.
Soweit alles normal – ob nun gerechtfertigt oder nicht, mag dahingestellt bleiben. Doch die folgenden Ereignisse werden wohl in der Fußball-Geschichte vergebens ihresgleichen suchen. Als sich Körbel nämlich perplex in die Kabinen trollte und noch einmal den Zuschauern winkte, prasselte ihm aufmunternd der Applaus von den Rängen entgegen. Sensible Zuschauer saßen da im altehrwürdigen Wankdorfstadion zu Bern.
Und kaum war Körbel in der Kabine verschwunden, holte Lausannes Trainer Umberto Barberis seinen Spielmacher Jean-Michel Aeby vom Feld. ‚Die Maßnahme erschien mir nur logisch. Ich wollte die Chancengleichheit wieder herstellen nach diesem Witz eines Platzverweises. Aber mich wundert das nicht, ich kenne Herrn Blattmann.‘ So spielten zehn gegen zehn, und die Zuschauer nahmen es, zwar überrascht von der außergewöhnlichen Fairneß-Demonstration, dennoch dankbar an.
Noch während die Partie lief, signalisierten Beobachter der in Bern ansässigen UEFA, daß sie den Vorfall nicht an den DFB zur Prüfung und möglichen ‚Aburteilung‘ senden würden. Wieder eine Ohrfeige für den Unparteiischen. Nach dem Schlußpfiff begegneten sich Lausannes Coach Barberis und sein Frankfurter Kollege Berger im Gang. ‚Ich möchte mich noch mal persönlich für diesen unmöglichen Schiedsrichter entschuldigen‘, sagte Barberis. Allenthalben zustimmendes Kopfnicken.“
Wäre das auch geklärt!
Das letzte Spiel
Charlys letztes Spiel ist noch gut in Erinnerung. Am 6. Oktober 1991 spielte die Traditionsmannschaft der Eintracht mit Holz, Grabi, Nickel gegen die Tradielf des FC Bayern München (unter anderem Uli Hoeneß, Beckenbauer, Maier) – jeweils verstärkt von aktuellen Spielern. Es war das Abschiedsspiel für unseren Rekordspieler. Charly erzielte noch einmal zwei Tore, bevor er unter dem Jubel der Zuschauer ausgewechselt wurde.
Ab geht’s zur nächsten Aufgabe, denn diese Partie war nur ein Vorgriff auf das, was dann folgte: In den mindestens 1140 Spielen sind die Partien, die Körbel nach 1991 für die inoffizielle und dann ab 2007 von ihm selbst geleitete offizielle Tradimannschaft absolviert hat, noch nicht enthalten. Der bis dahin letzte von über 200 Einsätzen hier ist übrigens noch gar nicht so lange her, am 2. Oktober dieses Jahres in Affolterbach im Odenwald.
Um es genau zu machen, verabschiedet sich das Museumsteam jetzt in den Keller zum Weiterzählen. Zum 80. Geburtstag gibt’s aktualisierte Zahlen.