18.03.2024
Bundesliga

Analyse: BVB-Beinpresse schlägt spät zu ...

... und beendet eine Serie der Frankfurter Comeback-Spezialisten, der Dortmunder Dauerdruck ermüdet Eintrachts untere Extremitäten. Nur Götze ist einmal Nutznießer des zu selten zündenden Adlerturbos.

Am 8. Januar 2022 war der Frankfurter Fußballfrust groß. Die Eintracht hatte die Partie gegen Borussia Dortmund im Deutsche Bank Park mit 2:3 verloren. Dabei hatten die Gastgeber schon mit 2:0 geführt, durch zwei Treffer von Rafael Borré. Seither hatten die Adlerträger in der Bundesliga 30 Mal das 1:0 erzielt – und waren kein einziges Mal als Verlierer vom Platz gegangen. Am Sonntag, beim 1:3 in Dortmund, war es wieder soweit. Auch wenn das über lange Zeit nicht absehbar war.

Denn die Eintracht bot dem Gastgeber, wie es auch Dino Toppmöller in seinen Statements nach dem Spiel anmerkte, über weite Strecken Paroli. Über eine kompakte Defensive, etwas tiefer stehend, spielten die Adlerträger bei Ballgewinnen schnell nach vorne und versuchten damit, die Tempovorteile gegenüber der Dortmunder Defensive auszunutzen. Das gelang schon nach 13 Minuten fast in Perfektion, als die Situation nach dem langen Ball auf Omar Marmoush an das Tor von Ante Rebic im DFB-Pokalfinale 2018 erinnerte.

Das 1:0: Marmoush à la Rebic gegen Hummels

Damals war der Kroate schneller als zwei Dortmunder Innenverteidiger, einer von ihnen war auch am Sonntag Mats Hummels. Der Routinier und sein Nebenmann Schlotterbeck kamen Marmoush dieses Mal nicht hinterher – das war der Ausgangspunkt für Götzes herrlichen Außenristtreffer.

Und damit schon wieder Götze. Zwei Bundesligaspiele in Folge mit einem Tor gelangen dem früheren Nationalspieler, der sich in der Länderspielpause nun auf „Zeit mit der Familie“ freut, letztmals vor knapp fünf Jahren. Damals noch im Trikot des BVB, gegen den er zwar schon zwei Mal getroffen hatte – aber noch nicht im Jersey der Eintracht. Das dritte Tor gegen seinen Ex-Klub war auch das dritte in dieser Bundesligasaison – alle in der Rückrunde – für den 31-Jährigen, der eine Woche vorher gegen Hoffenheim genetzt hatte.

Das 1:1: Konträr der Angriffsmuster

Die Dortmunder hatten in dieser Saison nach 0:1-Rückstand bisher erst einm Mal gewonnen, aber schon drei Mal verloren. Nach dem Gegentor schaltete die Terzic-Elf einen Gang hoch und erhöhte den Druck auf die Eintracht. Damit konnte diese nur bedingt umgehen, auch wenn die Abwehr zunächst alles rigoros wegverteidigte – mit Robin Koch als Turm in der Schlacht gegen einen BVB-Flankomat, der schon vor der Pause seinen Saisondurchschnitt an Flanken pro Spiel (16) erreicht hatte und insgesamt 31 Mal die Kugel hoch in den Strafraum brachte. Der Ausgleich wiederum entstand durch flache Pässe, Donyell Malens Hereingabe von der Torauslinie in die Mitte erreichte Adeyemi am langen Pfosten – 1:1 (33.).

Das 1:2: Folge des Dauerdrucks

Was in der zweiten Halbzeit passierte, analysierte Robin Koch nach der Partie treffend. „Es war schwer, mit Ball für Entlastung zu sorgen. Wir wurden hinten reingepresst und hätten bei Ballgewinn mehr Ruhe in die Aktionen bringen müssen, damit Dortmund auch ein bisschen mehr laufen muss. Das ist aber schwer, wenn du viel verteidigen musst und die Beine müde werden. Der BVB hat enorme Qualität auf dem Platz und uns gut eingeschnürt.“ Die Dortmunder Beinpresse schlug also zu, auch wenn die Führung des BVB damit eigentlich wenig zu tun hatte. Denn Aurélio Buta war erst sieben Minuten im Spiel und damit noch frisch, als ihm das Foul unterlief, welches mit einem Freistoß geahndet wurde. Diesen schlug Brandt in den Strafraum, wo Hummels schulbuchmäßig flugeinköpfte.

Das 3:1 war dann trotz allem Trubel darum nur noch für die Statistik. Diese sagte hinterher auch aus, dass die Eintracht 59 Prozent der Zweikämpfe gewonnen, ebenso wie der Gegner sechs Mal auf das Tor geschossen und 77 Prozent der Luftduelle für sich entschieden hatte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der BVB mehr als doppelt so viele Pässe im letzten Gegnerdrittel (172:86) spielte und insgesamt 66 Prozent Ballbesitz hatte. „Ein verdienter Sieg für den BVB“, meinte daher auch Dino Toppmöller anerkennend.

Die Comeback-Spezialisten aus Frankfurt (schon 13 Punkte nach Rückständen) mussten sich also dem BVB-Comeback bei deren 50. Bundesligasieg gegen die Adlerträger beugen, es war die erste Niederlage für die SGE nach zuletzt fünf Partien mit Punktgewinn.

Ausblick: „Zwei wichtige Heimspiele“

Weiter geht’s nach der Länderspielpause mit einem Doppelpack im Deutsche Bank Park. Zunächst am Ostersamstag, 30. März, ab 15.30 Uhr gegen Union Berlin und nur sechs Tage später im Flutlichtspiel gegen den SV Werder Bremen. Vier Punkte sprangen in diesen beiden Partien in der Hinrunde heraus (3:0/2:2). Kevin Trapp gibt die Marschroute für den Auftakt in den Saisonendspurt für den Tabellensechsten vor: „Nach der Länderspielpause haben wir zwei wichtige Heimspiele gegen Union und Bremen, die wir unbedingt beide gewinnen wollen.“ Sei es nach Comeback oder nicht – aber im Sinne des Torhüters am liebsten zu Null.