29.06.2024
International

„Dänemark ist ein fußballverrücktes Land“

Die Projektmanagerin der Fußballschule und ehemalige dänische Nationalstürmerin Lise Munk spricht über den wiedererstarkten deutschen Achtelfinalgegner und wagt eine Prognose.

Die UEFA EURO 2024 in Deutschland läuft auf Hochtouren. Am Samstagabend beginnt mit den ersten Achtelfinalspielen die K.-o.-Phase, Deutschland trifft in Dortmund auf Dänemark. Die Begegnung mit dem Nachbarland ist zugleich die Neuauflage des Finales 1992 in Schweden, das Dänemark mit 2:0 für sich entschied. Im Tor des Außenseiters stand seinerzeit übrigens mit Peter Schmeichel der Vater der aktuellen Nummer eins Kasper Schmeichel.

Die Konstellation in Göteborg barg für beide Seiten Besonderes. Deutschland stellte die erste gesamtdeutsche Turniermannschaft nach der Wiedervereinigung; unter anderem mit Adlerträger Manfred Binz im Aufgebot. Und Dänemark war eigentlich gar nicht für das Turnier qualifiziert, rückte aber zehn Tage vor Beginn der Kontinentalkämpfe für das aufgrund des Balkankonflikts disqualifizierte Jugoslawien nach.

Eine Landsfrau des Gegners, die sich seit Jahren ihre Sporen in der Mainmetropole verdient, ist Lise Munk. Die ehemalige Nationalspielerin von Dänemark, heutige Stürmerin der Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft und Trainerin in der Eintracht Frankfurt Fußballschule, unter anderem oft mit Manfred Binz an ihrer Seite, blickt gespannt auf das Duell: „Das wird ein enges Match. Deutschland ist natürlich der Favorit, aber einfach wird es nicht.“

Die 35-Jährige ging von 2009 bis 2017 für Danish Dynamite auf Torejagd, verbuchte in 39 Partien fünf Treffer. Drei davon gleich bei ihrer Premiere im rot-weißen Dress beim 15:0-Schützenfest gegen Georgien. Neben dem dänischen Pokal 2012 gewann die Goalgetterin und heutige Projektmanagerin der Fußballschule zwei Mal die dänische Meisterschaft: 2010 mit Fortuna Hjörring und 2012 mit Bröndby IF. In Deutschland holte sie 2014 mit dem 1. FFC Frankfurt den DFB-Pokal. Sie kennt sich also mit Cupwettbewerben aus – und nicht weniger mit der dänischen Nationalmannschaft.

Lise Munk über …

… die Euphorie in ihrem Heimatland: Dänemark ist ein fußballverrücktes Land. Bei den Spielen kommen, wie auch hier in Deutschland, die Menschen zusammen und feiern, haben Spaß. Bei der EM 2021 hat es Dänemark bis ins Halbfinale geschafft und ist knapp an England gescheitert. Auf dieser Euphoriewelle reitet das Land im Moment.

… die aktuelle Mannschaft Dänemarks: Die Mannschaft ist noch stärker als in den vergangenen Jahren. Sie haben einen guten Mix aus alten Hasen und jungen Wilden. Mit Frederik Rönnow, Jonas Wind, Joakim Maehle und Yussuf Poulsen stehen gleich vier Bundesligaspieler im Kader, Torwart Rönnow [Adlerträger von 2018 bis 2021; Anm. d. Red.] würde gerne das Tor hüten, muss sich allerdings mit der Rolle hinter Stammkeeper Kasper Schmeichel zufriedengeben.

Die Mannschaft, die das erste Tor erzielt, gewinnt.

Lise Munk

… die sportliche Ausgangslage: Für mich ist es wie ein vorweggenommenes Finale. Das wird ein hochintensives Spiel. Deutschland tut sich schwer mit Fünferkettenmannschaften, das hat man bereits im dritten Gruppenspiel gegen die Schweiz gesehen. Ähnlich wie die Schweiz wird auch Dänemark agieren. Zudem fallen mit den Innenverteidigern Tah und womöglich Rüdiger zwei wichtige Spieler aus. Gegen England hat man gesehen, dass die Dänen mithalten können, waren teils spielerisch besser – am Ende war es ein 1:1-Unentschieden. Aufgrund des Heimvorteils sehe ich Deutschland leicht in der Favoritenrolle.

… einen möglichen Spielausgang: Bei dem Turnier drücke ich beiden Mannschaften die Daumen, aber am Samstag bin ich für mein Heimatland Dänemark. Meine neutrale Einschätzung ist, dass die Mannschaft, die das erste Tor erzielt, gewinnt. Ich lebe zwar schon über zehn Jahre in Deutschland, aber mein Herz schlägt für die Dänen. Sollten sie gegen Deutschland rausfliegen, dann soll Deutschland den Titel holen. Möge der Bessere gewinnen.