30.03.2025
Bundesliga

Big Points, Brustlöser, Bodyguards

Spielfreude, kollektiver Kampfgeist und Götzes goldener Treffer bereiten der Eintracht den Weg zum 14. Saisonsieg. Das Duell mit dem VfB Stuttgart in der Nachbetrachtung.

Lässt man sich auf Frankfurt gegen Stuttgart ein, so sollte das Nervenkostüm als Beobachter nicht am seidenen Faden hängen. Das Hinrundenspiel legte mit einer hochdramatischen Schlussphase, an deren Ende ein 3:2-Auswärtssieg der Sportgemeinde Eintracht stand, vor, und das zweite Duell stand diesem hinsichtlich Intensität und packendem Unterhaltungswert kaum in etwas nach – lediglich eine Spur weniger Drama und Schweißausbrüche. Kurzum, 1:0 für die Adlerträger, wodurch diese erstmals seit der Saison 2018/19 wieder beide Partien in einer Runde gegen den Verein für Bewegungsspiele von 1893 für sich entschieden.

„Es war das erwartet schwere Spiel, Stuttgart ist ein harter Brocken. Da kann die Tabelle sagen, was sie will, Stuttgart hat viel Qualität. Alles in allem haben wir verdient gewonnen. Wir haben uns sehr viele Torchancen herausgespielt, leider nicht alle genutzt – deshalb war es bis zum Ende spannend. Wir haben die drei Punkte hierbehalten und ein gutes Spiel gemacht“, sagte Sportdirektor Timmo Hardung am EintrachtTV-Mikrofon.

Drei Punkte, „Big Points“, wie Nnamdi Collins betonte; und das bedeutet: 48 Zähler insgesamt, bereits Ende März mehr als in 2023/24 zusammen; der 14. Saisonsieg, mehr waren es für die Eintracht in der Bundesliga nach 27 Spieltagen noch nie. Sehr gut.

So auch die Bilanz allgemein am Super-Samstag: Männer, Frauen (4:1 in Bremen), U21 (3:2 in Göppingen) und U19 (2:0 gegen den Hamburger SV) – vier Spiele, vier Siege.

Eine Handvoll Storys aus dem Deutsche Bank Park.

1. Auf Torejagd

Insbesondere in der zweiten Halbzeit, der Platzverweis von Stuttgarts Ameen Al-Dakhil (58.) spielte den Hausherren freilich in die Karten, schaltete Frankfurt offensiv noch einmal ein, zwei Gänge hoch. 14 der insgesamt 19 Torschüsse setzten die Hessen in den zweiten 45 Minuten ab, der Expected-Goals-Wert schoss von 1,2 auf 2,64. Der finale Wert in dieser Kategorie von 3,84 bedeuten Saisonhöchstwert für die Eintracht. Der Führungs- und Siegtreffer schien nur noch eine Frage der Zeit – und er fiel.

So klang das 1:0 bei EintrachtFM

2. Mario Götze

Zum dritten Mal – bei bislang drei Bundesligatoren – markierte Mario Götze das 1:0. Brustlöser, Türöffner. Hugo Ekitiké auf Hugo Larsson, Pfosten, goldrichtig positioniert, Tor. „Das Tor ist fußballerisch richtig gut gespielt, wir hatten eine top Boxbesetzung“, lobte Dino Toppmöller und sagte über den Mittelfeldregisseur: „Er interpretiert die Position hinter Heki so, dass er mehr im Zentrum bleibt und nicht auf die Flügel ausweicht – das freut mich. Er kommt in diese Situationen und ist an torgefährlichen Aktionen beteiligt.“ Mario Götze …

  • … hatte in seinem Team die meisten Ballaktionen.
  • … spulte die meisten Kilometer ab (12,5).
  • … verbuchte den höchsten Expected-Goals-Wert (1,54)

„Er gibt uns auch defensiv viel, weil er ein gutes Gespür dafür hat, wann er den Gegner anlaufen muss. Gegen Stuttgart hatte er zudem eine Spezialaufgabe in der eigenen Hälfte im Verteidigungsverhalten, da ist er sehr zuverlässig und fleißig“, so Toppmöller.

