Axel Hellmann über…
… die Stimmungslage in der Bundesliga: "Schaut man sich den Tenor der öffentlichen Meinung zum Fußball in Deutschland in den vergangenen Wochen an, könnte man manchmal meinen, die Implosion der Bundesliga stünde bevor. Vor dem Hintergrund exorbitanter Ablösesummen oder dem teilweise eigenwilligen Verhalten von Fußballspielern im Hinblick auf Transfers. Genauso gibt es Fanthemen, die heiß diskutiert werden. Beispielsweise die Rolle der Ultras oder die Auffächerung des Spieltags und die Frage, ob der Kunde sich im Dschungel der Medienpartnerschaft überhaupt noch zurechtfindet. In meinen Augen ist die Stimmung aber nicht derart negativ, wie sie dargestellt wird. Natürlich werden alle diese Themen gelesen, verstanden und zum Teil auch mit einem gewissen Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Aber im Hinblick auf Identifikation zu unserem Klub, zur Eintracht, spielt das zum Beispiel eigentlich keine Rolle. Egal ob ich mit Sponsoren oder Fans spreche: es herrscht große Begeisterung rund um die Eintracht. Die Leute freuen sich, dass es endlich wieder losgeht."
… die positive Stimmung rund um Eintracht: "Wir merken die positive Stimmung rund um unseren Klub auf allen Ebenen. Wir sind in dieser Saison ausverkauft in Logen, Business-Seats und Werbeleistungen. Wir generieren Marketingerlöse, die wir vor vier bis fünf Jahren am Standort Frankfurt noch für unmöglich gehalten haben. Wir sprechen dabei über eine Steigerung von 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wir machen zwischen 35 und 36 Millionen Euro Umsatz. Eintrittskarten sind so gefragt wie nie, wir haben so viele Trikots verkauft wie nie zuvor. Aktuell steuern wir auf etwa 10.000 Trikots zu – das ist für den derzeitigen Zeitpunkt eine beachtliche Zahl."
… die Insolvenz des Payment-Systems: "Grundsätzlich ist dieses Thema eine große Herausforderung für uns. Denn eines ist ganz wichtig zu betonen: Das Payment-System, das bei uns seit zehn Jahren existiert, ist kein System der Eintracht. Wir sind weder bei der Auswahl, noch bei der Durchführung in irgendeiner Form Profiteur des bisherigen System gewesen. Das war eine Entscheidung der SFM und der Stadt Frankfurt. Nun ist das bisherige Payment-System insolvent und die bisherigen Guthaben platt. Wir wären eigentlich nicht in der rechtlichen Pflicht, nun irgendwie darauf zu reagieren. Aber für uns ist es wichtig, unsere Fans und Kunden trotzdem so zu kompensieren, dass ihnen kein Schaden entsteht. Konkret heißt das für die kommende Saison: Wir werden erst mal nur noch eine Bargeldbezahlung durchführen und uns in Ruhe etwas Neues überlegen. Und zwar dann ein neues System, bei dem wir ein Mitspracherecht haben. Damit es ein solches Desaster kein zweites Mal gibt."
… wie übergangsweise bezahlt werden kann und was mit den alten Bezahlkarten passiert: "Gegen Wolfsburg wird ganz normal in bar gezahlt. Ab der Augsburg-Partie werden die Fans dann Sachkompensationen erhalten. Wir werden – auf unsere Kosten – über die Datenbank des alten Payment-Betreibers die Guthaben der Karten ermitteln. Den entsprechenden Betrag können Kunden und Fans dann in Wurst, Wasser, Bier oder auch Merchandising investieren. Letzterer Punkt ist da sogar noch ein Vorteil für die Kunden, weil das bis dato nicht möglich war. Außerdem wird es auch möglich sein, seine Karte direkt loszuwerden. Und zwar über eine Spendenaktion. Es gibt vier Kooperationsvereine unseres Nachwuchsleistungszentrum, die gute Jugendarbeit machen, aber die jeden Cent dring gebrauchen können. Die TSG Wieseck, Viktoria Fulda, die Spielvereinigung Ffm-Oberrad und der FC Heisenrath Goldstein. Diese vier Vereine kriegen zu gleichen Teilen den Betrag, den unsere Fans in der gesamten Hinrunde in Spendenboxen an den Spieltagen einreichen. Diese Spenden werden dann von verschiedenen Institutionen, die an dem Bazahlsystem beteiligt sind, kompensiert. Denn das Geld ist ja nicht physisch da, es existiert nur auf der Karte. Diese Kompensation muss also erst erbracht werden. Und dafür bilden wir eine Art Allianz mit verschiedenen Partnern."
… die Unzufriedenheit einiger Fans in der Bundesliga: "Hier ist uns erst einmal wichtig zu betonen: Wir befinden uns mit unseren Fans in einem sehr guten Dialog. Wir haben eine gute Basis gefunden, auf der wir uns austauschen und auf der beide Seiten Themen platzieren können. Zudem möchte ich auch noch mal unseren Fans gratulieren, die für ihre hervorragende Performance beim Pokalfinale in Berlin einen Fair Play-Preis erhalten haben. Das kann man gar nicht hoch genug werten. Ganz generell lässt sich die ein oder andere Unzufriedenheit natürlich nachvollziehen. Wichtig ist aber auch, dass nicht alle Themen auf den DFB oder die DFL abgewälzt werden sollten. Natürlich betreffen Kollektivstrafen eher den DFB. Wenn es aber um die Auffächerung des Spieltages geht, darf man zum Beispiel nicht die DFL verantwortlichen machen. Sondern uns Klubs! Wir geben den Handlungsaufruf nach mehr Erlösen. Und dazu stehe ich auch. Wenn sich ein Klub eigenständig finanzieren und dabei nicht von Mäzenen oder dergleichen abhängig sein will, geht das nur über die Optimierung der Ertragsquellen. Über eine optimale mediale Verwertung. Wenn wir das nicht möchten, und wenn wir zugleich auch noch von Mäzenen abhängig sein wollen, dann müssen wir uns einige Ligen nach unten orientieren. So ist es leider."
… den Start am Samstag: "Die Vorfreude, dass es endlich wieder losgeht, ist riesengroß. Der Kartenverkauf brummt. Bedenkt man, dass Wolfsburg nur etwa 300 Gästefans mitbringt – und wir den Block unmittelbar neben den Auswärtsfans frei lassen – haben wir unsere Heimfans-Kapazitätsgrenze fast erreicht. Das ist ein sehr guter Auftakt für uns. Ansonsten freuen wir uns, mit unseren neuen Trikot, für das wir von allen Seiten gelobt werden, erstmals zu Hause in einem Bundesligaspiel aufzulaufen. Mit einem Hauptsponsor an unserer Seite, der total heiß auf die Saison ist und mit dem die Zusammenarbeit richtig Spaß macht."