22.01.2022
Bundesliga

Beispiel in Rot

Die Eintracht wartet nach dem 0:2 gegen Bielefeld auf den ersten Rückrundensieg. Auch weil die Arminia das abruft, was sich Frankfurt eigentlich vorgenommen hatte.

Einordnung: Viele Optionen, kaum Lösungen

Es ist beileibe nicht so, dass die Adlerträger nicht alles versucht hätten. Mit Rafael Santos Borré und Jesper Lindström sowie den eingewechselten Goncalo Paciencia und Ragnar Ache standen am Ende vier Angreifer auf dem Rasen im Deutsche Bank Park. Mehr nominelle Offensivpräsenz geht kaum. „Dass die Eintracht in der zweiten Halbzeit mit mehr Wucht und Vehemenz kommt, war zu erwarten“, bemerkte etwa Frank Kramer nach dem schlussendlichen 0:2, worauf bezogen der DSC-Coach bemerkte: „Wir waren sehr effektiv. Aufgewendet haben wir schon immer viel, mittlerweile erzielen wir auch die nötigen Tore.“ Womit schon viel erklärt ist, zumal sich ein Teil der Analyse mit der von Eintracht-Chefcoach Oliver Glasner deckt: „Wir hatten auch diesmal klare Torchancen, nutzen sie aber nicht. Wenn du kein Tor schießt, kannst du das Spiel nicht gewinnen.“ Was allein datentechnisch keineswegs im Bereich des Unmöglichen lag. Denn neben 18:8 Schüssen errechneten die Expected-Goal-Statistiker eine Torwahrscheinlichkeit 2,61 zu 1,81 pro Frankfurt.

Vergleiche des Spiels: Blaupausen mit entscheidender Ausnahme

Einerlei, wenn das Runde nicht den Weg ins Eckige findet. Dabei unterschieden sich die Angriffsmuster nur bedingt von denen der Vorwochen. In Augsburg hatte Daichi Kamada die FCA-Hintermannschaft inklusive Keeper stehen lassen und zur Führung genetzt – nun tänzelte er ebenso leichtfüßig, zielte nach einer Viertelstunde aber in die Arme von Stefan Ortega. Gegen Dortmund hatten ein Ballgewinn und Standard zu zwei Treffern von Rafael Santos Borré geführt. Am Freitagabend fruchtete keiner der zehn Eckstöße. Obwohl mit Evan Ndicka ein Verteidiger die meisten Abschlüsse verzeichnete, alle vier per Kopf nach ruhenden Bällen. Und am 17. Spieltag hatte Jesper Lindström einen formidablen Steilpass in letzter Instanz zum 1:0-Siegreffer verwertet. Auch dafür war gegen Bielefeld eine Blaupause gegeben, Erfolgserlebnis exklusive. Glasner zeigte dahingehend auf: „Wir hatten viel mehr klare Chancen als gegen Mainz“.

Evan Ndicka hat auch vorne alles reingeworfen, ist aber ebenso glücklos geblieben wie seine Kollegen.

Gerade mit Blick auf den bislang letzten Heimsieg war es dem Coach dennoch zu einfach, die Schuld allein am Verhalten vor dem gegnerischen Gehäuse zu suchen und monierte ebenfalls das Verhalten vor den beiden Gegentreffern: „Das erste Gegentor resultiert aus einem Einwurf, beim zweiten haben wir die Außen nicht zugemacht. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden bei uns durch. Wir werden die Jungs in die Pflicht nehmen, dass sie das verbessern.“

Jubilare des Spiels: Kostic und Rode

Nach dem Jubiläum nicht in Feierstimmung: Filip Kostic.

Wie es ein Fußballer zum gestandenen Profi bringt, haben in den vergangenen Jahren unter anderem Filip Kostic und Sebastian Rode nachgewiesen, die in ihren Karrieren wahrlich schon Schlimmeres erlebt haben als eine Pleite ohne eigenen Treffer. Der Kapitän etwa den Gang in die Zweitklassigkeit antreten, ausgerechnet nach seiner Premierenspielzeit in der deutschen Beletage. Das allererste Bundesligaspiel bestritt der 31-Jährige übrigens vor exakt elf Jahren: am 21. Januar 2011 unterlagen die Hessen dem Hamburger SV 0:1. Vergangenheit, ebenso wie für Filip Kostic, der vor seinem Wechsel an den Main zwei Abstiege zu verkraften hatte. Seit 2018 läuft es bekanntermaßen, gegen die Ostwestfalen bestritt der Serbe sein 150. Pflichtspiel mit dem Adler auf der Brust.

Das schreiben die Medien

Das Journalisten-Echo galt gleichwohl dem gesamten Team. Nachdem die Gelegenheit, gegen die Konkurrenz vorzulegen, verstrichen ist, ist von „Tiefschlag“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), „Dämpfer“ (Bild) „Ernüchterung“ (Frankfurter Rundschau) und „Rückrunden-Fehlstart“ (hessenschau) zu lesen.

Ausblick

Dagegen werden sich die Adlerträger wie gewohnt weniger verbal, sondern mit Taten wehren, wie Glasner auf der Pressekonferenz entschlossen kundtat: „Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass es weitergeht wie vor Weihnachten, als wir die Effizienz an den Tag gelegt hatten, die diesmal Bielefeld hatte. Aber ich bin nicht beunruhigt, weil ich gesehen habe, dass die Jungs alles versucht haben. Wir müssen uns die Selbstverständlichkeit zurückholen.“ Und das gehe vor allem auf eine Weise: „Ärmel hochkrempeln, hart an uns arbeiten und zurück in die Erfolgsspur finden.“