30.10.2023
Bundesliga

Angriff des Spiels: Sieben Stationen

Beim 3:3 gegen Borussia Dortmund läuft vor allem vor der Pause vieles nach Matchplan. Die Entstehung des 2:0 steht sinnbildlich für das eigene Selbstverständnis.

Drei Gegentore hin, zwei strittige Strafraumszenen her: Dino Toppmöller sprach den 56.500 Zuschauerinnen und Zuschauern im Deutsche Bank Park aus der Seele, als er das 3:3 gegen Borussia Dortmund als „fantastisches Spiel“ deklarierte. „Insgesamt war es in der ersten Halbzeit von allen Beteiligten ein top Spiel“, lobte der Cheftrainer das Gesamtwerk, ohne zu vergessen, die drei Gegentreffer im Detail zu analysieren. „Gerade die Entstehung des dritten Gegentors wird mich mit Sicherheit noch ein paar Tage beschäftigen.“

Aber insgesamt sah der Fußballlehrer die Offensivphilosophie auf den Platz gebracht, „die wir haben wollen: mutig von hinten herausspielen und versuchen, den Gegner ein Stück weit zu locken, um eine gute Dynamik auszulösen. Das haben die Jungs richtig gut gemacht und gezeigt, dass wir aus einer kontrollierten Offensive heraus Dynamiken entwickeln können.“ Exemplarisch dafür nannte der 42-Jährige das 2:0 in der 24. Minute: „Wir erspielen uns aus einem Torwartabstoß heraus das zweite Tor. Besser kannst du das nicht spielen!“ Und das kam so.

23:04: Abstoß Trapp

Nachdem die Dortmunder Angriffswelle in einen harmlosen Kopfball ins Toraus mündet, legt sich Kevin Trapp ruhig das Spielgerät zurecht. „Wir spielen wesentlich schneller nach vorne, in einem guten Ballbesitz, auch mutig. Wir haben jetzt das Gefühl, dass wir Tore schießen können und sehr gute Fußballer in der Mannschaft haben“, resümierte der wiedergenesene Schlussmann hinterher.

Wir spielen wesentlich schneller nach vorne.

Kevin Trapp

Und seine Vorderleute nehmen sich die Zeit, sich neu zu formieren: wie so häufig in den vergangenen Wochen wird bei eigenem Ballbesitz aus der Fünfer- eine Viererkette. Aurélio Buta schiebt rechts vor, Tuta bewegt sich horizontal von innen nach außen. Philipp Max bleibt weiter hinten. Und Willian Pacho dient Trapp als erste kurze Anspielstation.

23:06: Pacho auf Max

Der Ecuadorianer sollte später mit 37 Pässen die meisten Zuspiele an den eigenen Mann bringen. Eines davon auf Max, der unter schwarz-gelbem Gegnerdruck ...

23:09: Max auf Pacho

... auf den Manndecker zurückspielt, der direkt ...

23:10: Pacho auf Max

... an der Außenlinie entlang zum sich anbietenden Ansgar Knauff passt. Der Ex-Borusse lässt die Kugel ...

23:12: Knauff auf Larsson

... ebenfalls mit dem ersten Kontakt für den hinterlaufenden Hugo Larsson klatschen. Der Mittelfeldmotor verzeichnet am Ende mit 90,9 Prozent die höchste als auch mit 81,8 Prozent die beste Passquote im Angriffsdrittel seines Teams.

23:16: Larsson auf Buta

Plötzlich hat der Schwede freie Bahn, treibt das Leder in Windeseile über die Mittelline und behält in höchstem Tempo den Überblick für den mittlerweile zum Flügelstürmer verwandelten Buta, später mit vier Flanken und zwei Abschlüssen, wie Omar Marmoush, in beiden Statistiken der auffälligste Frankfurter.

23:20: Buta gegen Kobel

Der Portugiese hat viel grüne Wiese vor sich, findet erst mit rechts in Gregor Kobel seinen Meister ...

23:23: Buta zum Zweiten

... und auch der Nachschuss mit dem linken Fuß bleibt beim Schweizer BVB-Goalie hängen.

23:25: Marmoush zur Stelle

Entscheidend zur Stelle ist daraufhin Marmoush, der die Pille aus nächster Nähe über die Linie bugsiert.

Für den Ägypter war es überhaupt der erste Doppelpack in seiner Bundesligalaufbahn, nachdem er zuvor den Strafstoß zum 1:0 sicher verwandelt hatte. Bemerkenswert: Der 24-Jährige erzielte in seinen ersten 15 Auftritten im Adlerdress mit acht Buden schon jetzt zwei mehr als in 48 Partien für seinen vorigen Klub VfL Wolfsburg.

Die Sieben überzeugt als Neun: Omar Marmoush hat immer öfter Grund zum Torjubel.

Entsprechend stellte Toppmöller fest: „Was mir an Omar gefällt, ist sein Entwicklungsschritt in der sogenannten roten Zone, im Raum vor der gegnerischen Abwehrkette. Er ist ruhiger am Ball, nimmt sich auch mal zwei Kontakte und spielt nicht sofort weiter. Er hat das Gespür für die Zone und die Tiefenläufe. Ein sensationeller Entwicklungsschritt, den er als Neuner gemacht hat. Hut ab!“

Ganz abgesehen vom naturgegebenen Speed, was der Coach ebenso als „enorme Qualität“ hervorhebt. Am Sonntag war kein Akteur im Stadtwald nach 90 Minuten schneller: 33,09 Kilometer pro Stunde sprintete Marmoush in der Spitze, gefolgt von Max (33,03) und Donyell Malen (32,98).

Ausblick

In hoher Geschwindigkeit verfliegen auch die Wochen. Am Mittwoch steht die Zweite Hauptrunde im DFB-Pokal bei Viktoria Köln an, am Samstag geht’s an die Alte Försterei zum 1. FC Union Berlin. An den übrigen Tagen ist je ein Mal Training.