05.10.2019
Bundesliga

An der Schwelle

Im vergangenen Jahr Europa nur knapp verpasst, nimmt der SV Werder Bremen in dieser Saison einen neuen Anlauf.

Situation

Im Sommer haben die Bremer Verantwortlichen keinen Hehl daraus gemacht, dass Platz acht nicht das Ende der Fahnenstange sein soll. So postulierten sowohl Verantwortliche, als auch Spieler mehrfach das Ziel, sich für den europäischen  Wettbewerb zu qualifizieren. Gleich zu Saisonbeginn traf den Verein das Verletzungspech mit voller Wucht. Zeitweise fiel mit Ömer Toprak, Milos Veljkovic, Ludwig Augustinsson, Niklas Moisander und Sebastian Langkamp fast die gesamte Hintermannschaft aus. Die Konsequenz: Zwei Niederlagen an den ersten beiden Spieltagen und der erste kleine Dämpfer für die ambitionierten Werderaner. Die Verantwortlichen haderten jedoch nicht ob der Verletztenmisere, sondern versuchten aus der Not eine Tugend zu machen. So verhalf Florian Kohfeldt dem 30 Jahre alten – eigentlich für die U23 verpflichteten – Christian Groß zu seinem Bundesligadebüt. 

Formkurve

Auf die Niederlagen zu Saisonbeginn folgten an den Spieltagen drei und vier Siege gegen Augsburg und bei Union Berlin. Im Abschlusstraining vor dem Heimspiel gegen Leipzig riss sich Stürmer Niclas Füllkrug das Kreuzband – Werders neunter verletzungsbedingter Ausfall. So waren die Norddeutschen gegen Meisterschaftsaspirant Leipzig beim 0:3 weitgehend chancenlos. Im Vorfeld der Auswärtspartie in Dortmund entspannte sich die personelle Situation in Person von Milot Rashica zumindest ein wenig und dem BVB konnte ein so nicht zu erwartender Punktgewinn abgetrotzt werden.

Trainer

Als Florian Kohfeldt am 30. Oktober 2017 erst Interims- und kurze Zeit später Cheftrainer bei den Bremern wurde, befanden diese sich auf Platz 17 – Abstiegskampf stand an der Weser auf der Tagesordnung. Kohfeldt, der akribische Arbeiter, der es versteht, die Menschen emotional in seinen Bann zu ziehen, selbst  aber nie auf professioneller Ebene gegen den Ball getreten hat, ist ein Bremer Urgestein. Unter anderem trainierte er die U19 und die U23 des Klubs und war von Oktober 2014 bis September 2016 Co-Trainer der ersten Mannschaft unter Viktor Skripnik. Der studierte Sport- und Gesundheitswissenschaftler stabilisierte die wacklige Defensive und führte sein Ensemble in der vergangenen – seiner ersten vollständigen Spielzeit als Trainer – auf einen beachtlichen achten Rang. In diesem Jahr soll nun der nächste Schritt in der Metamorphose des SV Werder erreicht werden, die da heißt: Nach der Saison 2010/11 soll der europäische Wettbewerb endlich wieder Halt an der Weser machen.

Taktiktafel

Kohfeldt ist dafür bekannt, eine hohe taktische Flexibilität an den Tag zu legen. Beleg dafür ist die laufende Saison. Schickte er seine Mannschaft am ersten Spieltag beim 1:3 gegen Düsseldorf im offensiven 4-4-3 mit zwei offensiv ausgerichteten Achtern ins Rennen, wechselte er in den folgenden Begegnungen zwischen einem 4-3-2-1 – mit zwei Halbstürmern, die eher zentriert agierten und drei flexiblen Mittelfeldspielern –  einem 4-4-2 mit Doppelsechs und zwei nominellen Spitzen bis hin zu einem 4-2-3-1, mit einem Stoßstürmer und einer offensiven Dreierreihe in dessen Rücken, hin und her. Mit Niklas Moisander und Ömer Toprak in der Innenverteidigung und Davy Klaassen im Mittelfeld verfügt Kohfeldt über eine erfahrene Achse, an deren Seite vor allem die jungen Spieler wie Toptalent Maxi Eggestein sich entwickeln können.

Spieler im Fokus: Milot Rashica

Es läuft die siebte Spielminute in Dortmund. Nach einer Hereingabe von Davy Klaassen vollendet Milot Rashica, Spitzname „Rakete“, aus neun Metern zum 1:0 für den SV Werder. Sechs Wochen fehlte der pfeilschnelle Kosovare zuvor aufgrund einer Adduktorenverletzung. Lediglich bei der Auftaktniederlage gegen die Fortuna aus Düsseldorf konnte er mitwirken. Rashica, im Januar 2018 mit großen Hoffnungen von Vitesse Arnheim losgeeist, zeigte insbesondere in der vergangenen Rückrunde, welch enormes Potential in ihm schlummert. In Zahlen bedeutet das: 14 Scorerpunkte in 18 Bundesligaspielen 2019 ­­– kein Bremer erreichte in dieser Zeit einen besseren Wert. Fünf Mal gab Milot Rashica in diesem Jahr dabei den Dosenöffner und markierte das 1:0 für seine Farben.Und hier geht es zum Deutsche Bank Finanzcheck