30.07.2024
International

Austausch auf Augenhöhe

Nicolai Adam nutzt die Frankfurt Americas Tour, um Coaches aus Louisville und Umgebung die deutsche Fußballwelt näherzubringen – und trifft auf einen Ex-Eintrachtler.

Wie klein die Fußballwelt noch immer sein kann, erfuhr Nicolai Adam am Wochenende unverhofft in Louisville. Der Leiter Internationale Sportprojekte bei Eintracht Frankfurt hat am Samstag und Sonntag jeweils etwa fünf Stunden Trainer des Louisville City FC, von Racing Louisville und weiteren Soccer-Teams aus dem Umland von Kentucky mit dem Ausbildungswesen in Deutschland vertraut gemacht.

Nicolai Adam und Paolo Del Piccolo.

Zu den wissbegierigen Gästen zählte auch ein gewisser Paolo Del Piccolo. Bei wem es nicht gleich klingelt: Der heute 34-Jährige spielte 2013 ein halbes Jahr für die zweite Mannschaft von Eintracht Frankfurt. Anschließend verdiente sich der Mittelfeldspieler wieder in Übersee seine Meriten und fungiert nun als Assistenzcoach für den Frankfurter Testspielgegner LouCity.

Dieser gemeinsame Nenner war beileibe nicht der Grund, weshalb Adam von einem „Austausch auf Augenhöhe“ am Lynn Family Sports Vision & Training Center berichtet. Auch spricht der Inhaber der UEFA-Pro-Trainerlizenz bei dem Coaches Clinic nicht von einer Ausbildung, sondern explizit von einer Weiterbildung. „Es gibt nie ein Zuviel an Wissen“, so sein Credo.

Nicolai Adam, Head of International Sports Projects bei Eintracht Frankfurt.

Regelmäßig ist der 51-Jährige rund um den Globus unterwegs, hat Camps in Nashville, Marietta und Evansville abgehalten sowie vergleichbare Clinics in Cleveland und Madison und organisiert Projekte in Japan und China.

Die diversen Kulturkreise – auch Sportkulturkreise – haben Adam gezeigt, „dass es keinen Sinn macht, unser Schema eins zu eins überzustülpen“. Entsprechend liefen auch die Theorie- und Praxisstunden in Louisville ab. Adam brachte keine vorgefertigte Agenda mit, sondern ließ sich von seinen ersten Eindrücken leiten. „Eine halbe Stunde und man entwickelt ein Gefühl, worum es gehen könnte.“

Die Gruppe war hochinteressiert und hat gute Fragen gestellt.

Nicolai Adam

Ein Umstand, den die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begünstigten, indem sie nicht an Fragen sparten. Beispielhaft für Adam steht das Thema „Governance: In den USA gilt das Prinzip ‚pay to play‘“. Also ohne kräftige Zahlungsbereitschaft keine Teilhabe am organisierten Sport. Dem gegenüber stellte Adam die Funktionsweise von Eintracht Frankfurt vor: Der eingetragene Verein als Fundament von Hessens sportlichem Aushängeschild. Erstaunt seien die Coaches gewesen, als sie erfahren hätten, dass das Clinic-Angebot der Eintracht kostenfrei sei, verrät Adam mit einem Schmunzeln.

Sportlich ging es bei den Diskussionen um die Schwerpunkte Talentidentifikation sowie das Entwickeln und Anwenden einer Spielphilosophie. Darauf aufbauend kam im nächsten Schritt die Transferleistung, die Theorie in Übungsformen zu übertragen.

Für Adam hat sich die Visite in jedem Fall gelohnt: „Die Gruppe war hochinteressiert und hat gute Fragen gestellt.“ Auch er selbst ziehe schon länger Schlüsse aus der US-amerikanischen Sportwelt. Ehe die letzte Session zu Ende war, gingen noch Grüße raus an Armin Kraaz. Der Vizepräsident und ehemalige Head of Sports Projects America hatte Paolo Del Piccolo seinerzeit als Leiter des Nachwuchsleistungszentrum an den Riederwald geholt.