26.09.2025
Bundesliga

Adlercheck: Energieschub

Polanski setzt auf zwei Systeme, fünf Spieler fehlen definitiv verletzt und nach Balleroberung trennt sich derzeit die Spreu vom Weizen. Gladbach gegen Frankfurt in der Analyse.

Taktiktafel

„Wir haben eine klare Idee, wie wir Fußball spielen wollen“, unterstreicht Eugen Polanski. Die Pressekonferenz von Borussia Mönchengladbach vor dem ersten Heimspiel unter dem aktuellen Interimstrainer stand auch im Zeichen von Form und Formation. „Mehr Energie“ attestierte Eintracht-Chefcoach Dino Toppmöller den Fohlen unter BMG-Eigengewächs Polanski, der selbst mit seinen Schützlingen im BORUSSIA-PARK „den Funken überspringen“ lassen möchte. Die klare Idee stehe dabei vor allem für „Überzeugung und Wille“. Dann, so der 39-Jährige, seien „Formation und Aufstellung selten der ausschlaggebende Grund, um guten Fußball zu spielen“. Mit Blick auf den 1:1-Punktgewinn in Leverkusen konstatierte Polanski: „Das Spiel mit Ball darf deutlich besser sein. Wir wollen uns klar darauf fokussieren, klare Abläufe mit Ball zu haben, sehr, sehr zielstrebig zum Tor gehen und uns in beste Schusspositionen bringen“.

In welcher Ausrichtung, ließ er offen, sagte aber nach sechseineinhalb Jahren Trainererfahrung als Assistent in St. Gallen, im Nachwuchs des VfL und seit 2022 als Cheftrainer der zweiten Mannschaft: „Vor drei Jahren, als ich Trainer der U23 wurde, hätte ich gesagt, wir müssen 27 verschiedene Systeme spielen und 93 verschiedene Muster im Spiel haben. Es hat sich relativ schnell herauskristallisiert, dass zwei Systeme bei mir absolut in Ordnung sind, um eine Klarheit zu haben, Abläufe zu können und um Sicherheit für die Räume zu kriegen.“ Es mache „keinen Sinn, acht Sachen einzustudieren, sondern am liebsten zwei – und die dann gut ausführen!“

Option eins von zwei hieß im Rheinduell am vierten Spieltag: 3-4-2-1. Zuvor war die Elf vom Niederrhein regelmäßig im 4-2-3-1 angetreten. Eine Viererkette ist mit Blick auf Polanskis Trainerdasein dennoch nicht ausgeschlossen. In der Regionalliga West ordnete er Mönchengladbachs U23 abwechselnd im 3-4-3 oder im 4-4-2 mit Doppelsechs an. Auffällig war vor einer Woche in jedem Fall die neu entfachte Kampfeslust der Schwarz-Weiß-Grünen: 226 geführte Zweikämpfe waren so viele wie seit einem Jahr nicht mehr.

Diese Spieler fehlen

Der Einsatz von Giovanni Reyna steht auf der Kippe.

Robin Hack (Innenmeniskusriss), Tim Kleindienst (Meniskusriss) und Nathan Ngoumou (Achillessehnenriss) fallen definitiv aus. Bei Franck Honorat (Adduktorenprobleme) und Giovanni Reyna (Oberschenkelbeschwerden) möchte Polanski „von Tag zu Tag gucken“.

Bei den Gästen fallen Rasmus Kristensen (Muskelverletzung) und Jessic Ngankam (Schien- und Weidenbeinbruch) aus.

Spieler im Fokus: Rocco Reitz

Eigengewächs, Kämpferherz, Dauerläufer: Rocco Reitz trägt seit seinem siebten Lebensjahr die Raute auf der Brust. Nach zwei Leihstationen in Belgien bei Sint-Truiden hat sich der zentrale Mittelfeldspieler in der Saison 2023/24 fest in der ersten Mannschaft etabliert – und ist dort seither kaum wegzudenken.

Mit seiner aggressiven Spielweise, klugen Positionierungen und hohen Laufbereitschaft bringt Reitz genau das Profil mit, das ihn für die Schaltzentrale im Zentrum prädestiniert. Defensivstark, pressingresistent, gleichzeitig aber mit Zug zum Tor – ganz nach dem Geschmack von Trainer Polanski, einst selbst im defensiven Mittelfeld beheimatet. Auch im Spiel gegen den Ball ist auf Reitz Verlass – seine hohe Zweikampfquote und enorme Intensität machen ihn zu einem wichtigen Faktor im System der Borussen. Außerdem …

  • … ist er bereits seit seiner Geburt Mitglied von Borussia Mönchengladbach.
  • … stand er in der Saison 2023/24 in allen 34 Bundesligaspielen auf dem Platz, erzielte sechs Tore und lieferte drei Assists.
  • … wurde er während seiner Zeit bei Gladbachs U23 bereits von Interimscoach Eugen Polanski trainiert.
  • … debütierte er 2023 in der deutschen U21-Nationalmannschaft und erzielte bislang zwei Tore.

Serien und Statistiken

Die Adlerträger sind seit acht Bundesligaspielen gegen Borussia Mönchengladbach ungeschlagen, vier Siege und vier Unentschieden sprangen heraus.

Eintracht Frankfurt stellt mit elf Saisontoren die ligaweit zweitstärkste Offensive 2025/26 nach dem FC Bayern. Gegner Borussia Mönchengladbach hat mit einem Saisontor die schwächste Offensive der Liga. So wenige Treffer waren es im Oberhaus nach vier Spielen zuletzt 1996/97.

Konteranalyse: Die Fohlen fuhren in dieser Bundesligasaison bislang einen einzigen Gegenstoß – weniger als jedes andere Team. Deutlich anders das Bild bei Eintracht Frankfurt: Die Hessen erzielten bisher drei Treffer nach Balleroberung, die meisten hinter Union Berlin.

Wiedersehen

Nathaniel Brown 2022/23 und 2023/24 sowie Can Uzun 2023/24 zählten gemeinsam mit Jens Castrop beim 1. FC Nürnberg zum Stammpersonal.

Alte Nürnberger Bande: Jens Castrop, Nathaniel Brown und Can Uzun.

Mo Dahoud machte für Borussia Mönchengladbach seine ersten Schritte als Profi und bestritt 86 Partien für die Fohlen, in denen er acht Tore und 16 Vorlagen beisteuerte.

Dahoud, Götze und Reyna kennen sich aus Dortmund, Michael Zetterer spielte in Bremen mit Fabio Chiarodia zusammen; Ritsu Doan und Shuto Machino standen im September 2022 mit Japans U20 den USA gegenüber.

Luca Netz und Rocco Reitz spielten wie die Frankfurter Ansgar Knauff, Elias Baum, Nnamdi Collins und Nathaniel Brown gemeinsam für die deutsche U21.