20.10.2024
Bundesliga

Bittere Pille mit Punch-Potential

Niederlage hin, Aufreger her: Die Eintracht legt in Leverkusen weiter zu. Belege dazu sowie Parallelen zwischen Marmoush und Yeboah sowie Trapp und Stein.

Nach einer Stunde hatte Xabi Alonso genug gesehen. Der Meistertrainer von Bayer 04 Leverkusen zog die ersten beiden Wechseloptionen, die mit etwas Interpretationsspielraum Aussagekraft genug hatten, dass der Doublegewinner aus dem Rheinland zu diesem Zeitpunkt alles andere als das Heft des Handelns in den Händen hatte. Dass Florian Wirtz reinkam, war eher eine Frage der Zeit und Fitness des unter der Woche verletzten Nationalspielers. Dass mit Aleix García für Amine Adli ein zusätzlicher Mittelfeldstabilisator für einen Flügelstürmer kam, hatte taktische Gründe.

Novum für Ekitiké

Das Gegenteil war bei Eintracht Frankfurt der Fall, bis auf Can Uzun für Niels Nkounkou in der Schlussphase tauschte Chefcoach Dino Toppmöller vier Mal positionsgetreu. Warum auch ändern, was größtenteils klappte. Selbst Hugo Ekitiké blieb bis zum letzten Atemzug auf dem Platz; in seinem 25. Einsatz mit dem Adler auf der Brust spielte der Franzose von der ersten bis zur letzten Sekunde. In der Nachspielzeit vermeintlich das Zünglein an der Waage, was die Gemüter erhitzte, aber die Einschätzung der einträchtigen Leistung nicht beeinflusste, sondern vielmehr befeuerte. Wer sich selbst ein Bild davon machen möchte, dem seien die Highlights auf EintrachtTV ans Herz gelegt.

Im zweiten Duell mit einem Europapokalhalbfinalisten der Vorsaison nacheinander bewegten sich die Hessen anders als beim 3:3 gegen Bayern München nicht weitgehend wider Willen wie das Kaninchen vor der Schlange, sondern lieferten den Löwen „einen Battle auf Augenhöhe“, wie Timmo Hardung konstatierte. „Das zeigt die Schritte, die wir bis hierhin gegangen sind“, ergänzte der Sportdirektor und stieß ins selbe Horn wie Sportvorstand Markus Krösche: „Wenn man dieses Spiel mit dem in Leverkusen in der vergangenen Saison vergleicht, haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht – leider mit einem ärgerlichen Ergebnis.“

470 Pässe: Saisonhöchstwert

Abgesehen vom Chancenplus des Gastgebers, dessen Spielstärke wie beim 1:1-Ausgleich aufblitzte, unterschieden sich die Kontrahenten in den wenigsten Belangen. 53,8 zu 46,2 Prozent Ballbesitz und rund 91 zu 88 Prozent Passquote sind das eine. Das andere waren die insgesamt 470 Pässe, die die Gäste spielten. Das waren so viele wie nie in dieser Bundesligasaison und erschienenen alles andere als zweckmäßig. Anders ist es nicht zu deuten, wenn mit Niels Nkounkou und Arthur Theate (je 13) sowie Rasmus Kristensen (zwölf) drei Verteidiger die meisten Zuspiele im letzten Drittel produzierten.

„Über weite Teile war es ein gutes Spiel mit einer guten Kontrolle, gerade mit dem Ball am Fuß. Dass wir gegen eine so gute Mannschaft wie Leverkusen im hohen Pressing nahezu immer eine Lösung gefunden haben und sie somit keinen Zugriff bekommen haben, zeigt, dass unser Spielaufbau funktioniert hat. Dann steht der Gegner natürlich kompakt, was es einem total schwer macht, sich Chancen zu erarbeiten“, fasste Hardung bei EintrachtTV zusammen.

Klar zu erkennen: Die Eintracht um Fixpunkt Robin Koch ist in Leverkusen nicht nur im Verteidigungsdrittel zu finden.

Zurück zur Frankfurter Verteidigungslinie, die einmal mehr auch in ihrem Kerngebiet überzeugte. Robin Koch war nicht nur im Angriffsspiel mit 82 Ballaktionen (vgl. Heatmap) und 61 angekommenen Pässen der Ruhepol schlechthin bei den Adlern, sondern klärte mit acht Aktionen so viele wie die drei Leverkusener Innenverteidiger zusammen. Dazu fing Theate vier Bälle ab, alle Hausherren zusammengenommen fünf. Kevin Trapp parierte bei seinem Comeback sieben Abschlüsse und zudem den neunten Elfmeter in seiner Bundesligalaufbahn, womit er sich in einer Kategorie etwa mit Jörg Butt, Sepp Maier, Manuel Neuer und Uli Stein bewegt.

Noch etwas mehr Historie zum vorläufigen Abschluss. Omar Marmoushs zwischenzeitliche Führung per Foulelfmeter bedeutete den nun neunten Saisontreffer in der Liga für den Ägypter. Der Toptorschütze und -scorer 2024/25 wandelt damit auf den Spuren von Anthony Yeboah, dem 1993 als bisher einzigem Adlerträger nach sieben Spieltagen diese Ausbeute gelang.

Ausblick: 2/7

Zeit zum Schwelgen und Ärgern ist aber nicht nach dem ersten von sieben Pflichtspielen innerhalb von 22 Tagen. Nächster Halt: Deutsche Bank Park. Am Donnerstag, 18.45 Uhr, gastiert der FC RFS aus Riga zum dritten Europa-League-Spieltag im Stadtwald. „Wir wollen drei Punkte holen und den ersten Heimsieg in diesem Wettbewerb“, beteuert Junior Dina Ebimbe. So sieht’s auch Hardung: „Es geht darum, gut zu regenerieren und das Spiel zu verarbeiten. Dann geht der Fokus auf Donnerstag, wir haben das nächste wichtige Spiel vor der Brust. Dann geht’s volle Kanone nach vorne!“