Jean-Mattéo, aktuell weilst du bei der U21-Europameisterschaft. Im Halbfinale triffst du mit Frankreich auf Deutschland, für dich gleichzeitig ein Wiedersehen mit Ansgar Knauff, Nnamdi Collins, Nathaniel Brown und Elias Baum. Wie groß ist die Vorfreude?
Es ist eine Ehre, sein Land bei einer U21-EM zu vertreten, umso mehr, wenn man wie ich zum ersten Mal für die U21 nominiert wurde. Das Spiel gegen Deutschland wird für mich etwas ganz Besonderes sein, weil ich gegen Freunde spielen werde, die mich kennen und die ich sehr gut kenne. Hoffentlich kommen wir ins Finale.
Nach deinem Pflichtspieldebüt in der U21 – ein 4:1-Sieg im Gruppenspiel gegen Polen standest du in der Startelf. Einmal nach den Sternen gegriffen: Der nächste Schritt wäre dann die A-Nationalmannschaft, oder?
Es ist ein Ziel, klar, ich habe in allen U-Nationalmannschaften gespielt. Aber das ist ein sehr, sehr weiter Weg. Vielleicht klappt es eines Tages.
Blicken wir auf die abgelaufene Saison: Gegen den AFC Ajax hast du deine Torpremiere für die Eintracht gefeiert. Ein Moment, an den du sicherlich öfters denkst, oder?
Ja, absolut. Es war ein toller Abend für mich und das Team [4:1-Heimsieg im Achtelfinalrückspiel; Anm. d. Red.]. Ich habe ein Tor geschossen und war überglücklich. Ich habe gesehen, dass viele Spieler vor mir waren, also habe ich den Ball zunächst kurz zu Mario Götze gegeben. Hugo Ekitiké hatte dann etwas Platz, ich habe ihn angespielt und sofort an einen Doppelpass gedacht. Er hat es gut gemacht, gewartet hat und einen perfekten Pass gespielt. Dann musste ich den Ball nur noch reinmachen.
Was hatte es mit deinem Torjubel auf sich?
Es war eine Botschaft an meine Brüder, die mich schon während meiner Zeit beim Angers SCO immer damit aufgezogen haben, wann ich denn mein erstes Profitor schießen würde. Ich habe mir diesen Jubel in Angers [Frankreich; Anm. d. Red.] angewöhnt und hoffe nun, dass wir es in Frankfurt häufiger sehen werden – am liebsten an jedem Wochenende.
Drei Tage später hast du auch in Bochum getroffen. Zugleich wurdest du beim 3:1-Auswärtssieg gegen den VfL mit über 37,16 Kilometern pro Stunde in Rekordgeschwindigkeit geblitzt.
Natürlich fühlt es sich super an, einen neuen Rekord aufgestellt zu haben. Aber während des Sprints habe ich das gar nicht gemerkt – für mich war es einfach nur ein Sprint, wie immer. Ich hatte diese Fähigkeit schon immer, aber ich wusste nicht, dass ich eines Tages einer der Schnellsten sein würde. Ich habe aber viel dafür getan, in Angers und in Frankfurt sehr viel mit den Athletiktrainern gearbeitet.
In welchen Bereichen hat sich dein Spiel denn besonders entwickelt?
Meine Entscheidungsfindung. Ich war schon immer in der Lage, den Unterschied zu machen, wenn ich den Ball am Fuß hatte, aber ich war noch zu unentschlossen. Also muss ich in dieser Hinsicht schärfer in meinem Spiel sein. Es sind Faktoren, die den Unterschied zwischen guten und großen Spielern ausmachen. Es ist definitiv der Bereich meines Spiels, in dem ich mich am meisten verbessern möchte. Zudem musste ich an meiner Athletik arbeiten, der Fußball hier ist physisch anspruchsvoller und laufintensiver. Klar ist: Wenn ich ein besserer Spieler werden möchte, muss ich jeden Tag hart in jedem Bereich arbeiten.
