27.05.2023
Bundesliga

„Das Stadion war da, der Glaube zurück“

Die Eintracht-Vorstände Hellmann und Krösche, die Cheftrainer Glasner und Streich sowie Matchwinner Dina Ebimbe schildern das packende Saisonfinale zwischen Frankfurt und Freiburg.

Vorstandssprecher Axel Hellmann: Die Dinge verlaufen bei Eintracht Frankfurt nie grade. Heute können wir festhalten: wir haben das Saisonziel erreicht und spielen nächstes Jahr europäisch. Natürlich haben andere mitgeholfen. Aber wir haben es auf der letzten Rille gezogen. Ich erinnere mich gut an die 72., 73. Minute, da sind alle auf der Gegengerade aufgestanden und haben uns enorm gepusht. Stimmungsmässig gibt dir der Tag heute Raketenantrieb. Sicher ist auch, dass Oliver Glasner durchs große Tor geht. Alles jetzt ist die Kirsche auf Torte.

Sportvorstand Markus Krösche: Das Spiel war lange total schwierig. Wir sind in Rückstand geraten und haben uns lange schwergetan. Wir können jetzt mit einem positiven Gefühl nach Berlin fahren. Mit dieser Moral und dieser Einstellung haben wir auch in Berlin eine Chance. Das europäische Geschäft ist immer eine tolle Sache. Mannschaft und Umfeld werden sich jetzt eine Woche lange aufs Pokalfinale vorbereiten.

Cheftrainer Oliver Glasner: Wir freuen uns riesig. In der ersten Halbzeit habe ich schon gejubelt, als Mario Götze zum Schuss angesetzt hat – und dann kam von irgendwo der Ginter angeflogen. Nach dem 0:1 war es schwierig, wir brauchten unbedingt einen Sieg. Wir haben zwar ordentlich gespielt, hatten aber keine Chancen. Dann kam die Nachricht, dass die Hertha führt. Das Stadion war da, der Glaube zurück. Ich habe mich an das Sprichwort „Glaube versetzt Berge“ erinnert gefühlt. Wir sind dann natürlich all in gegangen, haben auf 4-4-2 umgestellt. Nach dem 1:1 hatte ich das Gefühl: Wir können noch gewinnen! In der 85. Minute habe ich zu meiner Bank gesagt: Heute haben wir den Lucky Punch. Das Tor hat Junior letztendlich seiner Disziplinlosigkeit zu verdanken, denn er stand nicht da, wo er eigentlich stehen sollte (schmunzelt). Letztlich zeigt das Spiel mal wieder, welch unglaubliche Mentalität diese Mannschaft hat. Ich ziehe den Hut vor dieser Gruppe. Die Belohnung ist europäischer Fußball. Es gibt kaum eine Stadt oder einen Verein, der Europa so lebt wie die Eintracht – ob Champions League oder Conference League. Wir sind, ich bin noch nicht fertig – wir wollen den Pokal holen!

Éric Junior Dina Ebimbe: Die Saison hat nach unseren Vorstellungen begonnen. Wir haben den bestmöglichen Fußball gezeigt und waren für viele Gegner ganz schwer zu bespielen. Nach der WM-Pause gab es einen Bruch, wir hatten Schwierigkeiten, einen Rhythmus zu finden – mal hop, mal top. Wie wir es aber auf der Zielgeraden umgebogen haben, zeigt den Charakter dieser Mannschaft. Ich würde fast von einer Eintracht-DNA sprechen. Keine Ahnung, ob das bei der Transferplanung berücksichtigt wird (lacht). Klar ist aber, dass wir viele starke Charaktere in unserem Team haben. Das braucht es auch, um solche Erfolge möglich zu machen. Das Siegtor vor der Kurve war einfach unbeschreiblich. Das ist mir in dieser Form das erste Mal passiert. Es war fantastisch, vor unseren Fans das entscheidende Tor zu erzielen und mit ihnen zu feiern. Es war wichtig, um sich für den Europacup zu qualifizieren. Für heute genießen wir den Moment. Ab Dienstag gilt der volle Fokus dem Pokalfinale. Darauf bereiten wir uns bestmöglich vor, um den Pokal nach Hause zu holen.

Christian Streich (Cheftrainer SC Freiburg): Die erste Halbzeit war ausgeglichen. Allgemein gab es einen Unterschied auf dem Platz: Kolo Muani. Er springt eine Sekunde früher ab und bleibt zwei Sekunden länger in der Luft, das ist einfach eine außergewöhnliche Qualität. Wir sind in Führung gegangen, das war okay. Dann hatten wir zum Ende hin zu viele Spieler, die es nicht mehr geschafft haben, die Kraft hat gefehlt. So war es hinten raus schwierig. Wir wussten nicht, wie wir noch wechseln sollen. Plötzlich gab es dann noch die Konstellation, dass die Hertha führt – und die Frankfurter Spieler und das ganze Stadion wussten es. Das hat es nicht einfacher gemacht. Wir haben alles gegeben, die Kraft hat aber gefehlt. Deshalb haben wir verdient verloren.