1954 kam Anton Hübler eher durch Zufall an den Riederwald. Der gelernte Gärtner wollte „einfach mal was anderes sehen“ und bewarb sich bei der Eintracht. Das Bewerbungsgespräch fand mit gehöriger Verspätung statt, denn Toni, der in Urberach wohnte, lief vom Frankfurter Hauptbahnhof zum Waldstadion. Hier wurde er darüber aufgeklärt, dass die Eintracht am Riederwald beheimatet sei. Also marschierte er zu Fuß quer durch die Stadt zum Riederwald. Trotz Verspätung gab es von der Eintracht einen Probevertrag, der schon nach wenigen Wochen in einen unbefristeten Arbeitsvertrag geändert wurde.
Fortan arbeitete Hübler als Gärtner an der erst zwei Jahre zuvor errichteten Anlage. Er bepflanzte das Gelände mit Pappeln, die viel Wasser brauchen und so das Grundwasser zurückhielten. Noch heute sieht man am Riederwald Bäume, die in den 1950er Jahren von Toni gepflanzt wurden. Toni kümmerte sich um die Spielfelder, half bei Turnieren von den Fußballern bis zu den Rugby-Spielern – und war oft bis spät abends auf der Anlage. Der damalige Präsident Rudi Gramlich wusste den zuverlässigen Mitarbeiter zu schätzen und schnell war Toni auch noch Chauffeur des Präsidenten. Mit Einführung der Bundesliga wurde er Zeugwart, fortan kümmerte er sich um die Belange der Ligaspieler der Eintracht. Dabei ging es nicht nur um Schuhe, Trikots und Bälle – immer wieder war Toni Hübler auch der „Kummerkasten“ für die Spieler. Mit guten Tipps, aufmunternden Worten und garantierter Verschwiegenheit. Und manchmal war er auch Dolmetscher: Toni, im ungarischen Pecs (Fünfkirchen) geboren, sprach perfekt ungarisch und konnte in den 1950er Jahren für Istvan Sztani und in den 1980er Jahren für Lajos Detari übersetzen. In den 1980er Jahren hatte er längst seine eigene Autogrammkarte und tauchte als Zeugwart auch auf den Mannschaftspostern auf. Und hatte mit der Eintracht schon alles gewonnen: Toni war bei der Meisterschaft dabei, beim Europapokalsieg – und bei allen DFB-Pokalsiegen. Tiefpunkte gab es aber auch, und manchmal mussten die Nerven geschont werden. So verbrachte er die zweite Halbzeit des „Abstiegsendspiels“ gegen den OFC im Winter 1984 in der Kabine. „Ich war zu aufgeregt, habe sogar die Duschen angemacht, damit ich nichts höre“, erinnerte er sich an die existenzbedrohenden Spiele. Auch die verpasste Meisterschaft von Rostock beschäftigte Toni noch viel Jahre. Immer wieder erzählte er über die Minuten nach dem Abpfiff im Ostseestadion – und wie er versucht hat, die Spieler wieder aufzumuntern – obwohl er doch selbst Trost brauchte.
1995 wurde Anton Hübler von der Eintracht in den Ruhestand verabschiedet. Doch auch als Rentner blieb er seinem Verein treu. Die Spiele verfolgte er zuletzt aus der Loge der 1959er Meistermannschaft, stets konzentriert und immer wieder auch mit Fernglas, um alles genau zu erfassen. Zuletzt war er beim Relegationsspiel gegen den 1. FC Nürnberg zu Gast im Stadion. Wer ihn bei diesem Spiel getroffen hat, hat gemerkt, dass Toni noch genauso aufgeregt war wie einst bei den Relegationsspielen gegen Saarbrücken und Duisburg.
Ausgleich fand der passionierter Jäger im Wald, wo er sich regelmäßig um sein Revier kümmerte. Zu Geburtstagen begrüßte er stets prominente Gäste. Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Bernd Nickel waren gern gesehene Gäste in Urberach. Und einmal im Jahr kam sogar der eigene Fanclub zur Feier. Auch über 20 Jahre nach seinem beruflichen Abschied vom Riederwald hatte Toni mit dem „EFC Kommando Anton Hübler“ noch einen eigenen Fanclub. Darauf war er immer sehr stolz und lobte die „jungen Leute“ überschwänglich.
Anton Hübler wurde immer wieder angesprochen, ein Buch über seine Erlebnisse rund um die Eintracht zu schreiben, schließlich war er einer der intimsten Kenner des Vereins. Doch der Toni winkte stets ab. „Ich trage nichts in die Kabine rein und nichts aus ihr heraus“, hat er einmal in einem Interview gesagt, und daran hat er sich bis zuletzt gehalten. Wir hätten natürlich gerne noch viele Geschichten von ihm gehört, aber genau diese Loyalität dem Verein und den handelnden Personen gegenüber machte Toni zu so einem so wertvollen Menschen. „Wir sind sehr dankbar für alles, was Toni Hübler für die Eintracht geleistet hat, wir werden ihn sehr vermissen! Unser Mitgefühl gilt seiner lieben Frau Christel und der ganzen Familie“, zeigt sich Präsident Peter Fischer betroffen über den Tod von Anton Hübler.