26.02.2024
Bundesliga

Achterbahnfahrt ohne Stoppschild

Wille, Glaube und Mentalität – Schwankungen und Nackenschläge. Der Spielverlauf gegen Wolfsburg erlaubt Frankfurter Gefühlsausbrüche in alle Richtungen. Ein Blick zurück.

Der Bock steht. Noch. Umstoßen wollte ihn die Eintracht, mit aller Macht. Und, so viel sei gesagt, der Bock wackelte. Insbesondere in der Nachspielzeit. Mit elf Minuten außerordentlich ausgedehnt, ließ sich das Gefühl, dass drei Punkte auf das Konto der Eintracht und somit zugunsten von Tabellenplatz sechs wandern, nicht abschütteln. „Wir haben Moral gezeigt und noch versucht, das Siegtor zu schießen“, sagte Cheftrainer Dino Toppmöller: „Die Jungs mussten viel wegstecken, haben es gut gemacht und bis zuletzt dran geglaubt. Insgesamt bin ich stolz auf die Leistung.“

Die Reaktion

Wegstecken. Da wären Verletzung wie bei Sasa Kalajdzic, Hugo Larsson oder jüngst Kapitän Sebastian Rode. Kräftezehrende Auftritte wie bei Ellyes Skhiri, der im Europapokal trotz angeknackster Rippe auflief, oder Robin Koch, der sich trotz Krankheit gegen Saint-Gilloise zusammenriss. „Die Mannschaft hat alles gegeben, sie war bemüht – und manche waren durch das Spiel am Donnerstag auch mausetot“, sagte Klub-Legende Karl-Heinz Körbel im Nachgang bei EintrachtTV.

Wegstecken musste das Team gegen den VfL Wolfsburg, der in der siebten Bundesligapartie in diesem Kalenderjahr zum sechsten Mal unentschieden spielte, auch einen „Albtraumstart“, wie es Dino Toppmöller formulierte. 1:44 Minute gespielt, 0:1. „Wir waren auch ein wenig selbst Schuld, wir laden den Gegner mit zwei relativ einfachen Toren ein“, so Sportdirektor Timmo Hardung. Fußballerisch klappte auch gegen Wolfsburg längst nicht alles, die Achterbahn der Gefühle für die Adler-Familie kennt derzeit noch kein Stoppschild. Aber: „Wir sind zurückgekommen, das ist die Hauptsache“, so Timothy Chandler.

Die Reaktion auf den frühen Nackenschlag stimmte. Die Reaktion, die nach Saint-Gilloise eingefordert und angekündigt wurde, stimmte. Die Energie. „In einer Phase wie dieser so früh einen Rückstand hinnehmen zu müssen, ist natürlich schwierig. Wir haben aber die Köpfe nicht in den Sand gesteckt, sondern haben gekämpft und sind immer wieder angelaufen. Der Spirit über das gesamte Spiel war gut“, kommentierte Donny van de Beek und fügte an: „Man kann nicht sagen, dass wir mit dem einen Punkt glücklich sind, aber wir haben alles gegeben. Wir wollten unbedingt gewinnen.“

„Kopfballungeheuer“ mit der 22: Timothy Chandler.

Zehn Punkte holte die Eintracht in der laufenden Bundesligasaison bereits nach Rückstand, bei nur zwei Teams sind es mehr.

Das Kopfballungeheuer

Die Anspannung entlud sich um 17.22 Uhr. Auf dem Platz, auf den Rängen. Omar Marmoush traf zum erneuten Ausgleich – das zehnte Bundesligator des Ägypters im 18. Spiel. Zum dritten Mal in Folge netzte der 25-Jährige im Oberhaus. Die Vorlage per Kopf kam von Timothy Chandler, in der Schlussphase eingewechselt. „Kopfballungeheuer“, so Charly Körbel mit einem Grinsen. „Kopfballstark ist er, das wissen wir, und seine Flanken sind auch gefährlich – das war auch ein wenig die Intention, als wir ihn reingebracht haben. Dass er das Ding dann mit dem Kopf vorlegt, ist natürlich um so schöner“, freute sich Timmo Hardung mit dem 33-Jährigen. Der dritte Saisoneinsatz, davon der erste in der Bundesliga, und die zweite Torbeteiligung. „Er meinte eben in der Kabine, dass er 20 Minuten gespielt habe und dabei zwei Assists gegeben hat. Nun, das spricht für ihn“, erzählte Elias Baum.

Ausblick: Heidenheim wartet

Einen „Punkt der Moral“, nannte es Dino Toppmöller: „Den nehmen wir mit und können darauf aufbauen.“ Mit diesem Gefühl geht es in die neue Woche. „Training ist in einer solchen Phase enorm wichtig. Man kann Dinge ansprechen, sich in Ruhe und isoliert vorbereiten. Und – das ist ganz entscheidend für uns – Selbstvertrauen tanken“, so Timmo Hardung, auch mit Blick auf nächste Aufgabe. Am 2. März wartet auswärts der 1. FC Heidenheim – zur besten Fußballzeit am Samstag um 15.30 Uhr. Dann soll der Bock umgestoßen werden.