29.09.2025
Europapokal

Atlético de Madrid im Check

Eine Klublegende an der Seitenlinie – diesmal jedoch nicht während des Spiels –, energiegeladenes Auftreten und ein Sieg im Derbi madrileño im Rücken. Das ist Frankfurts nächster Gegner.

Der Gegner

Über 150.000 – eine Umschreibung, die bei der Eintracht sowie beim Club Atlético de Madrid zutrifft. Wie die Adlerträger aus dem Herzen von Europa zählt auch der Klub aus Spaniens Hauptstadt über 150.000 Mitglieder. Auch beide Vereinsgründungen liegen nicht allzu weit auseinander, die Hessen sind gut vier Jahre älter. Als Zweigstelle (Sucursal) des Athletic Club Bilbao wurde damals der Athletic Club Sucursal de Madrid gegründet, am 26. April 1903 von drei baskischen Studenten.

In der Saison 1939/40 schnappten sich die Los Rojiblancos, benannt nach den traditionellen Vereinsfarben Rot und Weiß, mit der Spanischen Meisterschaft den ersten großen Titel der Vereinsgeschichte. Seither wuchs der Trophäenschrank kontinuierlich: Unter anderem elf Meisterschaften, zehn nationale Pokalsiege, drei Europa-League-Erfolge, der Europapokal der Pokalsieger 1962 sowie der Weltpokal 1974 stehen im Briefkopf der Spanier. Diesen holten sich die Spanier, weil der Europapokalsieger FC Bayern München auf eine Teilnahme an jenem Endspiel verzichtet hatte.

Letztmals Edelmetall reckten die Madrilenen mit der Meisterschaft 2020/21 vor vier Jahren in den Himmel.

Der Trainer

Für Diego Simeone, 55, war es die zweite Meisterschaft als Cheftrainer von Atlético. Seit dem 23. Dezember 2011 zeichnet der gebürtige Argentinier, insgesamt auch in 170 Partien als Spieler für den Hauptstadtklub am Ball, für das Geschehen auf dem Rasen verantwortlich. 746 Spiele und neun Titel, darunter zweimal die UEFA Europa League, stehen für Simeone zu Buche. Inzwischen ein Kluburgestein, das mit seiner emotionalen, kämpferischen und teils impulsiven Art mitunter prägend für den Fußball à la Atlético de Madrid war und ist.

Gegen die Eintracht wird Simeone allerdings nicht an der Seitenlinie stehen, zum Start in die Ligaphase beim Liverpool FC sah er Rot.

In der Königsklasse stand der frühere Mittelfeldspieler aus Buneos Aires, der seine Trainerlaufbahn einst in seiner argentinischen Heimat beim Racing Club de Avellaneda startete, zweimal kurz vor dem ganz großen Wurf. Denkbar knapp, einmal nach Verlängerung und einmal im Elfmeterschießen, unterlagen den Rot-Weißen 2014 und 2016 ausgerechnet jeweils Stadtrivale Real. Erst am vergangenen Wochenende standen sich Atléti – unter Simeone übrigens zum 13. Mal in Folge in der Champions League mit von der Partie – und die Königlichen im Derbi madrileño gegenüber.  

Formkurve

Bevor Atléti am vergangenen Spieltag ins Duell gegen Real zog, las sich der Saisonstart durchwachsen. Zwei Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage bedeuteten vor dem siebten Spieltag Tabellenplatz acht, zum Auftakt in der Champions League stand eine Auswärtsniederlage gegen den Liverpool FC zu Buche.

Torjäger: Julián Alvarez.

Durch den deutlichen 5:2-Derbyerfolg ging es drei Plätze nach oben. Die Hausherren gingen durch Robin Le Normand früh in Führung, doch die Königlichen von Cheftrainer Xabi Alonso wendeten das Blatt zwischenzeitlich, ehe Alexander Sørloth, Doppelpacker Julián Alvarez und Antoine Griezman mit ihren Toren die Richtung vorgaben. Generalprobe geglückt.

