13.02.2020
Bundesliga

Auskaschiert

Lange lebte Dortmund davon, einfach häufiger als der Gegner zu treffen. Doch zuletzt stieß die defensive Durchlässigkeit an Grenzen. Ein Frankfurter Bub soll Abhilfe schaffen.

Situation

In den vergangenen fünf Spielzeiten erreichte der BVB in jedem Jahr einen Platz unter den Top Vier der Bundesliga und ist Stammgast in der UEFA Champions-League. Im Jahr 2017 gewannen die Dortmunder zudem den DFB-Pokal. Doch die letzte Meisterfeier am Borsigplatz ist nunmehr schon fast acht Jahre her. Nah dran waren die Borussen vor allem in der vergangenen Saison. Neun Punkte betrug der Vorsprung auf die Bayern nach dem 15. Spieltag bereits. Am Ende der Saison stand jedoch die Vizemeisterschaft. Vier Mal standen die Dortmunder seit 2012 auf dem zweiten Platz. In diesem Jahr soll unter Trainer Lucien Favre endlich wieder der große Wurf gelingen. Vier Punkte trennen die Borussen aktuell von der Tabellenspitze.

Formkurve

Die Dortmunder starteten mit zwei Siegen gegen den FC Augsburg und in Köln gut in die neue Saison, mussten aber am dritten Spieltag bereits ihren ersten Rückschlag hinnehmen, als es eine überraschende 1:3-Niederlage gegen Union Berlin setzte. In den folgenden 13 Spielen verloren die Borussen nur eine einzige Partie, 0:4 bei den Bayern, spielten aber sechs Mal unentschieden und holten nur 26 von möglichen 39 Punkten. Zwischenzeitlich auf Rang acht abgerutscht, spielte sich der BVB immerhin wieder bis auf Platz drei nach oben. Kurz vor der Winterpause fing sich der BVB beim 1:2 in Hoffenheim erneut eine bittere Niederlage. Die Rückrunde starteten die Borussen mit einem echten Torfeuerwerk. Die ersten drei Spiele endeten mit 5:3 in Augsburg, 5:1 gegen Köln und 5:0 gegen Union Berlin sieg- wie torreich. Doch die oft löchrige Abwehrleistung konnte der mit 59 Buden gefährlichste Angriff der Liga zuletzt nicht länger kaschieren. Bei einem 2:3 gegen Bremen schied der Klub vergangene Woche im Pokal aus. In Leverkusen unterlag die Borussia trotz zweimaliger Führung 3:4.

Trainer

Lucien Favre ist einer von aktuell drei Schweizer Bundesligatrainern. Seine Laufbahn in Deutschland begann der 62-Jährige bei Hertha BSC. In 94 Spielen stand Favre für den Hauptstadtklub an der Seitenlinie. Größter Erfolg war ein vierter Tabellenplatz, den er mit den Berlinern in der Saison 2008/09 erreichen konnte. Im Jahr 2011 heuerte er spät in der Saison bei Mönchengladbach an und verhinderte dort erfolgreich den Abstieg der Fohlen. Im Folgejahr führte er seine Mannschaft sogar auf Platz vier, 2015 erstmals in der Vereinsgeschichte in die Champions League.Nach zwei Jahren beim OGC Nizza kehrte er im Sommer 2018 nach Deutschland zurück und unterschrieb einen Vertrag bei Borussia Dortmund. Mit 76 Punkten wurde der Schweizer mit den Dortmundern im vergangenen Jahr Vizemeister. Favre gilt als eher ruhiger Zeitgenosse. Zu sportlichen Inhalten gibt er im Zweifel lieber zu wenig als zu viel preis, was seinem Ruf als Taktiktüftler par excellence aber eher zuträglich ist.

Taktiktafel

Es erstaunt, dass die Defensivleistung der Borussen unter Favre immer wieder deutliche Defizite aufzeigt. In ihren ersten fünf Spielen im Jahr 2020 mussten die Dortmunder bereits elf Gegentore hinnehmen. Zuletzt gegen Leverkusen griff Favre seit längerer Zeit wieder auf ein System mit Viererkette zurück. Zagadou und Hummels in der Mitte, Akanji und Guerreiro auf den defensiven Außenbahnen. Emre Can belegte den freigewordenen Platz vor der Abwehr und sorgte für mehr Präsenz im Mittelfeld. Positive Ergebnisse blieben jedoch aus, wieder rappelte es vier Mal im eigenen Kasten. Wie bereits zu Saisonbeginn brachten sich die Abwehrreihe der Dortmunder vor allem durch individuelle Fehler oft in Bedrängnis. Gut möglich, dass Favre gegen Frankfurt also wieder zu seinem vorherigen 3-4-2-1 System zurückkehrt, bei dem Hakimi und Guerreiro die Außenbahnen besetzten. Im Sturm sind mit Jadon Sancho und dem norwegische Winterneuzugang Erling Haaland zwei Wunderkinder in aller Munde und angesichts des Abgangs von Paco Alcacer und der Verletzung von Marco Reus vermutlich gesetzt. Zuletzt ersetzte Hakimi den verletzten Reus. Diese Rolle könnten alternativ auch Thorgan Hazard oder Mario Götze übernehmen.

Spieler im Fokus: Emre Can

Am 3. Mai 2014 stand der gebürtige Frankfurter das letzte Mal gegen die Eintracht auf dem Platz. Es war der 33. Spieltag der Saison 2013/14 und Can traf zum 2:0-Endstand für seinen damaligen Klub, Bayer 04 Leverkusen. Kurze Zeit später wechselte er zum FC Liverpool, mit dem er unter Jürgen Klopp das Champions-League-Finale erreichte. Später folgte der Gewinn der Italienischen Meisterschaft mit Juventus Turin. Es ist ein erstaunlicher Werdegang den der erst 26-jährige Allrounder, der auch in der Verteidigung seinen Mann steht, bereits hinter sich hat. 2006 begann Can seine Laufbahn in der Jugendabteilung von Eintracht Frankfurt. In der B-Jugend wechselte er dann zum FC Bayern. Von dort ging es nach Leverkusen, wo er unter dem damaligen Trainer Roger Schmidt aufblühte und international auf sich aufmerksam machte. Vor zwei Wochen ist Emre Can nun wieder in die Bundesliga zurückgekehrt. Vom BVB ist er zunächst zwar zunächst ausgeliehen, die Dortmunder besitzen aber eine Kaufoption. Unter Juve-Coach Mauricio Sarri kam Can zuletzt nur sehr spärlich zum Einsatz, lediglich knapp 300 Minuten stand er in der Serie A in dieser Saison auf dem Platz. Um jedoch bei der EM 2020 eine Rolle zu spielen, braucht der 25-malige Nationalspieler wieder Spielpraxis. Die erhofft er sich nun unter Lucien Favre. Im vergangenen Ligaspiel gegen Leverkusen stand der Neu-Dortmunder nun bereits fast 90 Minuten auf dem Platz und sorgte mit einem sehenswerten Schlenzer sogar für das zwischenzeitliche 2:1.Und hier geht's zum Deutsche Bank Finanzcheck.