08.01.2024
Team

Auf zu neuen Höhen

Eintrachts siebter Niederländer griff mit Ajax nach den Sternen, musste in England Rückschläge einstecken und sprüht in Frankfurt nun vor Tatendrang. Das ist Donny van de Beek.

„Ich hatte ein gutes Gefühl“, sagte Donny van de Beek bei seiner Ankunft in Frankfurt. In den Tagen zuvor war er genau diesem Gefühl gefolgt und ist nun „glücklich, hier sein zu können“. Hier, das ist im Herzen von Europa, wo der 26-Jährige seit Jahresbeginn das Trikot mit dem Adler auf der Brust trägt – als siebter Niederländer in der Klubhistorie der Eintracht.

„Ich bin hier, um dem Team zu helfen und auf meinem höchsten Level zu spielen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Frankfurt ein guter und der richtige Ort für mich ist. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit, ich bin jetzt hier und sehr positiv gestimmt“, sagte der Niederländer. Seine jüngste Vergangenheit lag bei Manchester United, doch natürlich begann die Reise des Fußballers Donny van de Beek viel früher.

Der erste große Schritt

Nijkerkerveen liegt eine knappe Dreiviertelstunde südöstlich von Amsterdam und zählt nicht einmal 2000 Einwohner. Ruhig und bescheiden, die Heimat von Eintracht Frankfurts neuer Nummer 25. Schon in jungen Jahren machte der Mittelfeldspieler auf sich aufmerksam, stach durch seine Übersicht im Offensivspiel und seine Gefährlichkeit durch Zug in den Strafraum heraus. Im Alter von elf Jahren verließ er seinen Stammverein Veensche Boys in Richtung Amsterdam: AFC Ajax. Beim niederländischen Rekordmeister und Lieblingsklub seines Vaters André wartete die Jugendakademie. Der erste große Schritt.

2014 und 2015 wurde van de Beek mit Ajax zweimal hintereinander niederländischer U19-Meister. Als Jugendspieler sammelte er zugleich erste Einsätze auf europäischem Parkett: 13 Partien, in denen ihm in zwei Spielzeiten sechs Tore und fünf Vorlagen gelangen, verbuchte er in der UEFA Youth League. Parallel dazu, im Januar 2015, debütierte der damals 17-Jährige für Jong Ajax, dem Reserveteam im niederländischen Unterhaus. Alles ging schnell.

Das „Talent der Zukunft“

Zwei Monate später zählte er beim Ligaspiel der Profis gegen ADO Den Haag zum Kader. Noch bevor er für das Team des damaligen Cheftrainers Frank de Boer – als Spieler des AFC Ajax gewann dieser fünf Meisterschaften, zwei Pokalsiege, den UEFA-Cup und die UEFA Champions League – zum Einsatz kam, wurde van de Beek von seinem Klub zum „Talent van de Toekomst“ auserkoren, dem „Talent der Zukunft“. Es brauchte noch ein wenig Geduld, seine Profipremiere feierte er als 18-Jähriger noch im selben Jahr.

Donny van de Beek bei seinem Profidebüt für Ajax gegen den Celtic FC.

Donnerstagabend, 26. November 2015. Celtic Park in Glasgow. 72 Minuten waren beim Gruppenspiel in der UEFA Europa League zwischen dem Celtic FC und Amsterdam gespielt, als van de Beek zur Einwechslung bereitstand und das Spielfeld für Lasse Schöne betrat. Ajax gewann dank eines späten Treffers von Vaclav Cerny mit 2:1 – ein erfolgreiches Profidebüt für den Youngster. Nur drei Tage später stellte ihn Frank de Boer in die Startaufstellung, 2:0 gegen PEC Zwolle. Der spätere Adlerträger Amin Younes traf zur Führung für Ajax, van de Beek spielte bei seinem ersten Ligaeinsatz über die volle Distanz. 

Halbfinale in der Königsklasse

In den folgenden Spielzeiten war van de Beek, auf dem Platz zu Hause auf der Acht oder Zehn, Teil der Gruppe talentierter junger Spieler wie Frenkie de Jong, Hakim Ziyech oder Matthijs de Ligt. Allesamt Puzzlestücke des Teams, das in der Saison 2018/19 die Meisterschaft und den Pokal mit Ajax gewann – und eine famose Reise in der UEFA Champions League hinlegte, die erst in der Runde der letzten Vier ein dramatisches Ende fand.

Ajax erreichte in der K.-o.-Runde nach Siegen über Real Madrid und Juventus das Halbfinale und traf dort auf Tottenham Hotspur. Im Hinspiel erzielte van de Beek das 1:0-Siegtor, doch im Rückspiel musste sich Ajax trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung letztlich mit 2:3 geschlagen geben und schied aus. Der entscheidende Treffer fiel in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Prägende Erfahrungen für den Newcomer.

Nach 175 Pflichtspielen, 41 Toren und 34 Assists für Ajax schlug der heute 26-Jährige ein neues Kapitel auf: Manchester United. In seiner ersten Saison für die Red Devils kam der 19-fache niederländische A-Nationalspieler wettbewerbsübergreifend auf 36 Einsätze, doch in der Folge warfen Verletzungen den Mittelfeldspieler zurück. Der Blondschopf, zwischenzeitlich an Uniteds Premier-League-Konkurrenten Everton FC verliehen, fand sein Glück auf der Insel nicht. Für seinen Restart wählte van de Beek die Eintracht.

„Donny passt perfekt zu unserer Spielidee und ist für unsere Mannschaft ein wichtiges Puzzleteil. Er bringt reichlich internationale Erfahrung mit, von der unsere jungen Spieler profitieren werden. Donny strahlt Torgefahr aus und soll vor allem unsere Angreifer in aussichtsreiche Positionen bringen“, sagte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche über den Neuzugang.

Van de Beek sprühte in seiner ersten Woche als Adlerträger nur so vor Positivität und Tatendrang. „Ich habe die ersten Tage genossen. Es ist ein sehr gutes Team. Alle haben mich gut aufgenommen und ich hatte schon einige sehr nette Unterhaltungen“, erzählte er. Neben und auf dem Trainingsplatz kommunizierte der Niederländer viel, strahlte bei den Übungen Freude aus und ließ mehrmals aufblitzen, was er zum Spiel der Eintracht beisteuern kann.

45 Minuten gegen Freiburg

Zum Ende seiner ersten Woche am Main trug er im Testspiel gegen den SC Freiburg im Deutsche Bank Park erstmals das Heimdress der Hessen, 45 Minuten spielte er gegen die Breisgauer. Aktiv, sich anbietend, Chancen kreierend. „Ich sehe Donny in einer Art Halbraumposition, zwischen den Linien agierend – weil er ein guter Fußballer ist und den Drang hat, in die Box zu gehen. Klar muss er die Bindung zu den Jungs so schnell wie möglich aufbauen, das hat man gemerkt und ist völlig normal. Wir müssen versuchen, ihn in einen Rhythmus reinzubekommen, damit er uns schnellstmöglich hilft“, bilanzierte Dino Toppmöller im Anschluss.

Gude in Frankfurt, Donny van de Beek.