Nicht nur wegen des Karnevals ist die Stimmung in Köln dieser Tage gut: Der FC lebt nach einer verkorksten Hinrunde noch - und gibt sich im Abstiegskampf trotz des bitteren 2:3 gegen Borussia Dortmund am vergangenen Wochenende noch lange nicht auf.
Der Knoten in Reihen der Geißböcke schien sich insbesondere beim 1:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg im letzten Spiel der Hinrunde gelöst zu haben: Mit zehn Punkten aus den vergangenen fünf Spielen hat Köln wieder verhaltenen Anschluss an die Nichtabstiegsplätze geschaffen. Sieben Punkte sind es zum 1. FSV Mainz 05, der derzeit auf dem Relegationsrang steht.
Umschwung auch dank Armin Veh
Mehrere Akteure haben daran ihren Anteil: Zum einen Trainer Stefan Ruthenbeck, der Anfang Dezember den Sympathieträger Peter Stöger abgelöst hat. Der Ex-Coach des VfR Aalen und der Spvgg Greuther Fürth hat jedes Spiel in der Rückrunde zum Endspiel ausgerufen, hat die scheinbar schon dem Abstieg geweihte Mannschaft der Kölner wieder zum Leben erweckt - und lässt sehr offensiv spielen. Gegen Dortmund ging der Plan zwar nicht voll auf, generell agiert der FC aber wieder mit viel mehr Selbstvertrauen. Wichtig auch, dass sich Nationalspieler Jonas Hector von seiner schweren Verletzung aus der UEFA Europa League im Herbst wieder erholt hat und auf der linken Abwehrseite vorangehen kann. Dazu wurde mit Armin Veh ein Geschäftsführer mit Sinn für Realismus installiert, der mit der Erwartungshaltung rund um Köln-Müngersdorf entsprechend umgehen kann.
Der Draht zwischen Fans und Mannschaft ist wieder intakt. Die Stimmung im Rheinland ist gar nicht mehr so weit entfernt von der des Sommers, als nach mehr als zwei Jahrzehnten mal wieder der Einzug in die UEFA Europa League gefeiert werden durfte. Dort hat sich der FC wacker verkauft und schlug unter anderem Arsenal London mit 1:0. Letztlich schied man aber - wenn auch mit Courage - aus dem Europacup raus. Die Hypothek des Abstiegskampfes in der Liga war doch zu groß, nun wird alles dem Ziel Klassenerhalt untergeordnet.
Hoffnungsträger Terodde
Zwei Tage vor Rosenmontag will der 1. FC Köln nun auch sportlich für Feierstimmung sorgen: In Frankfurt hat sich der FC jedoch die letzten Male sehr schwer getan, generell hat Köln in der Fremde erst einen Sieg (2:0 beim Hamburger SV) geholt. Die Hoffnungen in der Offensive ruhen mittlerweile auf Winterneuzugang Simon Terodde, der im rot-weißen Kölner Dress gezeigt hat, dass er in der Bundesliga knipsen kann. Er ist im Moment FC-Angreifer Nummer eins, Sommerneuzugang Jhon Cordoba, der immer noch ohne Bundesligator ist, und Claudio Pizarro müssen sich gedulden. Bitter ist für Köln der Verlust des wiedererstarkten Mittelfeldrenners Christian Clemens, der sich gegen Dortmund eine Oberschenkelverletzung zugezogen hat wohl vier Wochen ausfällt.
Drei im Fokus
Matthias Lehmann: Guter Zweikämpfer
In der Hinrunde noch gesetzt (in 16 von 17 Spielen in der Startelf), wartet FC-Kapitän Matthias Lehmann in der Rückrunde noch auf längere Einsatzzeiten. In den ersten vier Partien 2018 wurde der 34-Jährige erst zweimal eingewechselt. Gegen den BVB zuletzt wurde er erstmals in dieser Saison aus sportlichen Gründen nicht berücksichtigt. Dabei ist der Ex-Frankfurter ein guter Zweikämpfer, gewann 58 Prozent seiner Duelle. Im Mittelfeld hat sich durch Winter-Zugang Vincent Koziello der Konkurrenzkampf verschärft, doch auch der 22-jährige Techniker (23 Spiele in drei Wettbewerben für Nizza in der Hinrunde) kam noch nicht zum Zug.
Simon Terodde: Abschlussspieler blüht auf
Der im Winter gekommene Angreifer kann doch Bundesliga: Zweimal Torschützenkönig in der 2. Bundesliga, hatte Simon Terodde beim VfB Stuttgart zuletzt kein leichtes Halbjahr.Er erzielte für die Schwaben lediglich bei deren 1:2 in Frankfurt einen Treffer. In Köln blüht die Nummer 9 des FC aber auf: Drei Tore in vier Spielen erzielte der bullige Stürmer und brauchte dafür nur sieben Torschüsse. Generell ist Terodde ein Abschlussspieler, in Köln hat er im Schnitt bisher nur 33 Ballkontakte in 90 Minuten.
Jorge Meré: Aggressivität nun vorhanden
Jorge Meré, der vor der Spielzeit mit hohen Erwartungen von Sporting Gijon an den Rhein gewechselt war, hat sich neben Dominique Heintz mittlerweile zum Stamm-Innenverteidger entwickelt. Beim 2:3 gegen Dortmund gelang dem 20-Jährigen, der sich an die aggressivere Spielweise in Deutschland gewöhnt zu haben scheint, sogar mit seinem ersten Tor im Profifußball beschenkt. Auch wenn das Ergebnis nicht passte, so stimmt Meré die Einstellung seiner Mannschaft positiv, ließ der Spanier nach dem Spiel verlauten.