23.10.2024
Europapokal

Adlerticker: Die Vorfreude steigt

Volles Haus, Stimmen der Trainer, Bilanz aus einer fast vergessenen Zeit, Gesprächsbedarf im Podcast, Einblicke der Analysten und 70 Jahre Uli Stein. Heiß auf Riga: Der Tagesticker.

+++ Viktors Morozs: „Ein wunderbares Gefühl“ +++

Als die Gäste aus Riga am Mittwochabend auf dem Frankfurter Stadiongelände eintreffen, ist es stockdunkel. Umso heller leuchten schon jetzt die Augen der RFS-Fraktion, als Chefcoach Viktors Morozs und Captain Ziga Lipuscek auf der Pressekonferenz zu Wort kommen.

„Natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, hier zu sein und in einem so großen Stadion zu spielen“, erklärt Morozs mit der Aussicht auf weit über 50.000 Besucher. In der heimischen Liga bewegen sich die Zuschauerzahlen selten überhaupt im vierstelligen Bereich.

„Wir als relativ neuer Klub aus einem Land, das nicht so sehr als Fußballnation bekannt ist, haben schon jetzt viel erreicht. Wir sind ungeduldig, dass es endlich losgeht!“ Gleichzeitig gibt der 44-Jährige zu, dass die Saisonzielgerade in Lettland im Hinterkopf sei. Das Meisterrennen geht in die entscheidende Phase und in einer Woche steht das Pokalfinale an. Deshalb geht der Trainer personell kein Risiko, wie er am Beispiel des kürzlich wiedergenesenen Stürmers Osuagwu aufzeigt: „Victor könnte spielen, aber uns stehen noch weitere wichtige Spiele bevor. Wir möchten nicht, nicht dass ein Spieler ohne Not zwei Wochen ausfällt, denn wir haben einen Plan für die nächsten fünf Partien.“

Grundsätzlich möchte Morozs personell und taktisch flexibel bleiben. Die vorangeschrittene, am Kalenderjahr orientierte Spielzeit diene dabei als Vorteil, weil das Team dadurch in vielen Begegnungen verschiedene Formationen verinnerlichen konnte: „Es ist wunderbar, dass wir schnell Veränderungen vornehmen können je nach Situation. Meine Spieler verstehen sehr schnell.“

So wie Ziga Lipuscek . Der 27-jährige zwei Meter lange Innenverteidiger wisse, dass „alle Spieler bei der Eintracht eine hohe Qualität“ hätten. „Wir sind bereit, wissen, was uns erwartet und hoffen, dass wir mithalten können.“ So oder so: „Dass so viele Fans uns sehen werden, macht uns stolz – überhaupt in diesem Wettbewerb dabei zu sein. Wir können es kaum erwarten.“

+++ Toppmöller und Uzun auf dem Podium +++

„Wir alle freuen uns auf die Phase, die jetzt kommt. Oder um es mit den Worten von Rasmus Kristensen zu sagen: Es ist geil, dass jetzt viele Spiele kommen“, eröffnete Cheftrainer Dino Toppmöller die Pressekonferenz: „Dass das Stadion erneut voll ist, ist ein weiterer Riesenansporn, um noch eine Schippe draufzulegen. Wir wollen am Ende des Tages unbedingt sieben Punkte haben und mit einem guten Gefühl auf die Tabelle schauen.“

Die Zähler fünf, sechs und sieben im Klassement der Europa-League-Ligaphase sollen her. „Wir gehen das Spiel mit voller Überzeugung an und wollen unbedingt gewinnen. Dementsprechend bereiten wir uns auf den Gegner vor, dementsprechend wird die Aufstellung aussehen. Wir werden gegen Riga eine Topmannschaft auf den Platz bringen“, so der Eintracht-Coach.

In dieser wird Can Uzun von Beginn an stehen. Der 18-Jährige nahm am Mittwochnachmittag ebenfalls auf dem Podium im PK-Raum des Deutsche Bank Park Platz. „Jeder Spieler will gerne jedes Spiel spielen. Ich vertraue mir, ich vertraue dem Coach. Wir haben gemeinsam einen Plan gemacht, alles ist im Takt. Es ist sehr schön, dass ich von Beginn an spielen kann, die Vorfreude ist groß“, sagte er.

+++ Impressionen vom Abschlusstraining +++

Die Temperaturen purzeln, doch von kalten Füßen kann beim Abschlusstraining nicht die Rede sein. Die Adler strahlen mit der Herbstsonne um die Wette und powern gut eine Stunde und 15 Minuten, ehe sie zurück zum ProfiCamp im Deutsche Bank Park radeln. Eindrücke von der ersten Viertelstunde.

+++ Abschlusstraining ohne drei +++

Gleich betreten die Adlerträger den Trainingsplatz im Deutsche Bank Park. Alles Wesentliche läuft während den ersten 15 Minuten live auf Instagram.

Die ersten Personalinfos vorab: Oscar Højlund setzt seine Reha fort, Noah Fenyö trainiert mit dem U21-Team und Krisztián Lisztes arbeitet individuell.

