30.11.2024
Bundesliga

Adlercheck: Gefragt, gejagt

Der 1. FC Heidenheim ist 2024/25 so oft gefordert wie kein anderer Bundesligist und um Offensivtalent Paul Wanner werben zwei Nationaltrainer – gegen Frankfurt steht ein Einsatz auf der Kippe.

Taktiktafel

Der 1. FC Heidenheim agiert bevorzugt in einer 4-2-3-1-Formation, Cheftrainer Frank Schmidt passte das System jedoch in den vergangenen Spielen je nach Gegner an. Trotz variabler Taktik und teils hohem Ballbesitz, wie etwa 65 Prozent gegen Wolfsburg, konnte die Mannschaft keines ihrer vergangenen sechs Bundesligaspiele gewinnen: fünf Niederlagen, ein Unentschieden. Insgesamt bewegen sich die Spielanteile im Schnitt knapp über der 40-Prozent-Marke. Dafür ist das Team mit einer Zweikampfquote von 53 Prozent und einer Flankengenauigkeit von 27 Prozent in diesen Bereichen das zweitstärkste der Liga.

Die Startelf präsentiert sich in weiten Teilen konstant. Torhüter Kevin Müller ist gesetzt, ebenso die Verteidiger Benedikt Gimber, Patrick Mainka, Omar Traoré und Jonas Föhrenbach. Im Mittelfeld sind Niklas Dorsch, Jan Schöppner, Paul Wanner und Leo Scienza regelmäßig vertreten, während Marvin Pieringer und Mathias Honsak zuletzt den Sturm bildeten. „Bei ‚Piere‘ ist es klar, er fällt aus“, sagte Trainer Frank Schmidt am Freitag über Pieringer. 

Diese Spieler fehlen

Eintracht Frankfurt muss auf Amenda (Syndesmosebandriss) verzichten.

Beim 1. FC Heidenheim sind derzeit Busch (Leiste), Conteh, Honsak, Kaufmann, Scienza (alle muskulär), Janes, Niehues (beide Knie) sowie Keller (Knie) und Wanner (Muskel) fraglich. Ausgeschlossen ist aber einzig ein Einsatz von Niehues und Pieringer. „Jetzt schauen wir mal, wie sich das entwickelt“, so Trainer Schmidt am Freitag.

Spieler im Fokus: Paul Wanner

Was Paul Wanner angeht, müsse er „im Laufe des Tages gucken“, erklärte FCH-Coach Schmidt am Tag nach dem 0:2 in der Conference League gegen Chelsea, das körperliche Spuren bei dem 18-Jährigen hinterlassen hat. Die Nummer zehn zählt zu den spannendsten Nachwuchstalenten im deutschen Fußball. Der gebürtige Dornbirner mit deutscher und österreichischer Staatsbürgerschaft ist seit Juli 2024 vom FC Bayern München an den 1. FC Heidenheim verliehen, für den er meist im offensiven Mittelfeld wirkt. In der laufenden Saison hat Wanner in elf Bundesligaspielen zwei Tore erzielt und eine Vorlage gegeben.

Sein Bundesligadebüt gab er bereits im Januar 2022 unter Julian Nagelsmann, der ihn mit 15 Jahren erstmals zum Profitraining einlud, als er mit 16 Jahren der jüngste Spieler in der Geschichte des FC Bayern wurde. „Es ist klar, dass es auch anderen Vereinen auffällt, wenn ein Spieler seine Leistung auf hohem Niveau abruft in diesem Alter. Wir sind sehr happy und zufrieden mit der Entwicklung von Paul. Er ist ein Spieler, mit dem wir unsere Zukunft planen“, so Christoph Freund, Sportdirektor bei Bayern München.

Auch international hat sich Wanner einen Namen gemacht: Im Oktober 2024 gab er sein Debüt für die deutsche U21-Nationalmannschaft und erzielte in drei Einsätzen ein Tor. „Eines der größten Talente im deutschen Fußball“, beschreibt Heidenheims Geschäftsführer Holger Sanwald die Leihgabe. Paul Wanner … 

  • … spielte zuvor in der Jugend von Ravensburg und zwischenzeitlich bei der SV Elversberg.
  • … war in der deutschen U17-, U18- und U20-Nationalmannschaft aktiv. 
  • … wurde mit dem FC Bayern München zwei Mal Deutscher Meister; erstmals mit 16 Jahren und 121 Tagen – jünger war keiner.
  • ... ist mit 16 Jahren und 293 Tagen der jüngste vom FC Bayern in der Champions League eingesetzte Spieler aller Zeiten.
  • … ist der Sohn von Klaus Wanner, ebenfalls früher Fußballer in Hard, Lustenau und Wangen.
  • … hat die Möglichkeit, sowohl für die deutsche als auch für die österreichische A-Nationalmannschaft zu spielen. „Ich kann ganz klar sagen, dass meine Entscheidung noch offen ist. Ich habe noch nichts entschieden“, lässt der Teenager wissen.

Serien und Statistiken

Aufgrund der erfolgreichen Qualifikationsphase für die UEFA Conference League hat Heidenheim mit elf Ligaspielen, je zwei Play-off- und DFB-Pokalpartien sowie vier Auftritten im Europapokal insgesamt 19 Spiele in den Knochen – die meisten aller Bundesligisten.

Eintracht Frankfurt und der 1. FC Heidenheim trafen bislang drei Mal im deutschen Profifußball aufeinander – in der Bundesligavorsaison sowie im Achtelfinale des DFB-Pokals 2017/18. Alle drei Begegnungen konnte die Eintracht für sich entscheiden. Kein anderer Gegner trat so oft gegen den FCH an, ohne einen Punkt zu verlieren.

Eintracht Frankfurt gewann zuletzt 1:0 gegen Werder Bremen und traf dabei im zehnten Bundesligaspiel in Folge vor der Pause. Eine derartige Serie gelang den Hessen zuletzt in zwölf Partien zwischen Februar und Mai 1975.

Im Schnitt fällt nach jeder 13. Frankfurter Ecke ein Tor – alleiniger Bestwert in der Bundesliga.

Wiedersehen

Benedikt Gimber und Jens Grahl standen während ihrer gemeinsamen Zeit bei der TSG Hoffenheim zusammen auf dem Platz. 

Omar Marmoush und Tim Siersleben trugen Seite an Seite das Trikot des VfL Wolfsburg. 

Robin Koch und Jonas Föhrenbach spielten in der Saison 2018/19 gemeinsam für den SC Freiburg. 

Norman Theuerkauf war von 2007 bis 2010 für Eintracht Frankfurt II aktiv.

Eintracht-Co-Trainer Stefan Buck trainierte Paul Wanner bei Bayerns U23, Dino Toppmöller und Xaver Zembrod begleiteten Wanner als Assistenzcoaches der Bayernprofis.