12.06.2024
Historie

Blick zurück: Die Eintracht und die USA

Trainingslager, Fanclubs, Partnerschaften und mehr: Ein historischer Blick auf die Berührungspunkte der Eintracht-Fußballer mit den USA im Vorfeld der Frankfurt Americas Tour 2024.

Die Adlerträger stecken mitten in der Vorbereitung, wenn am 22. Juli der Flieger in Richtung USA abhebt. Cheftrainer Dino Toppmöller bestellt seine Mannschaft am 8. Juli zu zweitägigen Leistungstests, am 10. Juli ist Trainingsauftakt im Herzen von Europa. Zwölf Tage später startet die Reise über den Atlantik, bis Anfang August bereitet sich die Mannschaft – vorwiegend in Louisville, Kentucky – auf die Bundesligasaison 2024/25 vor.

Von Austin, Buffalo und Columbus über Milwaukee und New York City bis hin zu San Diego, San Francisco und Seattle: An vielen Orten in den Vereinigten Staaten haben die Adlerträger bereits Spuren hinterlassen – begonnen in den 1950er-Jahren mit der Goodwill Tour.

An vielen Orten in den Vereinigten Staaten haben die Adlerträger bereits Spuren hinterlassen.

Während der Goodwill Tour absolvierten die Adlerträger binnen 25 Tagen acht Freundschaftsspiele, lockten insgesamt 70.000 Zuschauer in die Stadien und generierten 50.000 Dollar an Spenden, die für den Wiederaufbau der Tribüne am Riederwald verwendet wurden. „Ohne diese 50.000 Dollar wären wir nicht 1959 Deutscher Meister geworden und stünden heute nicht da, wo wir stehen“, sagte Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Dazu später mehr.

Ein erstes Match zwischen der Eintracht und einem US-amerikanischen Team gab es sogar schon noch früher, und zwar am 21. Juni 1930 – allerdings in Deutschland. Germania Milwaukee, die „German-American All-Stars“, machten im Zuge einer Fußballreise durch Deutschland, auf der das Team insgesamt sieben Freundschaftsspiele bestritt, auch Halt in Frankfurt. Die Eintracht siegte 4:0.

An dieser Stelle im Sommer 1930 nun ein größerer Sprung mehr als 80 Jahre voraus in die Zukunft.

Mehrere Trainingslager in den USA

Viermal legte Frankfurt zwischen 2017 und 2020 unter dem Motto #SGEagles ihr Trainingslager gekoppelt an eine USA-Tour in die Vereinigten Staaten. So trainierte Niko Kovac mit den Hessen in der Sommervorbereitung im Juli 2017 in Seattle, San Diego, San Francisco und Columbus. Die Härtetests gegen die amerikanischen Erstligateams Seattle Sounders FC (1:1), San José Earthquakes (1:4) und Columbus Crew SC (0:1) verliefen zwar etwas holprig, schienen letztlich aber positive Erkenntnisse geliefert zu haben. Nicht zuletzt stand am Ende der Spielzeit 2017/18 der Gewinn des DFB-Pokals.

Fan-Nähe in Kalifornien: Timothy Chandler schreibt fleißig Autogramme.

Auch im darauffolgenden Sommer entschied sich die Eintracht für eine Vorbereitung in den USA. Adi Hütter hatte das Traineramt zur Saison 2018/19 übernommen und reiste mit der Mannschaft im Juli 2018 nach Salt Lake City und Philadelphia. Zwei Kräftemessen standen dabei auf dem Programm: Von Real Salt Lake City trennte sich Frankfurt 1:1; die Partie gegen Philadelphia Union, Ex-Klub von SGE-Torwartlegende Oka Nikolov, endete aus Adlersicht mit 0:1.

Premiere beim Florida Cup

Nur ein halbes Jahr später zog es die Eintracht erneut über den großen Teich. Die ersten Einheiten der Wintervorbereitung 2019 absolvierte die Mannschaft in Tampa unter der Sonne Floridas, ehe sie in Orlando erstmals am Florida Cup teilnahm. Einem 2:1 gegen den FC São Paulo folgte gegen den zweiten brasilianischen Vertreter, Flamengo Rio de Janeiro, ein 0:1.

Schwitzen unter der Sonne Floridas.

Die Bedingungen im Südosten der USA waren optimal, weshalb sich der Klub auch 2020 für eine Wintervorbereitung im Sunshine State entschied – inklusive Testspiel in Saint Petersburg gegen Ligakonkurrent Hertha BSC.

Eintracht eröffnet Büro in New York City

Die Eintracht am berühmten Times Square in New York City.