+++ Programm am Mittwoch +++

  • 11.30 Uhr: Abschlusstraining Eintracht Frankfurt | Instagram live
  • 14 Uhr: Pressekonferenz Eintracht Frankfurt | EintrachtTV live
  • 18.30 Uhr: Pressekonferenz FC RFS
  • 19 Uhr: Abschlusstraining FC RFS

+++ Kader, Fakten, Jubiläen und Kuriositäten im Spieltagsflyer +++

Der Spieltagsflyer zum Europa-League-Heimspiel von Eintracht Frankfurt gegen den FC RFS aus Riga.

+++ Die große Unbekannte +++

Als ein lettischer Fußballklub das letzte Mal für ein Wettbewerbsspiel in Deutschland aufschlug, grüßte Eintracht Frankfurt gerade nach fünf Spieltagen von Platz vier in der Bundesliga – zwischen dem FC Schalke 04 und FC Bayern München. Spitzenreiter war der Hamburger SV. Der 1. FC Köln, 1. FC Nürnberg, Hannover 96 sowie Hertha BSC komplettieren das halbe Dutzend, das mittlerweile eine Etage tiefer aktiv ist. Eben letztgenannte Hauptstädter empfingen am 17. September 2009 den FK Ventspils im Olympiastadion. Rund 13.000 Besucher sahen ein 1:1. Eine Woche darauf siegte die SGE im DFB-Pokal in einem denkwürdigen Zweitrunden-Fight 6:4 gegen Alemannia Aachen. Nach regulärer Spielzeit! Lang ist es her.

Wie gut, dass mittlerweile zwei Europa-League-Runden gespielt sind. „Ich denke, wir werden über alle Gegner genügend Informationen bekommen. Vielleicht wird es mit Riga etwas schwieriger, Videos zu erhalten. Aber das ist eine Frage von Tagen. Vor allem, weil sie zuvor zwei Spieltage im Wettbewerb haben. Von daher ist es kein Problem“, sagte Nélson Morgado, Co-Trainer Analyse bei der Eintracht, vor wenigen Wochen.

Übrigens: Das aktualisierte Interview ist ab sofort ab Seite 28 im neuen Klubmagazin „Eintracht vom Main“ zu finden.

Hinzu kommt, dass RFS-Coach Viktors Morozs genügend Zeit gehabt hat, seine Handschrift erkennen zu lassen. Morozs ist seit vier Jahren und knapp acht Monaten am Ruder – unter allen aktuellen Europa-League-Trainern ist das die fünftlängste Amtszeit.

+++ Zwei Tabellen +++

Langeweile haben Frankfurt und Riga an den ersten beiden Spieltag wahrlich nicht verbreitet. Die Adler spielten 3:3 und 3:1 gegen Pilsen und bei Besiktas, die Letten ließen einer 1:4-Niederlage bei Steaua Bukarest ein viel beachtetes 2:2 gegen Galatasaray folgen. Istanbul können die beiden also – und Tore produzieren auch.

Damit genug der Detailvergleiche. In der 36er-Liga der UEFA Europa League belegt die SGE derzeit Platz sieben, der RFS rangiert auf Position 29. Noch mehr trennt sich dahingehend die Spreu vom Weizen hinsichtlich der UEFA-Koeffizienten, die sich aus den internationalen Ergebnissen der vergangenen fünf Spielzeiten ableiten. Hier empfängt der 29ste vom Main den 165sten aus dem Baltikum. Die Rollen wären demnach verteilt, auch wenn Riga in der heimischen Virslīga drei Spieltage vor Schluss auf Kurs Titelverteidigung liegt und zudem im Pokalfinale steht.

+++ Uli Stein zum 70sten! +++

Wer durch die eintracht-lettische Historie blättert, ist so schnell fertig wie er angefangen hat. Keine vorherigen Duelle, keine Wiedersehen, keine Ehemaligen. Fleisch gewordenen Geschichtsunterricht liefert allemal das neue Buch „Stimmen mit der Eintracht“. Ulrich Stein zählt zu einer von zwölf jener Stimmen und gewährt Einblicke, die so frisch sind wie die Berührungspunkte zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC RFS.

An diesem Mittwoch feiert Uli Stein seinen 70. Geburtstag! Die Eintracht-Familie gratuliert recht herzlich und erinnert sich an 24 Europapokalpartien mit Stein zwischen den Pfosten. Zwei Mal erreichten die Adler mit dem gebürtigen Hamburger ein internationales Viertelfinale: 1989 behielt im Europapokal der Pokalsieger KV Mechelen die Oberhand, 1994 war im UEFA-Cup gegen Casino Salzburg Endstation, als Stein selbst im Elfmeterschießen traf.

Davon kann im Herbst längst nicht die Rede sein. Emotionale Pikser gab es zuletzt deshalb nicht weniger, was auch Jan Martin Strasheim und Marc Hindelang in der brandaktuellen Folge „Aufstehen mit der Eintracht“ bereden. Mit noch etwas Ärger über das, was war, und großer Vorfreude auf das, was kommt.