Adlercheck: Findungsphase

Taktiktafel

Zwölf Spieltage waren in der Saison 2023/24 in der Zweiten Bundesliga verstrichen, als Daniel Scherning das sportliche Ruder an der Hamburger Straße übernahm. Fünf Zähler aus zwölf Partien hatte Eintracht Braunschweig zu diesem Zeitpunkt im November 2023 auf der Habenseite. Der 40-Jährige, vor seinem Amtsantritt unter anderem Coach bei Arminia Bielefeld sowie beim VfL Osnabrück, hatte eine Mission: Klassenerhalt. Der Cheftrainer justierte Stellschrauben und setzte im Ballbesitz im 3-5-2 stets auf Dreierkette. Letztlich erreichte Braunschweig mit 38 Punkten Tabellenplatz 15 und schloss die Saison zudem als achtbeste Rückrundenmannschaft ab.

In der Sommerpause gab es einen großen Umbruch bei den Niedersachsen: Mehr als ein Dutzend Spieler verließ den Verein. Darunter Stürmer Anthony Ujah, der in zwei Jahren für Braunschweig 14 Tore markierte und unter anderem beim Pokalauftakt 2023/24 zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen Schalke traf (Endstand: 1:3). Auch Keeper Ron-Thorben Hoffmann, laut kicker Sportmagazin der bestbenoteste Braunachweiger vergangene Saison, verließ den Klub – in Richtung Gelsenkirchen. Der Kader bekam im Sommer also einen neuen Anstrich. Zu den Zugängen zählen etwa der ehemalige Adlerträger Sidney Raebiger, Sanoussy Ba aus Leipzig oder Torhüter Lennart Grill von Union Berlin, der ebenso wie Kevin Trapp einst in Kaiserslautern die Gerry-Ehrmann-Schule genossen hat.

„Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch und haben viele Stammspieler verloren. Der Kader muss sich natürlich erstmal neu finden und wir müssen hier einfach viel mehr investieren, als wir heute gemacht haben“, sagte Cheftrainer Scherning nach der jüngsten 1:3-Heimniederlage gegen Magdeburg – Niederlage Nummer zwei nach dem 1:5 zum Saisonstart auf Schalke. Gegen Magdeburg lag das Torschussverhältnis allerdings mit 21:11 aufseiten der Blau-Gelben. Setzte Scherning gegen Schalke auf ein 3-5-2 mit der Doppelspitze Rayan Philippe und Johan Gómez, baute er gegen Magdeburg auf ein 3-4-3, wobei Levente Szabò das Duo in der Spitze ergänzte. Die Eintracht scheint noch in der Findungsphase. „Wir befinden uns schon noch auf der Suche nach der richtigen Formation und die ist natürlich nach diesen beiden Spielen nicht abgeschlossen“, so Scherning.

Nun heißt es raus aus der Liga, rein in den Cup-Wettbewerb – einige Eckpunkte der vergangenen DFB-Pokalauftritte der Löwen:

• Braunschweig überstand bei seinen vergangenen sieben DFB-Pokalteilnahmen nur zweimal die Erste Hauptrunde, jeweils zu Hause gegen Hertha BSC.
• Apropos zu Hause: Die Niedersachsen treten zum achten Mal in Folge im Pokal im EINTRACHT-STADION an.
• In den letzten neun Pokalspielen gegen Erstligisten gab es für Braunschweig immer mindestens zwei Gegentore.
• Cheftrainer Daniel Schering verlor sein letztes DFB-Pokalspiel mit Arminia Bielefeld im Oktober 2022 mit 0:6 beim VfB Stuttgart. Mit Osnabrück hatte er 2021/22 allerdings in der ersten Runde Werder Bremen ausgeschaltet und anschließend erst im Elfmeterschießen gegen den SC Freiburg verloren.

