Am 3. Februar wird das Telefon von Rainer Falkenhain mal wieder nicht stillstehen. Denn, um es mal salopp zu sagen: Er kennt sie alle, und alle kennen ihn. Rainer Falkenhain hat schon am Riederwald gestanden, als Grabowski, Hölzenbein und Co. nach dem Training vom Platz gingen und einen kleinen Plausch mit den wenigen treuen Trainingskiebitzen hielten. Er hat auf der Geschäftsstelle des Vereins gearbeitet, da konnten sich noch alle Angestellten des Vereins in Sekundenbruchteilen persönlich begrüßen. Er war Leiter der Lizenzspielerabteilung und erlebte alleine in dieser Funktion Trainer von Dietrich Weise bis Niko Kovac. Einer ließ diese Woche wiederum an seinem eigenen Geburtstag ausrichten, dass er definitiv Falkenhains Nummer anwählt. „Ich melde mich am Donnerstag persönlich bei Falke“, schrieb Armin Veh auf eine Nachricht aus dem Medienbereich der Eintracht zurück.
Heute kümmert sich der Jubilar als Vorstandsberater unter anderem um die internationalen Markenbotschafter der Eintracht sowie Aufgaben im Zusammenhang mit dem internationalen Spielbetrieb. Und er hält viele Kontakte zu Personen, die aus den verschiedensten Gründen nicht mehr ganz nah an der Eintracht sein können. Als Ex-Eintracht-Coach Martin Andermatt kürzlich ebenso 60 Jahre alt wurde, besuchte Falkenhain ihn in der Schweiz.
Kurz gesagt: Kaum ein Zweiter hat die Eintracht-DNA so verinnerlicht wie Rainer Falkenhain. Seit 50 Jahren ist er Fan und stand zwischenzeitlich beim EFC Münster-Altheim in seiner Heimat an der Spitze. Seit 42 Jahren ist er Mitglied, in diese Zeit fallen auch erste ehrenamtliche Tätigkeiten für die Geschäftsstelle. Seit dem 1. April 1985 ist Falkenhain festangestellt bei seinem Herzensverein.
Der damalige Geschäftsführer Peter Röder hatte mitbekommen, dass der damalige Student öfter am Riederwald zugegen war als im Hörsaal. Fast ein Vierteljahrhundert ist es her, als es ihn zu einem Engagement bei 1860 München lockte – nach einem Monat war Falkenhain zurück in der Mainmetropole. „Bei der Eintracht möchte ich gerne in Rente gehen“, sagte er bei einem Interview mit dem Klubmagazin im März des vergangenen Jahres. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Mit der Eintracht hat Falkenhain so viel erlebt, dass spannende Geschichten sicherlich ein Buch füllen würden. Als Gast der 25. Episode des „Eintracht vom Main“-Podcasts im vergangenen Jahr konnten aufgrund der begrenzten Zeit viele spannende Anekdoten und Themenblöcke gar nicht zur Sprache kommen, sodass Moderator Jan Martin Strasheim direkt die Einladung zur 50. Folge aussprach.
Alle Auf- und Abstiege der Eintracht erlebte Falkenhain hautnah am Spielfeldrand, sein Wirken nahe der Seitenlinie endete mit dem DFB-Pokalsieg 2018 in Berlin. 30 Jahre zuvor entstand an gleicher Stelle das mittlerweile legendäre Foto, als er hinter dem jubelnden Torschützen Lajos Détári den Triumph von 1988 feierte. Falkenhain hat die 20 Eintracht-Fans in Dnipropetrowsk 1993 mit Köstlichkeiten versorgt, einen Testspieler ohne Aufenthaltsgenehmigung in Österreich im Autokofferraum über die Grenze geschmuggelt und einen Plastikstuhl für Horst Ehrmantraut im Baumarkt gekauft. In vielen anderen Fällen zeigte er sich ebenso als Meister der Organisation, zahlreiche Ordner dazu finden sich noch heute in seinen Schränken. Ob er das mehr als 100-seitige Handbuch für die Ausrichtung der UI-Cup-Spiele Mitte der 1990er Jahre noch hat...?
Früher wollte er Architekt werden, letztlich baute er den Lizenzspielerbereich bei Eintracht Frankfurt stabil auf und aus. Dienstältester Mitarbeiter dort ist Materialwart Franco Lionti, der über Falkenhain sagt: „Ich bin ihm sehr dankbar, er hat immer alles für seine Mitarbeiter getan.“ Und tut dies wie eh und je, wenn auch in anderer Funktion. Seit jeher Profiteur ist beispielsweise das Eintracht Frankfurt Museum, für die Kollegen gibt’s immer Mitbringsel von internationalen Reisen. Sei es eine Glastrophäe aus Baku, ein Schiff aus Nikosia oder ein wunderschöner Porzellanteller aus Porto, in der Regel als Gastgeschenke ergattert auf den offiziellen Abendessen der Klubvertreter.
Es ist eine riesengroße Ehre, nach wie vor für meinen Herzensverein arbeiten zu dürfen.
Rainer Falkenhain
Sein Hobby hat Rainer Falkenhain also zum Beruf gemacht, Sätze wie diesen klingen bei niemanden glaubwürdiger als aus dem Mund des nun 60-Jährigen: „Es ist eine riesengroße Ehre, nach wie vor für meinen Herzensverein arbeiten zu dürfen.“ Die Eintracht hat ihm immer viel gegeben, aber Rainer Falkenhain gibt umso mehr an seinen selbsternannten Herzensverein zurück.
Die ganze Eintracht-Familie gratuliert recht herzlich zum 60. Geburtstag!