07.10.2022
Bundesliga

Adlercheck: Neuer Trainer, gleiches Ziel

Sieglos steht der VfL Bochum am Tabellenende. Der neue Coach, gleichzeitig ein neues Gesicht in der Bundesliga, geht nach dem 0:4 in Leipzig das erste Heimspiel an.

Taktiktafel

Mit Thomas Letsch steht ein Bundesliga-Neuling an der Seitenlinie beim VfL Bochum, der 54-Jährige folgte beim Klub aus dem Pott auf Thomas Reis. Betreute am siebten Spieltag zuhause gegen 1. FC Köln noch Interimscoach Heiko Butscher die Mannschaft und holte beim 1:1 den ersten Punkt der Saison, so übernahm fortan Letsch und feierte sein Debüt im Auswärtsspiel gegen Leipzig.

Der gebürtige Esslinger, der vor seinem Wechsel nach Bochum erfolgreich Vitesse Arnheim in der niederländischen Eredivisie trainierte, stellte vor Torhüter Manuel Riemann auf Dreierkette um – bislang hatte man beim VfL in der laufenden Saison in allen Spielen auf eine Viererkette gebaut. Bei gegnerischem Ballbesitz ließen sich die Außen Danilo Soares und Cristian Gamboa zurückfallen. Neuzugang Jannes Horn, der vom 1. FC Köln gekommen war, stand wie Jacek Goralski in der Startelf. Dafür rückten Kevin Stöger und Philipp Hofmann zunächst auf die Bank.

Ein sofortiger Trainereffekt stellte sich in Leipzig noch nicht ein. Und die Herausforderungen tief im Westen sind vielschichtig. Ligaweit kassierte Bochum in der laufenden Saison bislang die meisten Gegentreffer (23), musste bisher am meisten Gegentreffer nach ruhendem Ball hinnehmen (10), ließ am meisten Torschüsse zu (160), hat die wenigsten hohen Ballgewinne aller Teams (46), erzielte am wenigsten Tore (5) und hat mit sieben Prozent die schlechteste Chancenverwertung.

Zum Vergleich: Eintracht Frankfurt kommt in dieser Bundesligasaison auf eine Chancenverwertung von 22 Prozent, das überbietet nur Werder Bremen (23); bei der Verwertung von Großchancen sind die Hessen mit 53 Prozent aktuell sogar das beste Team der Liga. Aus hohen Ballgewinnen (75), zweitbester Wert der Liga, machte Frankfurt zudem bereits drei Buden.

Diese Spieler fehlen

Aurélio Buta (Knie-OP) und Jérôme Onguéné (Adduktorenverletzung) fallen verletzt aus. Randal Kolo Muani sitzt seine Gelb-Rot-Sperre ab. Mario Götze und Almamy Toure hingegen konnten beide in dieser Woche wieder voll trainieren und stehen vor der Rückkehr in den Spieltagskader.

Paul Grave (Schulterverletzung), Dominique Heintz (muskuläre Probleme), Kevin Stöger (COVID-19), Lys Mousset (Muskelverletzung) und Takuma Asano (Innenbandriss Knie) werden Bochum fehlen. Dagegen ist der wiedergenesene Konstantinos Stafylidis wieder eine Option.

Spieler im Fokus: Manuel Riemann

Manuel Riemann hielt im Hinspiel der vergangenen Saison gegen die Eintracht seinen Kasten sauber.

Manuel Riemann ist lautstark, nimmt nur selten ein Blatt vor den Mund und ist entsprechend präsent auf dem Platz. Seit 2015 steht der 34-Jährige beim VfL Bochum zwischen den Pfosten, vor sieben Jahren wechselte er aus Sandhausen an die Castroper Straße. Fun Fact: In der laufenden Saison spielte der Keeper am meisten Pässe in seinem Team, nämlich 398.

