Adlercheck: Bissig und schnörkellos

Taktiktafel

Es ist ein Geben und Nehmen beim Klub von der Castroper Straße – sicherlich nicht freiwillig, aber häufig wird geteilt: Bereits neun Mal, und damit gemeinsam mit Mainz so häufig wie kein anderer Bundesligist in der laufenden Saison, spielte der VfL Bochum unentschieden. Unter Trainer Thomas Letsch, der seit September 2022 auf dem Trainerstuhl sitzt, meist in einem 4-3-3-System – flexibel durch marginale Umstellungen auch in einem 4-2-3-1. „Hohes Anlaufen und eine hohe Aktivität“ erwartet Frankfurts Cheftrainer Dino Toppmöller vom Gegner am Samstagnachmittag: „Sie haben sehr viele hohe Ballgewinne und eine hohe Mannorientierung im Pressing. Für beide Mannschaften wird es ein sehr intensives Spiel.“

Mit 2075 gewonnenen Zweikämpfen rangiert Bochum ligaweit auf dem geteilten ersten Platz; exakt so viele weist auch der vorherige Eintracht-Heimgegner Mainz 05 auf. „Bochum wird ein ähnliches Spiel wie gegen Köln, Mainz oder Darmstadt. Wir kennen sie aus dem Hinspiel, wissen um ihre Qualitäten und müssen uns darauf gefasst machen“, betont Kevin Trapp.

Nach vorne agiert der Tabellen-14. meist schnörkellos und mit einfachen Mitteln. Die nominellen Spitzen bildeten zuletzt Matus Bero, Moritz Broschinksi und Christopher Antwi-Adjei. Eine weitere Option im Angriff wäre der ehemalige Adlerträger Goncalo Paciencia. Die Fäden hinter den Spitzen zieht Topscorer Kevin Stöger.

Mit dem vom Asien-Cup zurückgekehrten Takuma Asano steht Trainer Letsch zudem auch wieder sein Toptorschütze zur Verfügung. „Jeder, der Taku gesehen hat, weiß, in welcher körperlichen Verfassung er ist. Er ist einfach topfit. Das ist unverändert, auch wenn er unterwegs war. […] Er hatte natürlich erst zwei Trainingstage und meinte heute, dass er sich etwas müde fühlt. Am Samstag wird er sich hoffentlich topfit fühlen“, sagte Letsch am Donnerstag über den Japaner, der in der bisherigen Bundesligaspielzeit bislang fünf Treffer erzielte.

Diese Spieler fehlen

Die Eintracht muss auf die gesperrten Niels Nkounkou und Tuta sowie auf Éric Junior Dina Ebimbe (muskuläre Probleme) verzichten. Die Verfügbarkeit von von Sasa Kalajdzic und Aurélio Buta, die beide Nachwuchs etwarten, ist fraglich.

Beim VfL Bochum fallen Ersatztorwart Michael Esser und Jungprofi Mohammed Tolba verletzungsbedingt aus. 

Spieler im Fokus: Kevin Stöger

In Abwesenheit von Bochums Toptorschütze Asano schwang sich Kevin Stöger zum Aktivposten in der Bochumer Offensive auf. Der gebürtige Österreicher lenkt das Spiel des Klubs aus dem Pott und ist auf dem Weg, seine bislang beste Bundesligasaison zu spielen. Nach dem 20. Spieltag steht Stöger bei je vier Toren und Assists – Topscorer.

„Kevin ist für uns ein ganz, ganz wichtiger Spieler. Er fordert immer den Ball. Kevin bringt eine super Balance und ein Gespür mit. Er coacht die Spieler um sich herum“, sagte sein Trainer auf der Spieltags-PK vor dem Duell in Frankfurt über den 30-Jährigen, der im Hinspiel in Bochum per Elfmeter den 1:1-Endstand markierte.

• Mit 16 Jahren kam Stöger, geboren in Steyr, nach Deutschland in die Jugend des VfB Stuttgart. Neben Stuttgart und Bochum spielte er zudem im Dress des 1. FC Kaiserslautern, SC Paderborn, 1. FSV Mainz 05 und Fortuna Düsseldorf.
• In 304 Pflichtspielen zwischen Regional- und Bundesliga markierte er 32 Tore und 48 Vorlagen.
• Stöger liegt mit 33 Fouls gegen sich auf Platz sechs der meist gefoulten Bundesligaspieler. Mit 68 geschlagenen Flanken belegt er den zehnten Platz im Ligaranking.
• Von der U16 bis zur U21 durchlief Stöger alle Jugendnationalteams Österreichs. Auch für die A-Mannschaft wurde er bereits nominiert, kam jedoch bislang zu keinem Einsatz.

Serien und Statistiken

Bei der Eintracht gewannen die Bochumer ein einziges ihrer vergangenen 18 Pflichtspiele – im April 2007 – und sind seit sieben Pflichtspielen sieglos. In keiner dieser sieben Partien erzielte der VfL mehr als ein Tor.

Bochum verspielte in dieser Bundesligasaison 13 Punkte nach Führung. Umgekehrt holten die Blau-Weißen zwei Zähler nach Rückstand – letztmals beim 1:1 gegen die Eintracht in der Hinrunde.

Beim jüngsten 1:1 gegen Augsburg wurde zum 30. Mal seit der Bundesligarückkehr im Sommer 2021 ein Elfmeter gegen den VfL Bochum gepfiffen (in 88 Spielen). Gegen kein anderes Team waren es in diesem Zeitraum mehr als 16. 

Wiedersehen

Cheftrainer Dino Toppmöller spielte eine Saison für den VfL Bochum, anschließend wechselte er zur Eintracht.

Bochums Co-Trainer Jan Fießer hat eine Frankfurter Vergangenheit, mehrere Jahre spielte er in der Jugend der Eintracht. Dort begann er auch seine Trainerlaufbahn, war jeweils Co-Trainer der U17 und U19 sowie Chefcoach der U17.

Goncalo Paciencia erzielte in 86 Pflichtspielen mit dem Adler auf der Brust 20 Tore und krönte sich 2022 mit der Eintracht zum Europapokalsieger.

Ansgar Knauff und Bochums Patrick Osterhage liefen gemeinsam für die U23 von Borussia Dortmund auf. Zudem kennen sich Knauff und Felix Passlack aus gemeinsamen Dortmunder Zeiten. Auch zusammen mit Mario Götze spielte Passlack für die Schwarz-Gelben.

Jens Grahl und Takuma Asano kennen sich vom VfB Stuttgart.