Die Verantwortlichen der Traditionsmannschaft um Karl-Heinz Körbel staunten nicht schlecht, als bei den Vereinsbewerbungen für ein Spiel gegen die Eintracht-Tradi im Rahmen von „Eintracht in der Region“ im vergangenen Jahr der SV Rot-Weiß Wölf ein Video präsentierte. Darin hatten die Alt-Herren-Fußballer aus dem 270-Einwohner-Ort im Osten Hessens die Szene nachgestellt, die die Eintracht 1988 zum DFB-Pokalsieg führte. Und Lajos Detari endgültig zum Frankfurter Helden machte. Olympiastadion Berlin, 81. Minute, Spielstand 0:0 gegen den VfL Bochum: Die Eintracht erhält einen Freistoß, den Detari zum viel umjubelten 1:0-Endstand in die Maschen setzt. Es ist sein 14. und letzter Pflichtspieltreffer für die Eintracht in seiner Zeit am Riederwald, die erst im Sommer zuvor begonnen hatte – und gegen den Willen des Spielers nach dem Pokalsieg mit einem „lukrativen Wechsel für alle Beteiligten“ (O-Ton Detari) in Richtung Olympiacos FC endete.
Der Freistoß zum Pokalsieg 1988
Dieses Video aus Wölf zeigt, welchen Stellenwert Lajos Detari heute noch bei den Fans genießt. Der Edeltechniker aus Budapest, Rekordtransfer sowohl in als auch zwölf Monate später aus der Bundesliga heraus, wird am heutigen Montag 60 Jahre alt.
Mit diesem Video hatten die Wölfer die Jury um Körbel, Vorstandsberater Rainer Falkenhain und Tradispieler Uwe Bindewald überzeugt. So kam es, dass alle beim Spiel der Traditionsmannschaft in Wölf im vergangenen Juli vereint waren. Detari, aus Budapest eingeflogen und von Falkenhain, 1988 als Leiter der Lizenzspielerabteilung in Berlin dabei, in den Osten Hessens gebracht, sowie Körbel und Bindewald als Tradispieler. „Das mussten wir unbedingt möglich machen“, sagt Karl-Heinz Körbel. Es soll auch in diesem Jahr eine Wiederholung geben.
Ich freue mich immer, nach Deutschland und zur Eintracht zu kommen.
Lajos Detari
Detari freute sich beim Spiel der Traditionsmannschaft ungemein, im Kreis alter Teamkollegen wie Uwe Müller, Alexander Conrad, Manfred Binz und Körbel dabei zu sein. Auch wenn die Folgen eines Autounfalls noch nicht komplett verheilt waren, ließ es sich der ehemalige Mittelfeldstratege nicht nehmen, für einige Minuten aufzulaufen. „Eine tolle Sache. Ich freue mich immer, nach Deutschland und zur Eintracht zu kommen“, sagte Detari im Klubraum des SV Wölf, in dem er sogleich um das nächste Selfie gebeten wurde. Klar, im Stadtteil von Eiterfeld kannte an diesem Tag jeder die Geschichte des Bewerbungsvideos – und die Freude, dass Detari tatsächlich der Einladung gefolgt ist, war riesig.
Der Ungar lebt heute mit seiner Frau in seiner Geburtsstadt Budapest und konzentriert sich nach ereignisreichen Jahren im Seniorenbereich als Trainer (rund ein Dutzend Vereine in ebenso vielen Jahren) mittlerweile auf seine Fußballschule, die er mit einem Freund betreibt. „Die rund 80 Kinder sind zwischen fünf und zwölf Jahre alt. Erst ab 14 können sie bei uns in ein Nachwuchsleistungszentrum wechseln. Wir versuchen, sie darauf bestmöglich vorzubereiten“, erzählte Detari im Gespräch mit Karl-Heinz Körbel bei Kaffee und Kuchen vor dem Spiel in Wölf.
Magisches Duo mit Włodzimierz Smolarek
Detari kam als mehrfacher Meister und Pokalsieger mit seinem Ausbildungsklub Honvéd Budapest nach Frankfurt, er war seinerzeit Nationalspieler seines Heimatlandes und hatte 1986 bei der WM eines von zwei Toren für Ungarn geschossen. Bei der Eintracht blitzte seine Klasse so richtig erst bei den Hallenturnieren in der Winterpause auf, als die Eintracht unter dem Hallendach so aktiv wie kein anderer Bundesligist war (sechs Turnierteilnahmen) und beim DFB-Masters erst im Finale unterlag. Gemeinsam mit Włodzimierz Smolarek zauberte der Ungar die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander. Auf dem grünen Rasen erzielte er nach dem Jahreswechsel zehn Pflichtspieltreffer, darunter wichtige wie im Pokalviertelfinale gegen Uerdingen (4:2, dazu zwei Vorlagen) und eben jenes im DFB-Pokalfinale von Berlin. „Ja, den habe ich gut getroffen“, lacht Detari heute.
Alles Gude zum 60. Geburtstag, lieber Lajos!