Ich habe viele wertvolle Ratschläge vom Trainerteam und meinen Mitspielern bekommen.
Jean-Mattéo Bahoya
Allgemein bist du der Typ Spieler, der sein Tempo einsetzt, gerne dribbelt und den Weg zum Tor sucht. Die Bundesliga gilt als eine der offensivsten Ligen in Europa. Kommt dir das entgegen?
Auf jeden Fall. Die Bundesliga ist für ihr offensives Spiel bekannt. Das ist für mich als Spieler, der gerne nach vorne geht, ideal. Ich hatte eine Phase, in der ich mich erst einmal anpassen musste. Ich bin aus der zweiten französischen Liga direkt in die Bundesliga gekommen, der Klub hat mich auf diesem Weg super unterstützt. Ich musste mich auch an eine neue Art von Fußball gewöhnen, denn es ist nicht wie in Frankreich und schon gar nicht wie in der zweiten französischen Liga. Ich habe viele wertvolle Ratschläge vom Trainerteam und meinen Mitspielern bekommen.
Zwei deiner drei Saisontore hat dir Hugo Ekitiké aufgelegt. Wie ist euer Verhältnis?
Hugo ist ein Topstürmer. Er weiß, wann er den Ball abgeben muss, was für manche Stürmer nicht immer an oberster Stelle steht. Er respektiert den Fußball, sprich, er schießt, wenn es der Moment erfordert, aber er gibt ab, wenn es der richtige Zeitpunkt dafür ist. Er hilft mir jeden Tag, wir verstehen uns auf und neben dem Platz sehr, sehr gut. Das ist großartig.
Im Januar 2024 zur Rückrunde der Spielzeit 2023/24 zog es dich nach Frankfurt, in der vergangenen Saison hast du nun 33 Pflichtspiele absolviert. Alles nach Plan?
Ja. Ich habe hart gearbeitet und denke, dass ich mir die Einsätze verdient habe. Zweifel sind bei mir nie aufgekommen, der Klub hatte von Beginn an einen klaren Plan für mich. Zunächst einmal ankommen, einleben und an die Bundesliga gewöhnen; der Trainer hat mir immer wieder gesagt, dass ich meine Chance bekommen werde. Ich habe die vergangene Saison sehr genossen. Für mich ist das ein Ansporn, weiter Gas zu geben.
Zurück zu deinem Spiel: Jean-Mattéo Bahoya als Fußballer kurz zusammengefasst?
Ich würde sagen, ich bin ein moderner Flügelspieler. Ich mag Fußball, bei dem man etwas spürt. Aber wie ich schon sagte, arbeite ich jeden Tag daran, noch effektiver zu sein, denn das ist das Wichtigste im Fußball.
In der Europa League habt ihr es bis ins Viertelfinale geschafft. Wie hat es sich angefühlt, mit 19 Jahren im Europapokal zu debütieren?
Ich war von dem, was auf uns zukam, nicht überrascht, denn wie alle anderen wusste ich, wie gut die Mannschaften sein würden. Dass ich in einem europäischen Wettbewerb spiele, ist großartig. Als Kind habe ich mir die Spiele von dienstags bis donnerstags im Fernsehen angesehen. Jetzt dabei zu sein, das ist magisch.
Wer hat dich inspiriert, als du dich in Angers auf den Weg in den Profifußball gemacht hast?
Als Linksaußen muss ich da natürlich Neymar nennen. Er ist, behaupte ich, wahrscheinlich der kompletteste Flügelspieler der Geschichte. Sein Spiel war so beeindruckend, dass er meine ganze Generation inspiriert hat. Wie auch Kylian Mbappé. Wir alle haben gesehen, wie er sich über die Jahre entwickelt hat. In der Ligue 1 habe ich gegen ihn gespielt. Leider haben wir verloren, aber es war trotzdem eine sehr gute Erfahrung. Mit 17 mit Spielern dieses Kalibers auf einem Platz zu stehen, war unglaublich.