Mit dem FC Internazionale Milano hat das Team von Cheftrainer Adi Hütter eines der wohl klangvollsten, aber auch schwersten Lose für das Achtelfinale in der UEFA Europa League zugelost bekommen. Aufgrund der eigenen Offensivstärke sieht TV-Experte Jan Aage Fjörtoft die SGE aber durchaus in der Lage, auch gegen die Lombarden mitzuhalten. Mit dem Gegner verbindet den ehemaligen Adlerträger unterdessen eine ganz eigene Geschichte.
Jan, am Donnerstag empfängt die Eintracht mit dem FC Internazionale Milano ein echtes Schwergewicht des europäischen Fußballs zum Achtelfinalhinspiel der UEFA Europa League. Wie fällt deine Prognose aus?
Ich erwarte ehrlich gesagt zwei offene Partien. Durch diese Welle der Euphorie kann die Eintracht sogar unter Umständen als leichter Favorit gesehen werden, zumal Inter und alle anderen Gegner spätestens seit den Spielen gegen Donetsk wissen, dass diese Frankfurter Mannschaft immer und überall für ein Tor gut ist. Das ist eine wichtige Eigenschaft, gerade im Europapokal. Frankfurt wird versuchen, zuhause nicht zu verlieren, dann wäre in Mailand alles drin. Vor allem offensiv ist Inter natürlich sehr stark und der Klub hat eine riesige Tradition. Unbestritten ist es ein tolles Los, das aus meiner Sicht aber dennoch machbar ist, wenn die Eintracht weiterhin so konsequent ihren Weg geht.
Uns erwartet ein richtig starker Gegner mit erstklassigen Einzelspielern. Das verheißt großen Fußball.
Es ist übrigens auch eine sehr sympathische Mannschaft. In der Champions League habe ich in meinem Job als Field-Reporter unter anderem das Spiel zwischen Inter und Tottenham begleitet und dabei mit vielen Spielern sprechen können. Klar ist, dass sie in der Offensive brandgefährlich sind, denn da ist die Mannschaft überragend besetzt. Dazu hat Inter natürlich eine glorreiche Geschichte und eine große Tradition – wir reden hier von 18 Meisterschaften und sechs Europapokalsiegen.
In der UEFA Champions League wären sie in einer sehr schweren Gruppe mit Barcelona, Tottenham und Eindhoven auch beinahe ins Achtelfinale gekommen.
Genau, denn sie standen nach fünf Spielen schon mit einem Fuß in der K.o.-Phase, haben dann aber zuhause nur ein 1:1 gegen Eindhoven erzielt. Parallel überraschte Tottenham mit einem Punktgewinn im Camp Nou, wodurch Mailand am Ende doch noch Dritter wurde.
Mit Marseille, Lazio und Shakhtar hatte es auch unsere Mannschaft bereits mit drei sehr starken Gegnern zu tun. Wo würdest du Inter in diesem Zusammenhang einordnen?
Sie sind auf jeden Fall noch ein bisschen stärker als die besagten drei, das muss man schon sagen. Als TV-Experte habe ich sie oft in der Champions League spielen sehen und sie haben mich da schon beeindruckt. Trotzdem sind sie am Ende ausgeschieden und man sollte vielleicht auch gar nicht so viel auf den Gegner schauen, sondern mehr auf sich selbst. Ich weiß, dass die Eintracht immer und überall ein Tor erzielen kann und Adi Hütter wird seinen Spielern auch sagen, dass sie ihrem Spiel treu bleiben sollen. Als zusätzliche Unterstützung hat man dann natürlich noch die Fans als Joker in der Hinterhand.
Du hast auch als aktiver Spieler deine Erfahrungen mit Inter gemacht. Zu deiner Zeit bei Rapid Wien trafst du mal auf die Lombarden und ihr seid höchst unglücklich ausgeschieden.
Das war 1990 in der ersten Runde des UEFA-Pokals und ich gerade einmal 23 Jahre alt. Zuhause haben wir das Spiel wirklich dominiert und am Ende mit 2:1 gewonnen, obwohl Inter durch ein Tor von Lothar Matthäus sogar in Führung gegangen war. In diesem Spiel habe ich einmal die Unterkante der Latte getroffen und ein Tor wegen Abseits aberkannt bekommen. Trotzdem war es eines der besten Spiele meiner Karriere.
Im Rückspiel ging es dann also sogar mit einem Vorteil für euch nach Italien.
Das Spiel damals konnte allerdings nicht im San Siro stattfinden, weil es dort Probleme mit dem Rasen gegeben hatte. Stattdessen spielten wir in Verona und schieden nach Verlängerung aus. Lass es mich diplomatisch ausdrücken: Einige Entscheidungen fielen sehr unglücklich zu unseren Ungunsten aus (lacht).
Was war passiert?
Es gab zwei zweifelhafte Rote Karten gegen uns, eine davon schon früh im Spiel. Dennoch schafften wir es trotz langer Unterzahl in die Verlängerung, bekamen aber durch Klinsmann noch ein Gegentor sowie einen weiteren Platzverweis. Diesmal für ein taktisches Foul, für das man niemals Rot sehen darf. Also schieden wir aus und Inter holte am Ende den Titel. Erst kürzlich habe ich Lothar Matthäus gefragt, warum sie damals die vielen Lira für den Schiedsrichter ausgegeben haben. Schließlich waren sie doch auch so eine gute Mannschaft (lacht)!
Somit fehlt das San Siro in deiner Vita als Spieler.
Das Stadion kenne ich aber trotzdem. Ich war für verschiedene Fernsehsender bereits dort im Einsatz. Die Stimmung ist natürlich gut, mit Fangesängen und allem was dazugehört. Aber wirklich heimelig wirkt das Stadion durch seine schiere Größe nicht. Für die Eintracht könnte das ein Vorteil sein, denn im Gegensatz zum Heimspiel dürfte es im Rückspiel keinen Hexenkessel geben.