3. Hugo Ekitiké

Götze inzwischen direkt hinter der einzigen Spitze, Hugo Ekitiké. „Das funktioniert richtig gut, beide haben ein gutes Verhältnis. Hugo hat noch einmal einen Riesenschritt gemacht“, sagte der Cheftrainer.

Er hilft uns sehr, auch wenn er heute kein Tor machen konnte.

Sportvorstand Markus Krösche über Hugo Ekitiké

Jeder spürte, wie sehr der Franzose seinen Treffer wollte, und sah, wie sehr er dafür schuftete: fünf Torschüsse, aber auch 16 gewonnene Zweikämpfe waren am Samstag interner Topwert. „Er macht viele Bälle fest, kann immer etwas kreieren und den Gegner beschäftigen. Er hilft uns sehr, auch wenn er heute kein Tor machen konnte“, bescheinigte Sportvorstand Markus Krösche.

4. Nnamdi Collins

Nah, sehr nah am Torerfolg bewegte sich auch Nnamdi Collins, bereits nach 24 Minuten verletzungsbedingt für Ansgar Knauff ins Spiel gekommen und damit einhergehend auf für ihn ungewohnter, offensiverer Positon auf dem Flügel. „Wenn er ein Tor gemacht hätte, und er hätte drei schießen können, hätte er vielleicht eine Zukunft als offensiver Schienenspieler“, sagte Topmöller mit einem breiten Grinsen im Gesicht und erklärte dann: „Die Idee war, dass wir über die Geschwindigkeit auf dem Flügel nach vorne kommen wollten. Er hat Geradlinigkeit und Tempo. Wir wissen, dass er nicht der klassische Winger und Offensivspieler ist, aber heute war es angebracht. Auch defensiv, um etwa Mittelstädt, der immer wieder hinter die letzte Linie kam, mitzuverteidigen.“ Collins setzte noch einen drauf: „Ich hätte vier Tore machen müssen, das habe ich zu den Jungs schon gesagt. Natürlich musste ich mir ein paar Sprüche anhören.“ Kein Treffer, dafür aber vier Schüsse, die zweitmeisten hinter Ekitiké, und mit 34 km/h der Titel „Schnellster Spieler“ stehen in seinem Zeugnis.

5. Mentalität und zwei „Bodyguards“

Unterstrichen und mit Sternchen gilt für die gesamte Truppe: gebissen, gekämpft, dagegengehalten. „Ganz viel Spielfreude, aber auch über den Kampf am Ende“, so RTL-Moderator und EintrachtFM-Experte Jan Köppen im Nachgang bei „Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park“. Sinnbildlich für den Auftritt mit viel Herz – wenig überraschend – Rasmus Kristensen und Arthur Theate. „Zwei richtige Mentalitäts-Säue“, brachte es Roman Gerth vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) bei EintrachtTV auf den Punkt. Anfeuern, pushen, gelungene Grätschen und Blocks mit Urschrei feiern. „Bei Theate und Kristensen sieht man, wie sehr sie sich mit dem Klub identifizieren. Sie geben immer alles. Diese beiden ‚Bodyguards‘ tun uns sehr gut und helfen uns enorm mit ihrer Erfahrung“, hob Markus Krösche hervor.

Ausblick: An die Weser

„Der Sieg war wichtig für uns, für die Fans und unser Selbstbewusstsein. Noch haben wir aber nichts erreicht, wir müssen immer weitermachen und den Job zu Ende bringen“, so Theate: „Wir müssen ein Signal an die Gegner senden: Wir sind bereit, fit. Die Mentalität war großartig, die Fans haben uns gepusht – wir brauchen sie, zu Hause und auswärts. Mit dieser Mentalität und diesem Kampfgeist geht es jetzt weiter.“

EintrachtTV: Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park

Die nächste Aufgabe, das nächste TV-Topspiel: Samstag, 5. April, 18.30 Uhr, beim SV Werder Bremen. „Unsere Marschroute ist, das nächste Spiel in Bremen zu gewinnen. Das wollen wir, das können wir, doch dazu müssen wir uns wieder zu 100 Prozent fokussieren“, sagt Timmo Hardung. In diesem Sinne: Forza SGE!