03.05.2022
Europapokal

Adlercheck: Deutsches Novum im Visier

Ein Finaleinzug von Eintracht Frankfurt gegen West Ham United wäre gleich in zweifacher Hinsicht etwas ganz Besonderes. Doch Vorsicht ist geboten, der Gegner mag die Fremde.

Taktiktafel

Wie so häufig in dieser Saison agierte der West Ham United FC auch im Hinspiel gegen die Eintracht im 4-2-3-1. Wie von Coach Oliver Glasner bereits im Vorfeld vermutet, trat die Elf von Coach David Moyes in dieser Formation physisch enorm stark auf. 58 Prozent gewonnene Zweikämpfe sprechen eine klare Sprache. Allen voran Stürmer Michail Antonio gelang es neben seinem Treffer in den direkten Duellen immer wieder den Ball zu behaupten und gefährlich weiterzuspielen. Noch dazu agierten die Hammers immer wieder mit Flanken und waren allen voran nach Standards gefährlich.

Bei der jüngsten 1:2-Niederlage am vergangenen Sonntag gegen den Arsenal FC nahm Coach David Moyes gleich fünf Wechsel vor. Wohl auch, um gegen die Eintracht im Rückspiel auf seine bestmögliche Elf zurückgreifen zu können: Alphonse Areola, Ben Johnson, Craig Dawson, Tomas Soucek und Antonio blieben draußen. Dafür begannen Torwart-Routinier Lukasz Fabianski, Ryan Fredericks, Vladimir Coufal, Kapitän Mark Noble und Said Benrahma.

Diese Spieler fehlen

Der Oberschenkel von Jesper Lindström wurde umgehend gekühlt, sein Einsatz für Donnerstag ist allerdings fraglich.

Bei der Eintracht ist der Einsatz von Jesper Lindström fraglich. Im Hinspiel wurde der Däne mit muskulären Problemen im Oberschenkel ausgewechselt und fehlte daraufhin in der Liga gegen Leverkusen. Evan Ndicka und Kristijan Jakic sind nach ihren Sperren dagegen wieder dabei. Auch für Martin Hinteregger, der zuletzt erkältungsbedingt passen musste, könnte es bis zum Anpfiff reichen.

West Ham muss auf seine beiden Verteidiger Angelo Ogbonna und Issa Diop verzichten. Beide fehlen verletzungsbedingt.

Spieler im Fokus: Said Benrahma

Als Said Benrahma im Hinspiel in der 66. Minute für Manuel Lanzini eingewechselt wurde, kam über die linke Angriffsseite der Hammers viel Schwung in die Begegnung. Keine zwei Minuten nach seiner Einwechslung holte der Algerier nach einem Dribbling gegen Ansgar Knauff einen Freistoß in Strafraumnähe raus. Eintrachts Klärungsversuch landete erneut beim Linksaußen, der sich den Ball mit einem kurzen Kontakt in den eigenen Lauf legte. Sein satter Spannstoß aus gut 25 Metern touchierte aber nur den rechten Außenpfosten.

Said Benrahma war nach seiner Einwechslung ein belebendes Element in der Offensive der Hammers.

Auch im Anschluss gingen einige Angriffsversuche über den 17-fachen Nationalspieler Algeriens. Kurz vor Ende der Partie war der 1,72 Meter große Mittelfeldmann erneut gefährlich. Seine Flanke konnte Jarrod Bowen per Kopf aber nicht verwerten, weil Almamy Toure dazwischen war. Aufgrund seiner Leistung könnte sich Benrahma in die erste Elf gespielt haben. Aber auch falls er erneut nur von der Bank kommt: Knauff und Co. sollten vor dem Dribbler nun gewarnt sein.

Historische Duellbilanz

Am Donnerstag kommt es zwischen Eintracht Frankfurt und West Ham United zum vierten Aufeinandertreffen in einem Pflichtspiel. Vier Mal gab es die Partie dann in einem Halbfinalspiel des Europapokals. 1976 setzte sich im Hinspiel die Eintracht mit 2:1 durch, musste durch eine 1:3-Niederlage im Upton Park dann aber die Heimreise antreten. Dieses Jahr wollen die Adlerträger nach dem erneuten 2:1-Sieg im Hinspiel den Spieß umdrehen. 

Statistiken

Eintracht Frankfurt hat in seiner Profigeschichte nur ein einziges Halbfinalspiel vor heimischer Kulisse verloren. In der Saison 1992/93 verloren die Hessen im DFB-Pokal mit 0:3 gegen Bayer 04 Leverkusen. Bei zwölf Spielen gab es ansonsten neun Siege und zwei Remis.

Die SGE könnte die erste deutsche Mannschaft werden, die sowohl das Finale des UEFA-Pokals als auch der UEFA Europa League erreicht. Letzteres gelang bisher noch keiner deutschen Mannschaft, Werder Bremen war zuletzt 2009 im letzten Endspiel des UEFA-Pokals dabei und verlor gegen Shakhtar Donezk nach Verlängerung.

Im Hinspiel stellte die SGE gleich zwei Vereinsrekorde auf: Durch den Sieg blieben die Hessen auch im elften Spiel dieser Europa-League-Saison ungeschlagen. Eine so lange Serie ohne Niederlage innerhalb einer Saison hatten die Frankfurter im Europapokal noch nie. Zudem ist die Eintracht die einzige Mannschaft in den drei laufenden UEFA-Wettbewerben, die noch keine Niederlage hinnehmen musste. 

Außerdem traf die SGE auch im elften Europapokal-Spiel in dieser Saison. Auch das ist eine Serie, die der Eintracht zuvor noch nie gelang.

In der laufenden Europa-League-Saison gewann die Mannschaft von Oliver Glasner zwar nur eines ihrer fünf Heimspiele (3:1 gegen Olympiacos FC in der Gruppenphase), verlor allerdings keines.

Schlüsselduell: Daichi Kamada gegen Declan Rice

Wie schon in Hinspiel könnte es im Zentrum des Geschehens immer wieder zu einem Duell kommen, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Während Kamada gerne künstlerische Ansätze verfolgt und in dieser Europa-League-Saison mit seinen fünf Treffern allen voran vor dem gegnerischen Kasten für Furore sorgte, ist Rice bei den Hammers eher für das Gegenteil bekannt: dem Unterbinden der gegnerischen Angriffsversuche. Der Engländer kurbelt trotz seiner defensiveren Position aber auch immer wieder das Spiel der Hammers an und ist gleichzeitig für die Struktur der Mannschaft verantwortlich.

Daichi Kamada und Declan Rice lieferten sich schon im Hinspiel einige intensive Duelle.

Im Hinspiel kam der defensive Mittelfeldspieler auf 88 Ballkontakte und hatte damit deutlich mehr als der Japaner (51). Auch seine Passquote von 91 Prozent war im Vergleich zu Kamada etwas besser. Eintrachts Nummer 15 kam auf 88 Prozent angekommener Pässe. Als Mr. Europacup der Eintracht hätte der Dribbler mit etwas Glück für eine noch bessere Ausgangslage für das Rückspiel sorgen können, als er mit einem abgefälschten Schuss am rechten Pfosten (79.) scheiterte. Seine starke Leistung war dennoch Grund genug, von der UEFA zum Spieler der Woche ausgezeichnet zu werden.

Insgesamt war Kamada bislang in 18 Einsätzen für Eintracht Frankfurt in der Europa League an 14 Toren direkt beteiligt (elf Tore und drei Vorlagen). Zudem war er in allen drei K.-o.-Runden dieser Saison bei mindestens einem Treffer involviert. Eine Fortsetzung dieser Serie ist erwünscht.