Das Geisterspiel in Marseille entpuppte sich als Traumstart für Eintracht Frankfurt in die Gruppenphase der UEFA Europa League. Trotz eines Kaltstarts - 0:1 in der zweiten Minute - kamen die Adlerträger in der zweiten Halbzeit imposant zurück. Erst köpfte Lucas Torró den Ausgleich (52.), im Anschluss erzielte Luka Jovic für die mittlerweile dezimierten Frankfurter den 2:1-Siegtreffer (88.).
Ausgangssituation: Vizechampion klarer Favorit
Die Gastgeber aus Marseille erreichten vergangene Saison in der UEFA Europa League das Finale und wurden erst dort von Atletico Madrid gestoppt. Die Favoritenrolle lag aus diesem Grund klar bei den Hausherren aus Marseille.
Personal: Taktisch anders angeordnet
Im Vergleich zum Dortmund-Spiel vor sechs Tagen tauschte Cheftrainer Adi Hütter auf drei Positionen. Makoto Hasebe rutschte für Gelson Fernandes ins Team, Jonathan de Guzman ersetzte Marco Fabián, und auf der linken Außenbahn verteidigte Jetro Willems für Simon Falette. Taktisch gesehen ordnete sich das etwas anders an als zuletzt: Lucas Torró spielte auf der sechs, während Hasebe und de Guzman etwas vor ihm agierten. Mijat Gacinovic kam hingegen mehr über die rechte Seite.
Denkbar schlechter Start
Das Abenteuer Europa hätte für die Eintracht kaum schlechter beginnen können. Auf der rechten Außenbahn ließ de Guzman Bouna Sarr passieren, der Florian Thauvin auf die Reise schickte. Der französische Nationalspieler bediente den mitgelaufenen Lucas Ocampos. Dessen Schuss klatschte an den Innenpfosten und von dort ins Tor - 0:1 (3.). Die Eintracht hätte postwendend fast ausgeglichen, doch die scharfe Hereingabe von Danny Da Costa rutschte Jetro durch die Beine.
Bis zur 29. Minute passierte wenig in einem ausgeglichenen Match. Dann unterlief Torró ein zu kurzes Rückspiel, Valere Germain scheiterte allerdings freistehend vor dem klasse parierenden Kevin Trapp. Aber auch die Eintracht blieb nach vorne gefährlich. Nach einer weiteren Da Costa-Hereingabe vergab Sébastien Haller aus kurzer Distanz mit der Hacke.
Zehn Adlerträger kämpfen aufopferungsvoll
In der Halbzeit reagierte Coach Adi Hütter und brachte Nicolai Müller für Mijat Gacinovic. Doch im Fokus standen zunächst zwei andere Akteure: die Mittelfeldspieler de Guzman und Torró. Der Niederländer brachte die Ecke von rechts, Torró startete toll ein und wuchtete die Kugel per Kopf zum Ausgleich ins Netz (52.). Im Anschluss schwächten sich die Adlerträger selbst: Willems sah nach einem Foul an Dimitri Payet die Gelb-Rote Karte. Bitter: Es war erst das zweite Foul des Linksverteidigers (59.). Die SGE musste mit zehn Mann weiterspielen und stand aus diesem Grund sehr tief.
Olympique hatte fortan zwar das Heft in der Hand, die dickste Chance verbuchte aber die Eintracht. Nach einer Ablage von Haller ließ Müller einen Flachschuss aus 14 Metern los. Der Keeper der Gastgeber Yohann Pelé musste sich mächtig strecken und lenkte den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten (73.). Nur drei Minuten später war es auf der Gegenseite eng: Payet flankte von rechts scharf vors Tor, Thauvin jagte die Kugel aber auch fünf Metern in den Nachthimmel. Als alle schon mit einem Unentschieden rechneten, schlug der eingewechselte Luka Jovic zu. Nach einem missglückten Klärungsversuch spielten Falette und Filip Kostic einen Doppelpass. Falette behielt die Übersicht und bediente Jovic im Rückraum. Der Angreifer ließ den Ball einmal aufsetzen und knallte ihn dann humorlos aus zwölf Metern unter die Latte (89.). Es war der Schlusspunkt einer aufregenden Partie ohne Zuschauer.
Fazit: Sensationelle Moral bringt Dreier
Die Mannen von Cheftrainer Adi Hütter bewiesen eine tolle Moral. Sie steckten sowohl den frühen Rückstand als auch den Platzverweis von Willems tapfer weg. Der späte Siegtreffer ist zwar aufgrund der Spielverhältnisse etwas glücklich, doch aufgrund der kämpferischen Leistung hatte sich die SGE in Marseille mindestens einen Zähler verdient.
So spielte die SGE:
Trapp - Willems, Ndicka, Abraham, da Costa - Torró, Hasebe, de Guzman (62. Falette) - Gacinovic (46. Müller), Kostic, Haller (75. Jovic).
Tore:
1:0 Ocampos (3.)
1:1 Torró (52.)
1:2 Jovic (89.)