30.10.2019
DFB-Pokal

„Darauf kann sich jeder freuen“

103 Spiele für die Eintracht, 70 für St. Pauli – für einen kommt es heute zum Duell zweier Ex-Klubs. Thomas Sobotzik über Chancen, Stimmung und seine persönlichen Ziele.

Thomas Sobotzik fühlt sich der Eintracht weiter verbunden und tippt für das Pokalspiel gegen St. Pauli auf einen knappen Sieg für die Gäste.
Thomas, zunächst zu deiner Person: Was machst du gerade?
Nach meiner Tätigkeit in Chemnitz bin ich in letzter Zeit viel unterwegs und schaue mir viele Spiele an, um auf dem aktuellsten Stand zu bleiben und für die meine Aufgabe gerüstet zu sein. Welche Verbindungen pflegst du noch zur Eintracht?
Ich bin nach wie vor öfter in Frankfurt und grundsätzlich im Rhein-Main-Gebiet sehr gut vernetzt, sodass ich die Entwicklungen hier weiter verfolge und natürlich auch öfters die Heimspiele besuche. Du hast sowohl für die Eintracht, als auch den FC St. Pauli gespielt. Wem drückst du heute Abend die Daumen?
Ich habe zuletzt das Hamburger Derby besucht, deswegen kann ich sagen, dass es nicht leicht für die Eintracht wird. St. Pauli ist gerade zuhause, mit 30.000 Zuschauern im Rücken, sehr stark. Wenn ich es einrichten kann, werde ich auch vor Ort sein. Zwar habe ich zur Eintracht einen engeren Bezug, hatte aber auch bei St. Pauli eine schöne Zeit. Deshalb möge einfach der Bessere gewinnen (lacht).Welche Gefahren lauern in Hamburg?
Gerade beim 2:0-Sieg gegen den HSV hat man gesehen, wie sich St. Pauli gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner steigern, sich gemeinsam mit dem Publikum in eine Partie hineinkämpfen und letztlich über seinen Verhältnissen spielen kann. Das wird die Mannschaft auch müssen, wenn sie mit der Eintracht mithalten möchte. In diesem Stadion ist das möglich. Vor allem, wenn die Spieler in der Lage sind, länger ein 0:0 zu halten oder gar in Führung zu gehen. Dann wird es für Frankfurt unangenehm. Auf der anderen Seite traue ich auch der Eintracht zu, die Begegnung souverän zu gestalten. Wenn sie sachlich spielt und ihrerseits in Führung geht, kann es ein entspannter Abend werden. Worauf müssen sich die Spieler im Millerntor-Stadion gefasst machen?
Das Millerntor ist in jedem Fall etwas Besonderes. Die Besucher dort drehen dort im positiven Sinne durch, genau wie in Frankfurt bei Europapokalspielen. Die Fans lassen sich immer etwas Neues einfallen, um das Spiel zu einem Fußballfest werden zu lassen. Darauf kann sich jeder einfach nur freuen! Das macht es der gegnerischen Mannschaft umgekehrt natürlich nicht leicht, wenngleich ich die Eintracht als Bundesligisten in der Favoritenrolle sehe. Welche Rolle spielen die vielen Englischen Wochen?
Das würde ich nicht zu hoch hängen. Auch St. Pauli hat viele Spiele, deshalb sehe ich die Eintracht in dieser Hinsicht sogar im Vorteil. Der Kader ist breiter als in der Vorsaison und insgesamt qualitativ besser. Wie hast du die Entwicklung der Eintracht in den vergangenen Jahren wahrgenommen?
Es ist bemerkenswert, was in den vergangenen zwei, drei Jahren hier entstanden ist. Zum einen sportlich, zum anderen aber auch im Umfeld. Mit den Reisen durch Europa haben die Fans ein Markenzeichen geschaffen. Da ich selbst international unterwegs bin, bekomme ich mit, wie die Eintracht im Ausland wahrgenommen wird. Die Entwicklung des Vereins ist nicht nur in Deutschland Thema gewesen, sondern in ganz Europa hat man bewundernd nach Frankfurt geschaut. Ich werde nicht vergessen, als Inter Mailand im Stadtwald gastiert hat, und Profis, die gefühlt schon jedes Stadion auf der Welt gesehen haben, sich vor dem Anpfiff umgesehen und ungläubig über die Lautstärke in der Commerzbank-Arena gestaunt haben.Welcher aktuelle Eintrachtler kommt dem Spieler Sobotzik am nächsten?
Über sich selber zu sprechen, ist immer schwierig. Vor allem, weil sich der Fußball weiterentwickelt hat und es die Spielmacherposition, wie ich sie gespielt habe, in dieser Form immer seltener gibt. Du hast selbst in Wien gespielt. Warum finden so viele Trainer aus Österreich den Weg in die Bundesliga?
Der größte Vorteil liegt in erster Linie in der Sprache begründetet, weil es in dieser Hinsicht keine Hindernisse gibt. Dadurch kommen die Trainer über die Sprache ganz nah an die Mannschaft heran. Dass es in Österreich einige kompetente Trainer gibt, sieht man hier anhand von Adi Hütter oder auch Ralph Hasenhüttl, der in Unterhaching mein Co-Trainer war. Hältst du das Wunder von Berlin für wiederholbar?
Ich habe den Eindruck, dass die Eintracht den DFB-Pokal als Wettbewerb für sich auserkoren hat. Wenn es zuletzt positive Überraschungen gegeben hat, dann überwiegend im Pokal. Insofern halte ich eine Wiederholung für möglich, zumal es der kürzeste Weg zu einem Titel ist. Wie sehen deine persönlichen Ziele aus?
In der Funktion, die ich zuletzt ausgeübt habe, Sportvorstand beziehungsweise Geschäftsführer Sport oder Sportdirektor, sehe ich mich dauerhaft. Das ist mein Steckenpferd. Wo ich diese Rolle wieder ausüben werde, kann ich noch nicht sagen. Ich denke, ich habe in Chemnitz nicht den schlechtesten Arbeitsnachweis erbracht, sodass ich zuversichtlich bin, dass ich bald die nächste spannende Aufgabe finden werde.Zur wichtigsten Frage des Tages: Wie geht es heute Abend aus?
Ich tippe auf einen knappen Sieg für die Eintracht!