04.06.2023
DFB-Pokal

Bis zum (bitteren) Ende

Finale verloren, Zuversicht gewonnen. Neben dem 0:2 gegen Leipzig sorgen zwei Frankfurter Fixpunkte für Bestmarken. Kamada trägt zum Abschied zu einem Alleinstellungsmerkmal bei.

Im Angesicht der für den Moment größten Enttäuschung bewiesen die Spieler, Trainer und Staff-Mitglieder von Eintracht Frankfurt nochmal wahre Größe. Ausgelaugt von knapp 100 Minuten Schlagabtausch im DFB-Pokalfinale gegen Leipzig, standen die Adler nach der 0:2-Niederlage dem Titelverteidiger anerkennend Spalier.

Gefühlt in dem Wissen, dass nicht ein viel besserer, aber auch nicht wirklich unterlegener Kontrahent in der Schlussphase weitgehend ungefährdet die Oberhand behalten hatte. Die ausgewogene Einordnung fand sich hinterher auch im Stimmenbild wieder, so wie die Hessen nach Platz sieben in der Liga, Top 16 in der UEFA Champions League, Finale im DFB-Pokal und der Teilnahme am UEFA Supercup gegen Real Madrid auf eine 49 Spiele währende Saison zurückblicken, die sicher weit mehr Vereine bewundern als belächeln würden.

Zahl des Spiels: 6

Einer, der die über 124-jährige Eintracht-Historie noch nicht allzu lange, aber umso eindrucksvoller gestaltet, ist Randal Kolo Muani. Nach 31 Scorer-Punkten in der Bundesliga, und damit so vielen wie kein anderer Akteur, avancierte der Sommerneuzugang aus Nantes trotz ausbleibenden Abschlussglücks in Berlin zum Toptorjäger des DFB-Pokals 2022/23.

Im Gesamtwettbewerb oben auf: Randal Kolo Muani.

Sechs Cup-Treffer für die SGE sind zudem eingestellter Vereinsrekord, allein Bernd Hölzenbein 1973/74 und Cha Bum-kun 1980/81 waren in jenen Pokalsiegerjahren ebenfalls auf ein halbes Dutzend Buden gekommen. Ein Nachweis, den deren Nachfolger am 3. Juni nicht erbringen konnten, aber deshalb nicht klein bei geben. Oder wie Sportvorstand Markus Krösche sagt: „Wir sind gestolpert und dürfen enttäuscht sein. Ab der nächsten Saison geht es wieder mit Vollgas nach vorne!“

Geschichte des Spiels: Nippon-Novum

Einer, den Unwissende mit 39 Jahren und 136 Tagen nicht unbedingt zur unverändert ersten Wahl zählen würden, ist Makoto Hasebe. Der bis 2024 als Lizenzspieler in Frankfurt unter Vertrag stehende Routinier erhielt im Alles-oder-Nichts-Modus abermals das Vertrauen als Abwehrchef und avancierte nebenbei zum ältesten Startelfakteur in einem DFB-Pokalfinale seit der Gründung der Bundesliga. Einzig Manfred Burgsmüller kam 1990 mit 40 Jahren und 148 Tagen auf mehr Lenzen, jedoch von der Bank als Joker.

Daichi Kamada sorgt mit Makoto Hasebe in seinem letzten Eintracht-Spiel für eine noch nie da gewesene Finalkonstellation im DFB-Pokal.

In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass erstmals in einem DFB-Pokalfinale zwei Japaner gleichzeitig in der Startelf standen: Hasebe und Daichi Kamada.

Das schreiben die Medien

  • kicker: „Frankfurt hatte nun das Heft des Handelns in der Hand und erhöhte sukzessive den Druck, nicht einmal hatte Leipzig seit Wiederanpfiff aufs Tor geschossen. In der 71. Minute stand es dennoch 1:0: Nkunku ging - auch mit Glück - an mehreren Gegenspielern vorbei, zog ab und traf. (…) Mit der Führung im Rücken änderte sich das Geschehen.“
  • hessenschau: „Die Eintracht hatte Titelverteidiger Leipzig zuvor über 70 Minuten erstaunlich gut Paroli geboten und vor allem in der Defensive eine sehr starke Leistung gezeigt. Angeführt vom überragenden Kapitän Sebastian Rode, der völlig entkräftet ausgewechselt wurde und dann von der Bank die Treffer von Christopher Nkunku (71.) und Dominik Szoboszlai (85.) mitansehen musste, waren die Hessen nah dran am nächsten Titelgewinn.“
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Aus allen Ecken und Enden des ausverkauften Berliner Olympiastadions gab der Eintracht-Anhang fortwährend bei diesem Finale den Ton an.“

Das sagt das Netz

  • „Wochenende war trotzdem schön. Eintracht für immer. 🦅♥️“ (@MuellerDenisman)
  • „Und wir haben Euch trotzdem gefeiert!  Nur die SGE!“ (@dasrackt)
  • „Fühlen wir. Köpfe hoch ❤️“ (@scfreiburg)

Ausblick: Neue Erfahrungen

Der offensive Feingeist wird, wenn die Vorbereitung auf 2023/24 beginnt, nach insgesamt sechs Jahren unterm Adlerdach wie Almamy Toure nicht mehr zum Spieleraufgebot zählen. Wie sehr andere nachrücken können, spiegelt sich nicht allein in der Tatsache wider, dass vor Samstag bis auf Hasebe und Mario Götze kein einziger aktueller Adler jemals ein DFB-Pokalfinale bestritten hatte.

Dass die Hessen Neuland können, zeigten sie nicht nur im Olympiastadion, sondern auch in ihrer Debütsaison in der Königsklasse. Selbiges gilt im nächsten Jahr für die Europa Conference League, in der der Bundesligist die Play-offs (24./31. August; Auslosung 7. August) überstehen möchte. Mit Götze, der vorzeitig bis 2026 verlängert hat. Mit den unlängst fest verpflichteten Leihspielern Dina Ebimbe und Max. Mit bereits drei feststehenden Neuzugängen. Mit noch mehr Erfahrung. Und mit einer allgegenwärtigen Energie, die auch nicht immer ein sportlich bitteres Ende zu verhindern mag. Fürs Erste.