Taktiktafel
Carlo Ancelotti ein X für ein U vorzumachen ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Zu viel hat der Italiener, der im Mai in Paris als erster Trainer überhaupt bereits zum vierten Mal die Champions League gewann, schon erlebt. Insgesamt 1185 Pflichtspiele als Trainer, darunter Namen wie Juventus Turin, AC Milan, Chelsea FC, Paris Saint-Germain, FC Bayern München und nun zum zweiten Mal Real Madrid. Der inzwischen 63-Jährige, der mit Italien, England, Spanien und Deutschland in den vier großen europäischen Ligen Meister wurde, hat auch für die Königlichen ein Erfolgsrezept entwickelt:
Entgegen des gängigen Catenaccio-Klischees setzt Ancelotti seit seiner Rückkehr zu den Madrilenen bevorzugt auf ein offensives 4-3-3. Im Endspiel gegen Liverpool FC standen vor der Mittelfeldreihe mit Toni Kroos, Casemiro und Luka Modric der Dreiersturm mit der wieder auferstandenen Tormaschine Karim Benzema sowie Federico Valverde und Vinicius Junior. Never change a winning system – gerade, wenn dieses in der abgelaufenen Saison neben der Champions League auch den Titel in La Liga einbrachte. Auch in den drei Testspielen auf der US-Tour in diesem Sommer baute Ancelotti – mit wechselndem Personal – auf sein bewährtes 4-3-3.
Diese Spieler fehlen
Nach seiner Knie-OP fällt Aurélio Buta weiterhin aus. Jerome Onguéné laboriert an einer Muskelzerrung.
Real-Trainer Carlo Ancelotti steht voraussichtlich der gesamte Kader zur Verfügung.
Spieler im Fokus
Er ist so etwas wie Mister Real Madrid, im aktuellen Kader steht niemand länger in der Hauptstadt unter Vertrag als Karim Benzema. Seit 2009 steht die Nummer neun im Kader der Königlichen und erwies sich immer wieder als Stehaufmännchen. Gerade in der Form der vergangenen Saison ist Benzema aus dem Real-Angriff nicht wegzudenken.
- In 415 Spielen in der spanischen Meisterschaft traf Benzema 219 Mal, in 142 Partien in der Königsklasse markierte er 86 Tore.
- Benzema gewann insgesamt fünf Mal die Champions League – wie übrigens auch Toni Kroos, Luka Modric, Daniel Carvajal und Casemiro.
- In der vergangenen Saison schoss der Franzose in der Champions League 15 Tore.
- Vier Mal wurde er zu Frankreichs Fußballer des Jahres gewählt.
- Zu vier französischen Meistertiteln in Serie mit Olympique Lyon zwischen 2004/05 und 2007/08 gesellen sich ebenso viele Meisterschaften in Spanien; zwei Mal wurde Benzema spanischer, ein Mal französischer Pokalsieger.
Statistiken und Serien
Real peilt seinen fünften Erfolg im UEFA Super Cup an, damit würde Madrid mit dem FC Barcelona und der AC Milan gleichziehen.
Seit elf Spielen sind die Madrilenen gegen deutsche Klubs ungeschlagen, die letzte Niederlage war ein 0:2 gegen den VfL Wolfsburg in der Saison 2015/16.
Das bisher letzte Duell mit einem Bundesligisten ist gut zwei Jahre her, in der Spielzeit 2020/21 siegten die Spanier in der Champions League-Gruppenphase 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach.
Die Frankfurter Eintracht, die die abgelaufene Europapokalsaison ungeschlagen absolvierte, steht zum ersten Mal im Super Cup – damit ist sie der 39. Verein in diesem Wettbewerb.
Sollten sich die Adler durchsetzen, wären sie der erste neue Gewinner seit dem FC Bayern 2013 – die darauffolgenden Sieger Barcelona, Real, Atlético und Liverpool hatten die Trophäe schon vorab mindestens ein Mal errungen.
Historische Duellbilanz
62 Jahre nach dem ersten und bisher letzten Aufeinandertreffen stehen sich Eintracht Frankfurt und Real Madrid wieder gegenüber. Am 18. Mai 1960 setzte sich die Spanier vor über 127.000 Zuschauern in Glasgow mit 7:3 durch. Für das Weiße Ballett traf Ferenc Puskás vier Nal, Alfredo di Stéfano steuerte drei Tore bei. Für die Hessen trugen sich Erwin Stein und Richard Kreß in die Torschützenliste ein.
Wiedersehen
Nach über zehn Jahren wechselte David Alaba vom FC Bayern München zu Real Madrid. An der Isar spielte der Österreicher mit dem Eintracht-Duo Sebastian Rode und Mario Götze zusammen. In der Saison 2013/14 stand Götze zudem auch mit Toni Kroos auf dem Rasen, beide wurden 2014 in Brasilien gemeinsam mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister.
Aus dem DFB-Aufgebot kennen sich auch Frankfurts Keeper Kevin Trapp und die Wahl-Madrilenen Kroos und Antonio Rüdiger.
Schlüsselduell: Rafael Borré gegen David Alaba
Rafael Santos Borré behielt die Nerven, setzte den entscheidenden Elfmeter gegen den Rangers FC ins Netz und schoss die Hessen damit zum Europapokaltriumph, der wiederum den Adlern die Tür zum Super Cup öffnete. In seiner Premierensaison im Herzen von Europa stand der 17-fache kolumbianische Nationalspieler in Pokal, Bundesliga und Europa League 52 Mal auf dem Feld und markierte 14 Tore.
Dort wird er es in der gegnerischen Viererkette unter anderem mit David Alaba zu tun bekommen. Zwischen 2009 und 2021 – mit halbjähriger Zwischenstation in Hoffenheim – reifte der Österreicher beim FC Bayern zu einem absoluten Topverteidiger. Und zu einem Titelsammler: zehn Meisterschaften, zwei Champions-League-Titel, fünffacher DFB-Pokalsieger und mehr. Seit der Saison 2021/22 trägt der 30-jährige Defensivallrounder blanco.