Zu dieser Zeit, ein ganzes Stück weiter nördlich an der US-Ostküste, trieb die Eintracht ihre Internationalisierungspläne unter dem Motto "Building Bridges" voran und eröffnete am 10. Januar 2020 ein eigenes Büro in den Räumlichkeiten ihres Hauptsponsors Indeed in New York City. Doch nicht nur deshalb ist die pulsierende Metropole von großer Relevanz für den Verein.

Die Goodwill Tour 1951

Die Eintracht und der Big Apple – eine Verbindung, die bis in die 1920er und 1930er Jahre zurückgeht, als Frankfurter nach New York auswanderten. Darunter auch August Steuer, großer Anhänger des Klubs – und maßgeblich für die erste große USA-Reise der Fußballer aus dem Herzen von Europa verantwortlich. 1951 waren die Adlerträger das zweite deutsche Team, das vom Deutsch-Amerikanischen Fußballverband (DAFB) zu einer sogenannten Goodwill-Tour in die USA eingeladen wurde. Insgesamt acht Spiele binnen 25 Tagen in mehreren Bundesstaaten – drei davon in New York, eins im benachbarten New Jersey – wurden absolviert.

Freundschaftsspiele waren es vor allem, weil das Sportliche bei der Reise zweitrangig war. Viel wichtiger war die völkerverbindende Funktion des Aufenthalts. Darüber hinaus half die Reise bei der Finanzierung der grundlegenden Infrastruktur des Vereins am Riederwald – Spendengelder in Höhe von 50.000 Dollar brachten die Adlerträger mit zurück nach Hessen. Als Zeichen der Anerkennung und Dankbarkeit installierte die Eintracht 1954 am Riederwald eine Ehrentafel für August Steuer, die heute im Eintracht Frankfurt Museum zu sehen ist, und ernannte ihn 1959 – im Jahr des Gewinns der Deutschen Meisterschaft – zum Ehrenmitglied des Vereins. Der Titelgewinn 1959 – ein Grundstein dafür wurde zumindest finanziell durch die Goodwill Tour gelegt. 

In den Folgejahren wurde die Beziehung zum DAFB weiterhin gepflegt, so reisten die Adlerträger auch in den 1960er und 1970er-Jahren über den Atlantik.

Zwölf offizielle Fanclubs

Apropos NYC: Der EFC New York ist der größte offizielle Eintracht-Fanclub in den USA. Zwölf EFC sind inzwischen verzeichnet, und mittlerweile zählt die Eintracht 149 Mitglieder im ganzen Land.

Die offiziellen Eintracht Fanclubs in den USA

  • EFC Austin Adler – Austin, Texas
  • EFC Pazifik – Costa Mesa, Kalifornien
  • EFC SF Bay Eagles – San Francisco, Kalifornien
  • EFC Sucuk Silver Lake – Los Angeles, Kalifornien
  • EFC Rocky Mountain – Denver, Colorado
  • EFC Florida – Tampa, Florida
  • EFC New York – New York
  • EFC Washington DC – Washington D.C.
  • EFC Indy – Indianapolis, Indiana
  • EFC Wisconsin – Madison, Wisconsin (im Probejahr)
  • EFC Carolinas – Charlotte, North Carolina (im Probejahr)
  • EFC Atlanta – Atlanta, Georgia (im Probejahr)
  • EFC Philadelphia – Philadelphia, Pennsylvania (im Probejahr)
Die Eintracht im Big Apple: Zu Gast beim EFC New York.

Partnerschaften und Fußball-Camps

Darüber hinaus gibt es weitere wichtige Berührungspunkte der Adler mit den USA.

  • 2021 gründete die Eintracht eine strategische Partnerschaft mit dem Fußballklub Forward Madison FC aus dem Bundesstaat Wisconsin.
  • Die Eintracht organisiert in den USA regelmäßig Summer Camps sowie auch Coaching Clinics, die sich großer Beliebtheit erfreuen und fester Bestandteil der internationalen Aktivitäten des Klubs sind.
  • Seit 2022 kooperiert die Eintracht mit dem NFL-Franchise Carolina Panthers.
  • Apropos NFL: 2023 wurden mit den NFL Frankfurt Games zwei reguläre Saisonspiele der National Football-League im Deutsche Bank Park, dem Zuhause der Eintracht, ausgetragen.

Bekennender American-Football-Fan ist auch SGE-Eigengewächs Timothy Chandler, der seine Wurzeln in den USA hat und zwischen 2011 und 2016 insgesamt 29-mal für die US-amerikanische Nationalmannschaft auflief. Und das Eintracht-Urgestein ist nicht der einzige US-Amerikaner, der für die Eintracht auflief: Ricardo Clark spielte ebenso mit dem Adler auf der Brust wie Jermaine Jones, der schon in der Frankfurter Jugend kickte, und David Wagner. Neben Chandler gehört aktuell auch Paxten Aaronson, derzeit auf Leihbasis in den Niederlanden, zur Eintracht-Familie.