Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum ist ab sofort um eine Ausstellung reicher: „Gehirne“ – von Nerven, Sinnen … und Charly Körbel. In Kooperation mit der gemeinnützigen Hertie-Stiftung macht die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung auf eines der komplexesten Gebilde, das die Natur erschaffen hat, aufmerksam. Model für die naturgetreue Nachbildung eines Gehirns stand Karl-Heinz „Charly“ Körbel, von dessen Gehirn ein 3D-Scan durchgeführt wurde.
Idee reifte mehrere Jahre
Die Idee liegt schon ein paar Jahre zurück. Im Juni 2016 konnte die Öffentlichkeit bei einem Online-Voting darüber abstimmen, wessen Gehirnmodell zum Ausgangspunkt der neuen Sonderausstellung werden soll. Körbel setzte sich dabei mit Unterstützung der Eintracht-Fans unter anderem gegen Nobelpreisträger Albert Einstein und Affenforscherin Jane Goodall durch.
Am Dienstag wurde die Dauerausstellung feierlich eröffnet. Vor über 200 Gästen sprachen Carsten Kratz, Präsident sowie Prof. Dr. Klement Tockner, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Annette Schavan, Bundesministerin a.D. und Vorsitzende des Vorstands der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die Kuratoren Adela Kutschke und Kurator Maximilian Bugert, Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt und freilich Karl-Heinz „Charly“ Körbel, Rekordspieler der Eintracht und der Fußball-Bundesliga. Neben den Eintracht-Vorständen Markus Krösche, Philipp Reschke und Julien Zamberk waren auch ehemalige Eintracht-Spieler und Mitglieder wichtiger Gremien im Senckenberg Museum dabei.
Philipp Reschke meint über die Ausstellung: „Das war ein sehr inspirierender Abend. Was das Senckenberg Museum und die Hertie-Stiftung hier mit Hilfe von Tim Berresheim auf die Beine gestellt haben, ist wirklich faszinierend und wird sicher zahlreiche interessierte Gäste anlocken.“
Es ist wirklich faszinierend und wird sicher zahlreiche interessierte Gäste anlocken.
Eintracht-Vorstand Philipp Reschke
Wenige Stunden zuvor hatte Körbel bei einem Medientermin erstmals die fertige Ausstellung im ersten Obergeschoss des Museums besichtigt. „Es ist ein komisches Gefühl, aber ich habe mich daran gewöhnt und bin froh, dass ich mitgemacht habe. Das Gehirn ist ein wichtiges Thema und ein spannendes Organ. Die Werte, die diese Ausstellung vermittelt, passen wunderbar zusammen: Tradition, Eintracht, Disziplin, Ordnung“, sagt Körbel, der direkt am Eingang von der digitalen Skulptur seines Kopfes mitsamt Gehirn im Querschnitt empfangen wird. Sie ist das Leitmotiv der Ausstellung, daneben liegen ein von Körbel getragenes Trikot und Fußballschuhe. „Hier gibt es auch viele Erinnerungen für Eintracht-Fans“, ergänzt er und zeigt auf die – ebenso wie die Skulptur – vom zeitgenössischen Medienkünstler Tim Berresheim gestaltete Wand, in der viele Utensilien aus dem persönlichen Archiv Körbels dargestellt sind.
Das Senckenberg Museum lässt seine Besucher tief in das Thema „Gehirne“ blicken: Wie ist unser Gehirn aufgebaut? Welche Prozesse spielen sich ab, wenn wir denken, fühlen und handeln? Wie sehen die Gehirne und Nervensysteme anderer Lebewesen aus und welche erstaunlichen Leistungen vollbringen sie? Besonders anschaulich wird die Komplexität der menschlichen Wahrnehmung in der Welt des Fußballs: Was passiert im Gehirn eines Spielers, wenn er einen Ball schießt, auf das Pfeifen des Schiedsrichters reagiert oder den Jubel im Stadion hört? Berresheim greift das Thema an vielen Stellen der Ausstellung spielerisch auf. Die Disziplinen der Natur und Neurowissenschaften verbinden sich mit dem beliebten Sport mit 120 Exponaten auf 200 Quadratmetern.
Es ist eine große Ehre, dass mein Gehirn als Teil dieser spannenden Ausstellung präsentiert wird.
Karl-Heinz Körbel
„Es ist eine große Ehre, dass mein Gehirn als Teil dieser spannenden Ausstellung präsentiert wird“, erklärt Karl-Heinz Körbel. „Fußball erfordert eine ständige Interaktion zwischen Körper und Geist. Ich freue mich, dass die Ausstellung das komplexe Zusammenspiel von beidem so eindrucksvoll zeigt. Meine große Stärke als Spieler war es, vorauszudenken und das Spiel zu lesen. Ich wusste schon vorher, was mein Gegenspieler macht.“ Körbel war schon zu seiner Schulzeit Besucher des Senckenberg Museum. Nun wünscht er sich, dass „viele Schulklassen und Kinder hierherkommen und etwas mitnehmen fürs Leben.“ Er selbst sei dankbar, dass er geistig topfit sei. „Ich denke noch nicht an die Rente“, betont der 70-Jährige, der bei der Eintracht als Leiter der Fußballschule und Traditionsmannschaft tätig ist.
Virtuelles Stadion
Das Gehirn in Aktion können die Besuchenden in einem virtuellen Stadion erleben. Sie schlüpfen hierfür in die Rolle von Karl-Heinz Körbel und agieren mit einem Avatar des Fußballspielers auf dem Spielfeld. „Hier kann man nachvollziehen, was im Gehirn eines Spielers passiert, wenn er einen Ball schießt, der Schiedsrichter pfeift oder die Jubelrufe des Publikums hört,“ sagt Kuratorin Adela Kutschke und ergänzt: „Diese interaktive Station verdeutlicht, wie Wahrnehmung, Emotionen und Reaktionen im Gehirn miteinander verknüpft sind.“
Prof. Dr. Andreas Mulch, Direktor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt, sagt: „Das Gehirn ist der Schlüssel zu allem, was wir tun, denken und fühlen. Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Gehirne von Menschen und Tieren aus verschiedenen Perspektiven zu erleben und vereint wissenschaftliche und künstlerische Ansätze. Dr. Eva Roßmanith, kommissarische Museumsleiterin, ergänzt: „Es ist uns eine Freude, dass wir in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, einem der größten privaten Förderer der Hirnforschung in Deutschland, und mit dem Künstler Tim Berresheim dieses Thema auf so vielseitige Weise präsentieren können.“
Ausstellung als einzigartige Gelegenheit
Dr. Astrid Proksch, Geschäftsführerin „Gehirn erforschen“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, freut sich, dass sie „in unserer Heimatstadt den Bürgerinnen und Bürgern eine Freude machen und niederschwellig das Thema Hirnforschung anbieten“ kann. „Die Hirnforschung ist ein dynamisches und spannendes Feld, das uns immer wieder neue Einsichten über das menschliche Gehirn und seine erstaunlichen Fähigkeiten bietet. Wir freuen uns, zu der Ausstellung beizutragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Gehirnforschung zu stärken und gleichzeitig das Interesse der Öffentlichkeit für dieses faszinierende Organ zu wecken.“