Taktiktafel
Zsolt Löw, an mehreren Standorten im europäischen Fußball langjähriger Assistenzcoach von Thomas Tuchel, sitzt seit Ende März auf dem Trainerstuhl in Leipzig. Der 45-jährige Ungar zeigt klare Systemtreue und baute in seinen ersten vier Partien als Cheftrainer der Sachsen in Liga und Pokal auf ein 4-4-2. Die konsequente Viererkette sorgt für defensive Ordnung, das Umschaltspiel nach Ballgewinnen – auch durch die Doppelsechs im Mittelfeldzentrum mit zuletzt Vermeeren und Seiwald – ist gefährlich.
Stichwort Defensive: 13 Weiße Westen in bislang 30 Ligaspielen sind geteilter Bestwert gemeinsam mit Spitzenreiter FC Bayern, die Differenz beim Expected-Goals-Wert liegt aktuell bei -8,1 – anhand des Spielverlaufs zu erwarten waren laut Statitsik 46,1 Gegetreffer, gefallen sind jedoch nur 38. Die damit fünftbeste Defensive im Oberhaus, in der Routinier Willi Orbán zuletzt zwei Partien verletzungsbedingt fehlte, stellte sich in den vergangenen beiden Partien vor Keeper Gulácsi mit Lubeka, Bitshiabu, Klostermann und Nedeljkovic auf.
EintrachtTV: „Im Herzen von Europa“ vor Leipzig
Weitere defensive Top-Vier-Werte im Ligavergleich:
- Kontergegentore: 2 (4.)
- Gegentore nach Standards: 9 (3.)
- Gegentore in der zweiten Halbzeit: 19 (4.)
- Gegentore in der Schlussviertelstunde: 5 (1.)
Verschieben wir den Fokus in das vordere Spielfelddrittel: Xavi Simons (9 Tore, 5 Assists), Loïs Openda (9 Tore, 5 Assists) und Benjamin Šeško (12 Tore, 5 Assists) bilden Leipzigs torgefährliches Trio, intern führen sie das Scorerranking klar an. Simons fehlte beim jüngsten 1:1 gegen Kiel gelbgesperrt, im Deutsche Bank Park wird er in den Kader zurückkehren. Apropos: Mit bislang 56 Gelben Karten musste Leipzig die bislag siebtmeisten Verwarnungen in der Beletage hinnehmen.
Die größte Gefahr versprüht Leipzig in der ersten Hälfte, insbesondere in der Anfangsviertelstunde: 27 Treffer in der ersten Halbzeit sowie neun Tore in den ersten 15 Minuten bedeuten jeweils Rang vier. Ebenfalls bedrohlich: Umschaltmomente. Nach Frankfurt (50) gab Leipzig mit 46 Versuchen die zweitmeisten Schüsse in Kontersituationen ab, sieben Tore sprangen dabei heraus (Frankfurt: 10, Bestwert).
Diese Spieler fehlen
Die Eintracht muss im Topspiel des 31. Spieltags auf Kaua Santos (Kreuzbandriss), Igor Matanovic (krank) und Mario Götze (Muskelverletzung) verzichten.
Bei Leipzig fehlen Péter Gulásci (Gehirnerschütterung), Xaver Schlager (Muskel- und Sehnenverletzung), Benjamin Henrichs (Achillessehnenriss) und Willi Orbán (muskuläre Probleme). Antonio Nusa ist derweil zurück im Mannschaftstraining.
Spieler im Fokus: Xavi Simons
Der niederländische Offensivspieler zählt im Kalenderjahr 2025 zu den effektivsten Akteuren der Bundesliga, nur Harry Kane verzeichnet mehr Torbeteiligungen – zehn Scorerpunkte sind es seit Januar diesen Jahres.
Seine Rückkehr nach abgesessener Gelbsperre hat statistisch Gewicht: Mit Simons in der Startelf verbessert sich Leipzigs Punkteschnitt von 1,2 auf 1,8 Zähler pro Bundesligaspiel. Zuletzt unterstrich der 22-Jährige beim 3:2-Sieg gegen den VfL Wolfsburg am 29. Spieltag seinen Torriecher mit einem Doppelpack. Xavi Simons …
- … markierte in 72 Pflichtspielen für Leipzig 20 Tore und 21 Vorlagen.
- … hat trotz seines jungen Alters bereits eine beeindruckende Titelsammlung: 2021 gewann er mit Paris Saint-Germain den französischen Pokal, 2022 folgte der Meistertitel. 2023 wurde er mit der PSV Eindhoven niederländischer Meister und Superpokalsieger, 2024 holte er mit Leipzig den DFL Supercup.
- … wurde 2022/23 Torschützenkönig der Eredivisie (19 Tore).
- … debütierte als 19-Jähriger unter Louis van Gaal in der niederländischen Nationalmannschaft und bestritt bislang 26 Länderspiele.
Serien und Statistiken
Vor heimischer Kulisse ist die Eintracht gegen Leipzig noch ungeschlagen, wettbewerbsübergreifend sind es vier Siege und fünf Remis. Bei keinem anderen Gegner traten die Sachsen im Profifußball so häufig an, ohne zu gewinnen.
In den vergangenen vier Bundesligapartien spielte Frankfurt dreimal zu Null, Leipzig musste indes immer mindestens ein Gegentor hinnehmen.
49 Punkte nach 30 Spieltagen bedeuten für Leipzig die zweitschwächste Bundesligasaison. Magerer fiel die Zwischenbilanz nur 2017/18 aus, als der derzeit Tabellenvierte zum einzigen Mal die Qualifikation zur Champions League verpassten (47 Punkte).
Frankfurt erspielte sich im bisherigen Saisonverlauf 72 Großchancen, Leipzig nur 36.
Wiedersehen
Rasmus Kristensen spielte in den Saisons 2020/21 und 2021/22 in Salzburg zusammen mit Benjamin Šeško und Nicolas Seiwald.
Leipzig-Coach Zsolt Löw arbeitete in der Saisonvorbereitung 2018/19 als Co-Trainer bei Paris Saint-Germain einst mit Kevin Trapp zusammen.