26.04.2024
Bundesliga

Adlercheck: Druckvoll

Der FC Bayern versteht es, Gegner schrittweise hinten einzuschnüren. Kane sticht heraus, doch die Torgefahr hat mehrere Gesichter. Müller steht dabei vor einem Jubiläum.

Taktiktafel

Vor dem Duell mit Real Madrid in der Champions League warten auf den FC Bayern München, aktuell mit 66 Punkten hinter dem neuen Deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen Rangzweiter, die Adlerträger. Erst Bundesliga, dann in der kommenden Woche das Halbfinalhinspiel in der Königsklasse. Doch darauf spekulieren, dass die Münchener mit den Gedanken schon einige Tage weiter sein könnten, will Frankfurts Cheftrainer Dino Toppmöller keinesfalls: „Wir wissen alle, dass Bayern München eine Mannschaft ist, die den Anspruch hat, alles und immer zu gewinnen“, sagt der 43-Jährige und erwartet einen von seinem Gegenüber Thomas Tuchel sehr gut vorbereiteten Gegner. „Das ist eine große Stärke von ihm.“

Unter dem 50-jährigen gebürtigen Krumbacher läuft der FC Bayern in der Regel in einem 4-2-3-1 auf, präsentiert sich flexibel und mit Ball teils frei schwimmend. Während zuletzt Matthijs de Ligt und Eric Dier in der Innenverteidigung vor Nationaltorhüter Manuel Neuer gesetzt waren, treibt Joshua Kimmich in seiner Rolle auf den Außen in der Viererkette das Spiel auf dem rechten Flügel an. Auf der Gegenseite stand in den vergangenen Spielen Alphonso Davies, mit 36,02 km/h achtschnellster Spieler in der laufenden Bundesligasaison.

Insgesamt stehen für die FCB-Verteidigung, die bislang 298 gegnerische Torschüsse und damit die zweitwenigstens aller Teams zuließ, bislang zwar zehn Weiße Westen zu Buche, allerdings auch schon 37 Gegentreffer im Ligabetrieb – drei weniger als die Eintracht.

Dem gegenüber stehen 87 eigene Saisontore – nicht nur ligaweit Bestwert 2023/24, sondern auch der vierthöchste Wert nach 30 Spieltagen in der Bundesligahistorie. Einige offensive Eckpunkte:

  • 19,7 Torschüsse pro Spiel
  • Expected-Goals-Wert von 80,1 bei 87 Toren um 6,9 übertroffen
  • 591 Torschüsse und 137 Großchancen
  • 21 Prozent Chancenverwertung

All das sind Topwerte im Oberhaus. Einer, der daran maßgeblich beteiligt ist, ist: Harry Kane. 33 Tore und acht Assists ist die Zwischenbilanz des Engländers in der Liga. Doch nicht nur Kane trifft. Mit Jamal Musiala (zehn Tore, sechs Assists) sowie Leroy Sané (acht Tore, elf Assists) – aktuell an einer Schambeinentzündung laborierend – befinden sich zwei weitere Bayern unter den Top 20 der laufenden Saison. Übrigens: Mit 296 gewonnenen Zweikämpfen zählt Musiala in der Beletage zu den besten Zehn. Leon Goretzka steht indes bei zwölf direkten Torbeteiligungen in dieser Bundesligarunde (fünf Tore, sieben Assists), was eingestellter persönlicher Rekord für ihn bedeutet. 

„Am Ende hat Bayern München so viel Qualität, da muss schon sehr viel passen. Ich glaube nicht, dass man davon sprechen kann, dass sie irgendwo eine große Schwäche haben“, sagt Dino Toppmöller: „Bayern ist eine absolute Spitzenmannschaft, die es gegen jeden Gegner hinbekommen wird, diesen phasenweise hinten einzuschnüren.“

Diese Spieler fehlen

Bei den Bayern fehlen Bouna Sarr (Aufbau nach Kreuzbandriss), Sacha Boey (Muskelbündelriss), Kingsley Coman (Adduktorenverletzung), Serge Gnabry (Muskelfaserriss), Leroy Sané (Schambeinentzündung) und Tarek Buchmann (Muskelverletzung). Ein Einsatz von Dayot Upamecano (Knöchel) ist fraglich.

Die Eintracht muss auf Sebastian Rode (Aufbautraining nach Knie-OP), Sasa Kalajdzic (Kreuzbandriss) und Nacho Ferri (Sprunggelenk) verzichten. Ein Einsatz von Farès Chaïbi (krank) ist noch fraglich.

