04.08.2022
Bundesliga

Adlercheck: Extrem variabel

Der FC Bayern München kommt mit fast voller Kapelle nach Frankfurt – taktisch muss der Trainer aber ein wenig umdenken.

Taktiktafel

Mit Spannung war im Vorfeld erwartet worden, wie Julian Nagelsmann nach dem Abgang von Robert Lewandowski zum FC Barcelona wohl in der Offensive auf- und umstellen würde. In der vergangenen Saison hatte der 35-jährige Coach meist ein 4-2-3-1 mit einem Zielspieler in der Spitze bevorzugt. Beim 5:3-Erfolg im DFL-Supercup gegenLeipzig bildeten Neuzugang Sadio Mané und Serge Gnabry in einem 4-2-2-2 eine Doppelspitze, jedoch in ständiger Bewegung und somit auch in ständigem Positionswechsel mit Jamal Musiala und Thomas Müller. Zusätzliche Variabilität bieten hochkarätige Alternativen: Der am Freitag gesperrte Kingsley Coman, Leroy Sané oder Mathys Tel – plus die sich aus der hinteren Reihe nach vorne einschaltenden Außen. Zum Saisonaufgalopp in Leipzig waren es Benjamin Pavard und der pfeilschnelle Alphonso Davies.

In der Verteidigung präsentierten sich die Roten gegen Leipzig aber nicht immer sattelfest, in der zweiten Hälfte mussten sie drei Gegentreffer hinnehmen. Nicht ausgeschlossen, dass der Niederländer Matthijs de Ligt am Main sein Startelfdebüt geben wird. Meistens setzt Nagelsmann hinten auf eine Viererkette, vergangene Saison baute er aber auch gelegentlich auf drei Innenverteidiger um – wie beim 1:0-Erfolg in Frankfurt am 26. Februar, dem bislang letzten Aufeinandertreffen.

Diese Spieler fehlen

Fehlt auch in der Liga gesperrt: Hrvoje Smolcic.

Nach seiner Knie-OP fällt Aurélio Buta weiterhin aus. Jerome Onguéné laboriert an einer Muskelzerrung. Zudem fehlt Hrvoje Smolcic beim Bundesligaauftakt, da er eine Gelbsperre aus der kroatischen Liga absitzen muss.

Beim FC Bayern fehlt Leon Goretzka ( freier Gelenkkörper im Knie), Kingsley Coman kann aufgrund einer Rotsperre aus der vergangenen Saison nicht spielen. Hinter den Einsätzen von Manuel Neuer (Magen-Darm-Probleme) und Eric Maxim Choupo-Moting (Leistenprobleme) steht noch ein Fragezeichen.

Spieler im Fokus

Schnell, trickreich, wendig, starker Schuss – und seit der Saison 2022/23 im Dress des FC Bayern München: Sadio Mané, in den vergangenen sechs Spielzeiten für den Liverpool FC am Ball, hat sich für die Bundesliga entschieden. Direkt im ersten Pflichtspiel im DFL-Supercup gegen Leipzig ließ der Rechtsfuß aus dem Senegal sein Können aufblitzen.

  • 111 Tore in der Premier League in 263 Spielen, dazu 24 Treffer in der UEFA Champions League sowie 33 Länderspieltore für den Senegal.
  • Ein „Weltklassespieler“, wie ihn sein Ex-Coach Jürgen Klopp zum Abschied lobte.
  • Variabel: kann über den Flügel, als Teil einer Doppelspitze, wie jüngst gegen Leipzig, oder auch als alleiniger Zielspieler vorne drin spielen.
  • Auszug aus der Titelsammlung: Englischer Meister und Pokalsieger, Champions League-Sieger, FIFA-Klub-Weltmeister, Afrika-Meister, Zwei Mal Afrikas Fußballer des Jahres, Österreichischer Meister und Pokalsieger, Torschützenkönig in der Premier League 2019.
  • In fünf seiner sechs Spielzeiten in der Premier League traf der 30-Jährige im ersten Auswärtsspiel der Saison, darunter auch bei seinem Debüt für Liverpool im August 2016 gegen den Arsenal FC.
Sadio Mané läuft seit dieser Saison für den FC Bayern auf.

