Es gibt nichts, was Makoto Hasebe im deutschen Fußball nicht mitgenommen hätte. Im Januar 2008 beim VfL Wolfsburg sein Bundesligaabenteuer gestartet, stehen der Deutschen Meisterschaft 2009 mit dem VfL und dem DFB-Pokalerfolg mit Eintracht Frankfurt 2018 die gelungene Relegation mit den Adlerträgern 2016 sowie der Abstieg mit dem 1. FC Nürnberg 2014 gegenüber. Neben den Rollen des Routiniers als Defensivdirigenten, Interimskapitäns und perspektivisch Markenbotschafter kann der Allrounder außerdem auf eine Anekdote zurückblicken, auf die nur wenige Feldspieler verweisen können: Am 17. September 2011 hütete Hase sogar für wenige Minuten das Tor der Wölfe, weil Marwin Hitz Rot gesehen hatte und das Wechselkontingent schon ausgeschöpft war, wenngleich der Aushilfskeeper die damalige 1:3-Niederlage in Hoffenheim nicht mehr zu verhindern wusste.
Lufthoheit behaupten
Sorgen um eine Wachablösung müssen sich Kevin Trapp und seine zuverlässigen Torwartkollegen vor der Reise in die Autostadt deswegen aber nicht machen, und das nicht, weil sich neuerdings zwei Wechselmöglichkeiten mehr bieten. „So viele Gegentreffer wie in den vergangenen Spielen ärgern mich natürlich selbst am meisten“, gibt der Schlussmann zu, zumal die vergangenen sechs Bundesligaspiele immer mit einem Rückstand begannen.
Weswegen Cheftrainer Adi Hütter nach dem denkwürdigen 3:3 gegen den SC Freiburg weniger die Zahl der eigenen wie gegnerischen Treffer thematisierte, sondern lieber deren Reihenfolge. Eine eigene Führung würde das eigene Spiel erleichtern, so nicht nur der Tenor des Fußballlehrers. Ähnlich hatte sich schon vor dem Duell mit den Breisgauern Almamy Toure geäußert.
Davon wissen auch die Wölfe ein Lied zu heulen: Zwar ging nach der Zwangspause der Neustart trotz des 2:1-Sieges beim FC Augsburg weit weniger leicht vom Fuß, und beim 0:2 gegen Borussia Dortmund war Kompaktheit lange Trumpf, ehe der Rückstand mehr Risiko verlangte und die Westfalen in der Schlussphase einen nicht mehr zu verhindernden Konter zur Entscheidung vollendeten. Dann kam das Werksduell am Dienstag in Leverkusen, als die Hausherren mit 1:4 am Ende noch gut bedient waren. Drei Kopfbälle und einen direkten Freistoß musste Lukas Hradecky passieren lassen, ein Rezept, dass am Main ebenfalls schon zum Erfolg geführt hat.
Intensiv wie nie
Doch so der Tabellensechste auch gegen Topteams zu bestehen weiß, verhindert die maue Ausbeute im heimischen Stadion eine noch bessere Positionierung. In der imaginären Heimtabelle belegt Wolfsburg Rang 13. Unabhängig von Soll und Haben müssen sich die Hessen auf jeden Fall auf eine Geduldsprobe einstellen, 34 Gegentore sind die drittwenigsten der Liga. Auf der anderen Seite endete erst eines von 41 Pflichtspielen zwischen beiden Teams torlos. Der zu erwartende Biss auf Granit ist nicht zuletzt der hohen Intensität im Auftreten der Grün-Weißen geschuldet: Nach 28 Spieltagen zog kein anderes Team 21.001 intensive Läufe an, mit Mittelstürmer Wout Weghorst buchstäblich in der Spitze: 2.174.
Wovor sich Timothy Chandler aber nicht verstecken möchte: „Wir hatten gegen Freiburg volle Offensivpower auf dem Platz.“ „So wie wir gestern gespielt haben, kann es schon Spaß machen“, meinte auch Trapp, der sich immerhin der Vorarbeit seiner Kollegen erfreuen konnte. So brach Daichi Kamada, gleichzeitig Toptorjäger der UEFA Europa League, mit seinem ersten Bundesligator einen kleinen Fluch. Der größte soll am Samstag verschwinden, immerhin wartet der Landsmann von Hasebe seit 13 Bundesligabegegnungen auf einen Dreier. Ein solcher wäre folglich in vielerlei Hinsicht ein Genuss.
Zum Spiel
Anstoß: Samstag, 30. Mai, 15.30 Uhr, Bundesliga 2019/20, 29. Spieltag.
Stadion: Volkswagen Arena, Wolfsburg.
Hörtipp: EintrachtFM überträgt ab 15.20 Uhr live.
TV-Hinweis: Das Spiel läuft exklusiv bei Sky.