12.09.2022
Europapokal

Adlercheck: Unter frischer Führung

Neben den klassischen Offensivkräften sorgt bei Olympique de Marseille unter neuem Trainer auch ein Außenverteidiger für Torgefahr. Zudem steckt im Kader einiges an Bundesliga-Erfahrung.

Taktiktafel

Co-Trainer unter Andrea Pirlo bei Juventus Turin, Cheftrainer unter anderem bei Galatasaray Istanbul, Udinese Calcio, Hajduk Split und Hellas Verona – und seit dieser Saison Verantwortlicher an der Seitenlinie von Olympique de Marseille: Der Kroate Igor Tudor, 44, hat seine Zelte in der ältesten Stadt Frankreichs aufgeschlagen und scheint dank eines sehr guten Saisonstarts in der Ligue 1 auch sportlich schon angekommen.

Das System, auf das er auch schon nahezu durchgehend während seiner Zeit in Verona vertraut: ein 3-4-2-1. Was für den Champions-League-Sieger von 1993 im Ligabetrieb bisher sehr gut funktioniert, trug in der Königsklasse noch keine Früchte. Gegen Tottenham Hotspur setzte es zum Auftakt ein 0:2, lediglich zwei Torschüsse gaben die Franzosen in 90 Minuten ab.

Zuständig für Torgefahr bei Olympique sind neben Routinier Dimitri Payet, vergangene Saison Marseilles bester Torschütze in der Liga (12), auch der Kolumbianer Luis Suárez, bisher meist einzige echte Spitze im 3-4-2-1, sowie Mattéo Guendouzi, Alexis Sánchez und der Brasilianer Gerson. Eine weitere, neue Option für den Coach im Angriff: der ehemalige Schalker Amine Harit. Im Übrigen nicht der einzige ehemalige Königsblaue im Kader: Vor Keeper Pau López, Neuzugang aus Rom, räumt in der Dreierkette unter anderem Sead Kolasinac auf.

Diese Spieler fehlen

Christopher Lenz hat sich im ersten Champions-League-Spiel gegen Sporting am Oberschenkel verletzt.

Christopher Lenz (Faszieneinriss im Oberschenkel), Jérôme Onguéné (Adduktoren) und Luca Pellegrini (leichte muskuläre Probleme) werden nicht zur Verfügung stehen. Dafür reist Sebastian Rode nach ausgestandener Obeschenkelverletzung mit nach Marseille.

Bei Olympique de Marseille fehlt Chancel Mbemba rotgesperrt.  

Spieler im Fokus: Mattéo Guendouzi

Wie seine Teamkollegen Sead Kolasinac und Nuno Tavares zog es Mattéo Guendouzi vom Arsenal FC aus London nach Marseille – dort geht der 23-jährige Franzose nun in seine zweite Saison für Olympique. Wie unter Coach Jorge Sampaoli in der Saison 2021/22 ist der zentrale Mittelfeldspieler auch unter Igor Tudor gesetzt.

Matteo Guendouzi lief unter anderem schon in der Bundesliga für Hertha BSC auf. In Marseille ist der Franzose Leistungsträger.
  • Seine bisherige Bilanz in Marseille: zwölf Scorerpunkte in 38 Spielen in der vergangenen Saison (vier Tore, acht Assists) und zwei Torvorlagen in der laufenden Runde
  • Bundesliga-erfahren: absolvierte 2020/21 insgesamt 24 Spiele für Hertha BSC (zwei Tore)
  • Mit 23 Jahren zusätzlich zur Bundesliga schon viel gesehen: 57 Partien in der Premier League, 53 Spiele in der Ligue 1, 32 Europapokal-Begegnungen
  • sechsfacher Nationalspieler und UEFA-Nations-League-Sieger mit Frankreich 2021; englischer Pokalsieger mit Arsenal 2020

Statistiken und Serien

Lang ist’s her: Für die Hessen ist es das erste Auswärtsspiel in Europas höchstem Vereinswettbewerb seit der Saison 1959/60. Und auf dem Weg ins Endspiel blieb die Eintracht in allen drei Partien auf des Gegners Platz ungeschlagen (2/1/0). 

Olympique de Marseille hat 15 seiner letzten 16 Spiele in der UEFA Champions League verloren. Die einzige Ausnahme: Das bisher letzte Heimspiel in der Königsklasse im Dezember 2020 gegen Olympiakos.

Trainer Tudor wird am Dienstagabend erstmals in seiner Karriere in einem Champions-League-Heimspiel auf der Bank sitzen. Die letzten vier Trainer, die für Marseille in der Königsklasse im Stade Vélodrome verantwortlich waren, kassierten in ihrem ersten Spiel eine Niederlage – es waren Deschamps, Baup, Anigo und Villas-Boas.

Djibril Sow und Marseille-Akteur Matteo Guendouzi sind zwei von sechs Spielern, die am 1. Spieltag alle ihre Zweikämpfe gewonnen haben.

Historische Duellbilanz

Das erste Aufeinandertreffen in der Europa League 2018/19 fand in Marseille vor einer Geisterkulisse statt.

Die beiden Klubs standen sich in der UEFA Europa League in der Gruppenphase der Saison 2018/19 gegenüber. In beiden Duellen behielt die Eintracht die Oberhand: 2:1 auswärts, 4:0 zuhause.

Wiedersehen

Randal Kolo Muani und Marseilles Valentin Rongier kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Nantes.

Für eine kurze Zeit arbeiteten Luca Pellegrini und Marseilles Coach Igor Tudor, damals Co-Trainer unter Andrea Pirlo, im Sommer 2020 bei Juventus Turin zusammen.

Marseilles Neuzugang Amine Harit bestritt insgesamt 102 Bundesliga-Spiele, bei Sead Kolasinac sind es derweil 111 Partien in Deutschlands Fußball-Oberhaus – beide Ex-Schalker treffen entsprechend auf bekannte Gesichter.

Schlüsselduell: Kristijan Jakic gegen Nuno Tavares

Gegen Sporting fing Kristijan Jakic auf der Rechtsverteidigerposition an. Sollte das gegen Marseille ebenfalls der Fall sein, könnte er auf Nuno Tavares treffen.

Mit Dinamo Zagreb hatte Kristijan Jakic – im Übrigen wie Marseilles Trainer Igor Tudor gebürtig aus Split – vor seinem Wechsel an den Main bereits acht Spiele in der Qualifikation zur UEFA Champions League bestritten. Mit der Frankfurter Eintracht stand der 25-Jährige nun erstmals in der Gruppenphase der Königsklasse auf dem Rasen. Das Duell mit Sporting war sein 45. Pflichtspiel-Einsatz für die Adler – und das vierte als Rechtsverteidiger.

Vor der laufenden Saison vom Arsenal FC nach Marseille gekommen und offiziell als linker Verteidiger ausgeschrieben, bearbeitet Nuno Tavares im 3-4-2-1 die linke Außenbahn. Und das mit gehörigem Offensivdrang, bereits drei Mal traf der 22-jährige Portugiese in der Ligue 1 für Olympique – im Übrigen öfter als in den vergangenen drei Spielzeiten zuvor zusammen. Unter Coach Tudor stand der achtfache U21-Nationalspieler bisher in jedem Spiel auf dem Rasen.