  • Riemann stand bislang in 228 Spielen für den VfL Bochum auf dem Platz.
  • In der laufenden Saison wehrte er 68,1 Prozent aller Bälle ab, damit steht er im ligaweiten Ranking auf Platz elf.
  • Kein Bundesliga-Keeper legte in der aktuellen Spielzeit so viele Paraden hin (49), vereitelte so viele Großchancen (14) und musste so viele Gegentore hinnehmen (23).
  • Tritt auch mal als Schütze zum Elfmeter an, im November 2021 verschoss er gegen Hoffenheim allerdings. Anschließend sagte er: „Wenn du als Torwart von ganz hinten nach vorne läufst, um den Elfmeter zu schießen, dann solltest du auch treffen. Wenn mein Opa das gesehen hätte, hätte ich einen richtigen Anschiss bekommen“ – sein im März 2021 verstorbener Großvater war selbst Bundesligaprofi.

Statistiken und Serien

Eintracht Frankfurt ist auswärts in der laufenden Bundesligasaison bei zwei Siegen und einem Unentschieden noch ungeschlagen, und das gab es nach drei Gastspielen für die Hessen zuletzt vor fünf Jahren. Saisonübergreifend ist Frankfurt sogar seit vier Partien auf gegnerischem Platz ohne Niederlage und könnte nun erstmals seit Mai/Juni 2020 drei Auswärtssiege in Folge feiern.

Für Bochums Coach Thomas Letsch war die 0:4-Niederlage in Leipzig die höchste Niederlage eines Trainers bei seiner Bundesliga-Premiere für den VfL. Nur Jürgen Gelsdorf hatte zuvor ebenfalls vier Gegentore bei seinem Debüt für Bochum in Deutschlands Fußballoberhaus hinnehmen müssen – und zwar 1992 beim 1:4 gegen Eintracht Frankfurt.

Historische Duellbilanz

In 62 Bundesliga-Duellen standen sich Bochum und Frankfurt bisher gegenüber. Die Bilanz: 24 Siege des VfL, 23 Erfolge für die Eintracht und 15 Remis. Oliver Glasner hat als Coach eine ausgeglichene Bilanz gegen Bochum: ein Sieg, eine Niederlage.

Gegen kein anderes Team feierte Bochum in der Bundesliga so viele Siege wie gegen Eintracht Frankfurt. Gegen die Hessen spielte der VfL auch am häufigsten zu null (19). Aber: Bochum hat auch sechs der vergangenen sieben Pflichtspiele gegen die Eintracht verloren, nur im vergangenen Heimspiel im Oktober 2021 gab es einen 2:0-Sieg.

Wiedersehen

Ansgar Knauff und Bochums Patrick Osterhage liefen gemeinsam für Borussia Dortmund II auf.

Schlüsselduell: Makoto Hasebe gegen Simon Zoller

Makoto Hasebe im Champions-League-Spiel gegen Olympique de Marseille.

Der Mann, der den Jungbrunnen gefunden zu haben scheint: Makoto Hasebe! Gegen Olympique de Marseille beorderte Oliver Glasner den 38-Jährigen in die Startformation zurück, und in der Dreierkette, fast als klassischer Libero, ordnet der Japaner die Defensivreihe vor Kevin Trapp. Auf das 1:0 in Südfrankreich folgten Siege gegen Stuttgart und Union Berlin sowie ein 0:0 gegen Tottenham Hotspur um Top-Angreifer Harry Kane. „Makoto hat es großartig gemacht gegen diesen Weltklassestürmer“, lobte Glasner den Routinier, der seit 2014 bislang 271 Spiele für die Eintracht bestritten hat.

In Bochum wird Hasebe unter anderem auch auf Simon Zoller treffen. Der 31-Jährige, seit Januar 2019 im VfL-Trikot auf Torejagd und zuvor für den 1. FC Köln und 1. FC Kaiserslautern aktiv, stand in bisher allen acht Saisonspielen für die Blau-Weißen auf dem Rasen. Beim 2:3 in Hoffenheim markierte er am zweiten Spieltag einen Doppelpack. Mit der Frankfurter Eintracht duellierte sich der Stürmer derweil in seiner Karriere bislang sechsmal, ein eigener Treffer sprang dabei nicht heraus. Insgesamt stehen für Zoller in erster und zweiter Liga in 213 Spielen 56 Tore zu Buche.