Spieler im Fokus: Thomas Müller

Thomas Müller, 34, kam in der laufenden Saison in 28 Ligaspielen zum Einsatz – nur Harry Kane, in allen 30 Partien am Start, spielte bis hierhin öfter für die Bayern im Oberhaus. Sechsmal trug er die Kapitänsbinde. Jüngst platzierte er sich wieder regelmäßiger auf der Anzeigetafel, drei seiner fünf Ligatore schoss er in den vergangenen zwei Partien. Zuletzt gelang ihm beim 5:1-Auswärtssieg ein Doppelpack gegen den 1. FC Union Berlin. Das bedeutet auch: Der Ur-Bayer steht vor seinem 150. Bundesligator. Eine Marke, die zuvor für den FC Bayern nur Karl-Heinz Rummenigge, Robert Lewandowski und Gerd Müller erreichten.

„Wer das Selbstverständnis von einem Manuel Neuer oder einem Thomas Müller kennt, der weiß, dass wenn die Jungs auf den Platz gehen, es für sie auch ein Stück weit Ehrensache ist, zu gewinnen“, sagt Dino Toppmöller, der mit Müller während seiner Zeit als Co-Trainer von Julian Nagelsmann zusammenarbeitete. Das zeigt Müllers Siegstatistik eindrucksvoll: Nach 337 Partien bejubelte er mit seinem Team drei Punkte und ist damit Bundesliga-Rekordhalter knapp vor Teamkollege Manuel Neuer, der für seine 336 Siege 27 Einsätze mehr (497 zu 470) gebraucht hat. Weitere Zahlen zu Thomas Müller:

Thomas Müller steht vor seinem 150. Bundesligator.
  • Traf wettbewerbsübergreifend in 27 Spielen siebenmal gegen die Eintracht und bereitete 16 Treffer vor, in der Bundesliga sind es in 23 Duellen sechs Tore und zwölf Vorlagen.
  • Gesamte Profikarriere bisher beim FC Bayern. Seine persönliche Titelausbeute im rot-weißen Trikot: Deutscher Meister (12x), DFB-Pokal (6x), Champions League (2x), UEFA Super Cup (2x), FIFA Klub-Weltmeister (2x), Deutscher Superpokal (8x).
  • 45 Tore in 128 Länderspielen für die deutsche A-Nationalmannschaft. Weltmeister 2014 und WM-Torschützenkönig 2010.

Serien und Statistiken

Seit Saisonbeginn 2019/20 verlor der FC Bayern vier der neun Bundesligaspiele gegen die Eintracht, gegen kein Team waren es mehr in diesem Zeitraum.

Durch das 5:1 im Hinrundenspiel fügte Eintracht Frankfurt dem Klub von der Säbener Straße die geteilt höchste Bundesliganiederlage in diesem Jahrtausend zu.

Gegen 16 der 17 Bundesligagegner in dieser Saison war Harry Kane an mindestens einem Tor direkt beteiligt, nur gegen die Hessen noch nicht.

Omar Marmoush, Frankfurts Topscorer in dieser Bundesligaspielzeit (elf Tore, sechs Assists), war nur in zwei seiner bis dato 87 Bundesligapartien an drei Treffern direkt beteiligt – so im Hinrundenspiel gegen den FC Bayern.

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 27. April, 15.30 Uhr, 31. Spieltag, Bundesliga, Saison 2023/24.
Stadion: Allianz Arena, München.

Programmhinweise

EintrachtFM überträgt ab 15.15 Uhr live.
Sky Sport Bundesliga zeigt das Spiel live und exklusiv, entweder als Einzelspiel oder als Teil der Konferenz.

Wiedersehen

Mario Götze und Sebastian Rode trugen das Trikot des FC Bayern.

Philipp Max spielte in der FCB-Jugend.

Leon Goretzka, Leroy Sané und Philipp Max liefen in der Saison 2013/14 gemeinsam für den FC Schalke 04 auf.

Dino Toppmöller und sein Co-Trainer Stefan Buck kennen den FCB gut. Toppmöller war Co-Trainer von Julian Nagelsmann. Buck spielte zu seiner aktiven Zeit knapp vier Jahre für die zweite Mannschaft und arbeite später im Nachwuchsbereich als Co-Trainer.

Raphaël Guerreiro kennt Ansgar Knauff und Mario Götze aus seiner Zeit in Dortmund.