Statistiken und Serien

Ausgeglichen: In den vergangenen drei Bundesligaspielzeiten gewann die Eintracht drei der sechs Spiele gegen den FC Bayern – bei drei Niederlagen. Zuvor waren die Adler insgesamt 16 Bundesligaspiele in Serie sieglos gegen München gewesen.

Der amtierende Meister verlor in keiner der vergangenen 20 Bundesligarunden sein Saisonauftaktspiel. Zuletzt passierte dies dem FC Bayern im Juli 2001 in Mönchengladbach. Wenn der Champion der Vorsaison zum Auftakt aber auswärts antreten musste, gewann er nur eine der vergangenen fünf Partien. Der 1. FC Kaiserslautern siegte im August 1998 mit 2:1 beim TSV 1860 München.

Historische Duellbilanz

In ihrer langen Historie trafen die beiden Traditionsklubs in der Bundesliga insgesamt 102 Mal aufeinander. Die Bilanz: 23 Siege für die Eintracht, davon 19 im Herzen von Europa, 57 Erfolge für den FC Bayern sowie 22 Unentschieden.

Denkwürdige Auftritte und Anekdoten boten die Heimspiele der Eintracht gegen den Abonnementmeister von der Isar einige. In der Saison 1994/95 etwa, als die Bayern im April 1995 mit 5:2 gewannen, aber dennoch verloren, weil FCB-Trainer Giovanni Trapattoni den damaligen Amateur Dietmar Hamann einwechselte und somit statt der erlaubten drei nun vier Vertragsamateure auf dem Feld hatte. Oder das Traumtor von Frankfurts Christoph Preuß am 26. Spieltag der Spielzeit 2006/07 zum 1:0-Heimsieg. Unvergessen auch das spektakuläre 5:1 im Herbst 2019. Apropos Spektakel: Im April 1982 schlug Frankfurt die Bayern mit 4:3, im November 1975 überragend mit 6:0.

Wiedersehen

Zwei Adler mit bayerischer Vergangenheit: Während Sebastian Rode von 2014 bis 2016 das Trikot der Roten trug, kam Mario Götze ein Jahr früher an die Isar und stand zwischen 2013 und 2016 für den Rekordmeister auf dem Rasen. Ein Wiedersehen gibt es am Freitagabend somit etwa mit Thomas Müller oder Manuel Neuer.

Eintracht-Keeper Kevin Trapp wird indes auf einige alte Bekannte aus der Nationalmannschaft treffen.

Schlüsselduell: Almamy Toure gegen Jamal Musiala

Almamy Toure wird es auf seiner Seite womöglich häufiger mit Jamal Musiala zu tun bekommen. Der Bayern-Youngster überzeugte gegen Leipzig auf voller Linie.

Vor allem das internationale Parkett war in der vergangenen Saison die Bühne von Frankfurts Almamy Toure, seit dem historischen Viertelfinale in der Europa League gegen den FC Barcelona stand der 26-Jährige einschließlich des Finaltriumphs von Sevilla auf dem Rasen. Zehn Einsätze in der Bundesliga und acht Spiele in der Europa League standen für den 2019 von der AS Monaco an den Main gekommenen Abwehrmann 2021/22 zu Buche. Beim 4:0 in der Ersten DFB-Pokal-Runde gegen Magdeburg bildete Toure die Dreierkette mit Evan Ndicka und Tuta.

Gegen den FC Bayern dürfte er häufiger Bekanntschaft mit einem der Senkrechtstarter der vergangenen zwei Spielzeiten im Bayern-Dress machen: Jamal Musiala. Der gebürtige Stuttgarter, der im März 2021 mit 18 Jahren sein Debüt in der Nationalmannschaft gab, sorgt mit seiner Leichtigkeit und seinem Spielwitz für viel Wirbel. Und der 19-Jährige ist in bestechender Frühform: Nach seinem Auftritt beim 5:3 im DFL-Supercup gegen Leipzig adelte ihn sein Trainer Julian Nagelsmann mit dem Prädikat „Weltklasse“.