Diese Spieler fehlen

Eintracht Braunschweig muss auf Sidi Sané und Torwart Tino Casali (beide Kreuzbandriss) verzichten. Robin Krauße hat sich am Donnerstag im Training die Nase gebrochen und wird voraussichtlich mit Maske spielen.

Cheftrainer Dino Toppmöller steht der gesamte Kader zur Verfügung.

Spieler im Fokus: Rayan Philippe

Unter Cheftrainer Daniel Scherning hat sich Mittelstürmer Rayan Philippe zu einer der tragenden Säulen in Braunschweig entwickelt, in der vergangenen Saison stand er seit dem 17. Spieltag immer in der Startelf und avancierte mit acht Toren und vier Assists zum Topscorer. Meist an seiner Seite – so auch in den ersten beiden Saisonspielen 2024/25 – im Sturm: Johan Gómez.

Für den 23-jährigen Franzosen ist Eintracht Braunschweig nach zwei Spielzeiten in Luxemburg die zweite Profistation außerhalb Frankreichs, wo er zwischen Dijon, Toulon und Nancy in verschiedenen Jugendmannschaften spielte. Im Trikot des Dijon FCO feierte er mit 18 Jahren schließlich gegen Girondins Bordeaux sein Profidebüt in der Ligue 1, zwei Jahre später zog es den Linksfuß im Sommer 2021 nach Luxemburg zu Swift Hesperingen.

Dort wurde er 2023 nicht nur Torschützenkönig der BGL Ligue, sondern auch Meister – sein ehemaliger Trainer Pascal Carzaniga bezeichnete ihn aufgrund des Speeds auf der Außenbahn als „den Kylian Mbappé von Swift Hesperingen“. Im Juli 2023 wechselte Philippe schließlich zu Eintracht Braunschweig.

• Bislang 28 Pflichtspiele in der Zweiten Bundesliga sowie im DFB-Pokal für Braunschweig (neun Tore, vier Vorlagen).
• Traf am zweiten Spieltag der laufenden Spielzeit zum 1:3 gegen Magdeburg.
• Spielte in der Saison 2020/21 in Dijon zuammen mit Frankfurts Éric Junior Dina Ebimbe.
• Starke Saison 2022/23 für Hesperingen in Luxemburg: Als späterer Torschützenkönig mit 32 Toren in 30 Spielen in der BGL Ligue – hinzu kamen 26 Assists – schoss er seinen Klub zum Titel. Braunschweig wurde auf den Stürmer aufmerksam und verpflichtete ihn im Sommertransferfenster 2023/24. 
• Zwei Länderspiele für Frankreichs U20-Nationalmannschaft.

Serien und Statistiken

Die Adlerträger gewannen ihre letzten beiden DFB-Pokalduelle mit Braunschweig, 1984 und 1986 feierten sie jeweils in der Ersten Hauptrunde einen 3:1-Erfolg. Im ersten Aufeinandertreffen beider Traditionsvereine im Pokal setzten sich im Achtelfinale 1972/73 indes die Niedersachsen nach Hin- und Rückspiel durch.

Der letzte Pflichtspielsieg der Braunschweiger gegen die Hessen liegt inzwischen fast 40 Jahre zurück: ein 5:0 in der Bundesliga im September 1984.

Seit dem 0:3 gegen Erzgebirge Aue im Jahr 2012 gewann Frankfurt acht von acht Pokalspielen gegen Zweitligisten.

Wiedersehen

Robin Koch und Leon Bell Bell waren in der Saison 2015/16 gemeinsam für die Zweitvertretung des 1. FC Kaiserslautern aktiv.

Rayan Philippe und Éric Junior Dina Ebimbe liefen in der Saison 2020/21 gemeinsam für Dijon in der Ligue 1 auf. 

Nnamdi Collins und Youssef Amyn stammen beide aus der Jugend von Borussia Dortmund. In der Saison 2019/20 spielten beide für die U17 des BVB.

Sidney Raebiger wechselte zur Saison 2024/25 aus Frankfurt zur Eintracht nach Braunschweig.