Taktiktafel

Gegen Real lief Atlético mit Viererkette auf, seit einer Umstellung zu Beginn der vergangenen Saison 2024/25 die gewohnte Herangehensweise in der Defensive. Bissiges Verteidigen gepaart mit einem kompakten Mittelfeld- und Abwehrpressing und energiegeladenem Auftreten – dafür steht der Fußball unter Diego Simeone. Arbeitsmoral und Laubereitschaft sollte man in seinem Steckbrief stehen haben, wenn man in der Elf des Argentiniers seinen Platz finden will.

Haben die Spanier den Ball, so geht es in der Regel flott: blitzschnelles Umschalten nach durch das Pressing verursachten Ballgewinnen oder im geregelteren Aufbau mit längeren Vertikalpässen. Adressaten selbiger sind nicht selten Alexander Sørloth oder Julián Alvarez, Letzterer verbuchte in bislang sieben Ligaspielen bereits sechs Tore und eine Vorlage; der Norweger Sørloth spielte einst gemeinsam mit Rasmus Kristensen beim FC Midtjylland, zu einem direkten Aufeinandertreffen kommt es jedoch aufgrund der Verletzung des Dänen nicht.

Seit 2017 die Heimstätte von Atlético de Madrid: Das Estadio Metropolitano.

Torgefahr lauert jedoch auch aus der Defensive kommend. Marcos Llorente erzielte beim 2:3 gegen Liverpool beide Treffer, seit Beginn der vergangenen Saison war kein Atlético-Spieler an damit mehr Toren in der Königsklasse direkt beteiligt als der 30-jährige rechte Verteidiger – vier Treffer, vier Assists, acht Scorerpunkte.

Das Stadion

Zu Hause ist Atléti im Estadio Metropolitano im Osten der spanischen Hauptstadt, seit dem Umbau zwischen 2011 und 2017 ein reines Fußballstadion ohne Laufbahn. 70.460 Zuschauerinnen und Zuschauer können bei den Spielen dabei sein. Die Sportstätte, zuvor geläufig als Estadio de la Comunidad de Madrid oder Estadio Olímpico de Madrid, wurde zwischen 1990 und 1994 errichtet. Eröffnet wurde sie mit einem Leichtathletik-Meeting.

2019 ging im Stadion im Osten Madrids das Champions-League-Finale zwischen Tottenham Hotspur und dem Liverpool FC über die Bühne, darüber hinaus wird dort das Endspiel der Königsklasse 2026/27 ausgetragen.

Historische Bilanz

Bernd Hölzenbein und Peter Reichel wissen, wie man gegen Atlético de Madrid Tore schießt. Im Herbst 1975, sprich vor fast genau 50 Jahren, standen sich die beiden Mannschaften im Achtelfinale des Europapokals der Pokalsieger gegenüber. Dank eines Doppelpacks von „Holz“ – er traf in der sechsten und 14. Minute – verbuchte die Eintracht im Hinspiel einen 2:1-Auswärtssieg. Zwei Wochen später markierte Reichel im Waldstadion kurz vor Schluss das Tor des Abends zum 1:0-Erfolg. Die Pflichtspielbilanz der Adlerträger gegen die Spanier ist entsprechend makellos, und auch das bislang einzige Freundschaftsspiel an Heiligabend 1950 gewann die Eintracht in Madrid mit 4:3. 

Randnotiz: Für die Eintracht war auf der Europapokalreise 1975/76 erst im Halbfinale gegen den West Ham United FC Schluss.

Serien und Statistiken

29 Jahre ist es nun her, als letztmals ein deutsches Team im Europapokal auswärts gegen Atlético gewann: Borussia Dortmund im Oktober 1996, ebenfalls in der Champions League. Auf dem Platz bei Atlético seinerzeit: Diego Simeone. 

Mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und 154 Tagen stellte die Eintracht die jüngste Startelf am ersten Spieltag der Ligaphase.

Can Uzun war 19 Jahre und 311 Tage jung, als er bei seinem Champions-League-Debüt gegen Galatasaray traf. Nur fünf Teenager trafen jeweils in ihren ersten beiden Spielen in der Königsklasse: Rafael van der Vaart, Karim Benzema, Alan Dzagoev, Marquinhos und Erling Haaland.