29.03.2024
Bundesliga

Adlercheck: Flankenflut aus Köpenick

Union Berlin hat sich unter Nenad Bjelica stabilisiert, Gefahr droht über die Flügel. Der eiserne Abwehrriegel wirkt gefestigt, dahinter hütet Ex-Adler Rönnow das Gehäuse.

Taktiktafel

Agierte der 1. FC Union Berlin im Hinrundenspiel gegen die Eintracht, das Frankfurt im Stadion An der Alten Försterei mit 3:0 für sich entschied, noch in einem 5-4-1, so sind die Eisernen unter Cheftrainer Nenad Bjelica, der Ende November 2023 für Urs Fischer übernahm, zuletzt meist in einem 3-5-2 sortiert. Die Abwehrkette bildeten dabei in den vergangenen Ligapartien Diogo Leite, Winterneuzugang Kevin Vogt und Danilho Doekhi. Fünf Mal blieben die Berliner seit dem Amtsantritt des Kroaten ohne Gegentor, insgesamt haben sie sich stabilisiert und von den Abstiegsrängen distanziert. Waren im Mittelfeldzentrum in den vergangenen Wochen Lucas Tousart und Rani Khedira gesetzt, so rotiert Bjelica auf den Flügeln – beim jüngsten 2:1 gegen Bremen besetzten Christopher Trimmel und Robin Gosens die Außenbahnen.

Eben über die Flügel droht Gefahr. Durchschnittlich 14 Flanken schlägt Union Berlin pro Bundesligaspiel – nur der FC Köln fabriziert pro Partie mehr Hereingaben (15,9). Die Außenspieler Gosens, Trimmel und Josip Juranovic gehören also durchaus zu Schlüsselspielern im System Bjelicas.

Unions Cheftrainer Nenad Bjelica.

„Die Spieler haben alle das Herz am rechten Fleck, jeder gibt von Beginn an Gas. Sie haben gute Umschaltspieler und -momente, viel Tempo nach vorne“, sagt Cheftrainer Dino Toppmöller über den kommenden Gegner.

Zurück zum 26. Spieltag und damit zum vorigen Heimspiel der Hauptstädter gegen den SV Werder: Brenden Aaronson, Bruder des derzeit nach Arnheim verliehenen Adlerträger Paxten, agierte auf der Zehn, in der Offensive liefen Mikkel Kaufmann und Yorbe Vertessen im Doppelsturm auf. Letzterer verzeichnete gegen die Hanseaten jeweils ein Tor und einen Assist. In 2024 gelangen keinem FCU-Spieler in der Liga mehr direkte Torbeteiligungen als Vertessen: drei – wie Topscorer Gosens. Letzterer war übrigens auch der Eiserne, dem in der laufenden Bundesligasaison in einem Spiel Treffer und Vorlage glückten (2:2 gegen Heidenheim).

Thema Tore: 25 Buden markierte Frankfurts nächster Gegner bislang, ligaweit bedeutet das Rang 16. Und: Nur 23 Prozent der Großchancen wurden genutzt, niedriger ist dieser Wert bei keinem anderen Bundesligaklub.

Diese Spieler fehlen

Union Berlin muss auf den rotgesperrten András Schäfer sowie die verletzten Jakob Busk, Janik Haberer und Oluwaseun Ogbemudia verzichten.

Bei der Eintracht fehlen Sebastian Rode (Arthroskopie am Knie) und Sasa Kalajdzic (Kreuzbandriss) verletzungsbedingt, Aurélio Buta sitzt eine Gelbsperre ab. Ein Einsatz von Hugo Larsson sei laut Toppmöller „noch sehr fraglich“.

Spieler im Fokus: Frederik Rönnow

Von den FCU-Fans in der vergangenen Saison zum „Unioner des Jahres“ gewählt, ist der Däne Frederik Rönnow auch in der laufenden Saison der eiserne Dauerbrenner: Lediglich am 20. Spieltag gegen Leipzig musste der 1,88 Meter große Torhüter krankheitsbedingt passen, ansonsten war er wettbewerbsübergreifend inklusive UEFA Champions League stets im Einsatz. Der ehemalige Adlerträger kommt in der Liga auf eine Abwehrquote von 66,9 Prozent, die 42 Gegentore in der laufenden Saison sind unter allen Teams im letzten Tabellendrittel die wenigsten.

  • Rönnow und Leverkusens Hradecky: Erst Esbjerg fB, dann Bröndby IF, dann die Eintracht. Drei Mal hat Rönnow bereits Hradeckys Platz bei einem neuen Verein eingenommen.
  • Historisch: Gegen den 1. FSV Mainz 05 parierte Rönnow am dritten Spieltag 2023/24 zwei Elfmeter desselben Schützen – Ludovic Ajorque. Das gelang zuvor keinem Torwart.
  • Nationalmannschaft: Der Platz zwischen den Pfosten ist in der dänischen Elf hart umkämpft. Zuletzt durfte Rönnow beim 2:0-Sieg über die Färöer Inseln am vergangenen Dienstag ran. Zuvor hat er seit 2020 den Platz für Stammtorwart Kasper Schmeichel freimachen müssen.
  • In der Vorsaison gehörte der Schlussmann zu den besten Keepern der Bundesliga. In 29 Spielen parierte er insgesamt 94 Bälle und überbot seinen xSaves-Wert (Wahrscheinlichkeit, dass der Ball vom Torwart pariert wird) um neun. Rönnow hielt 2022/23 somit deutlich mehr Abschlüsse des Gegners als erwartet.

Serien und Statistiken

Union erspielte in der aktuellen Saison 20 der bislang 28 Punkte an der Alten Försterei. Damit gehören die Köpenicker auswärts zu den vier schwächsten Teams.

Zu Hause gewann die Eintracht die letzten drei Duelle gegen Union, unter den derzeitigen Bundesligateams haben die Hessen damit im Deutsche Bank Park nur gegen Bayer Leverkusen eine längere Siegesserie (fünf). Apropos Heimstärke: Die Eintracht verlor nur eins der vergangenen 22 Bundesligaheimspiele.

Die Eisernen sind als einziges Team der Liga noch ohne Punkte gegen die aktuellen Top Sechs der Tabelle. Torverhältnis: 2:24.

Spätzünder: In den vergangenen 18 Spielen erzielte Union 18 Tore. Elf davon in der zweiten Hälfte, vier in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit.

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 30. März, 15.30 Uhr, 27. Spieltag, Bundesliga, Saison 2023/24.
Stadion: Deutsche Bank Park, Frankfurt.

Programmhinweise

EintrachtFM überträgt ab 15.15 Uhr live, als Experte ist Henni Nachtsheim dabei.
Sky Sport Bundesliga zeigt das Spiel live und exklusiv.

Wiedersehen

Ellyes Skhiri und Aïssa Laïdouni kennen sich aus der tunesischen, Robin Gosens und Kevin Trapp aus der deutschen Nationalmannschaft.

Unions Torwart Frederik Rönnow absolvierte im Trikot der Eintracht 21 Einsätze.

Janik Haberer und Alexander Schwolow spielten in Freiburg gemeinsam mit Robin Koch. Brenden Aaronson kennt Koch zudem aus gemeinsamer Zeit beim Leeds United FC.

Mario Götze, Phillip Max und Unions Yorbe Vertessen spielten gemeinsamen bei der PSV Eindhoven.