27.12.2016
Historie

Das war das Eintracht-Jahr 2016 - Teil 1

Schwerer Start im Winter, der Trainerwechsel zu Niko Kovac, Relegations-Krimi, leidenschaftlich erkämpfter Klassenerhalt und eine grandiose Hinrunde in der neuen Saison - selten war ein Eintracht-Jahr so ereignisreich, spannend und nervenaufreibend wie 2016. In unserem Vierteiler beschäftigen wir uns heute mit den Monaten Januar bis April.

Januar

Nachdem es den Eintracht-Tross Anfang Januar im dritten Jahr in Folge ins Wintertrainingslager nach Abu Dhabi zog, wo das Team einmal mehr beste Bedingungen vorfand, startete man am 24. Januar mit dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg in die Rückrunde. Mit dabei waren auch die Neuzugänge Marco Fabián (kam aus Mexiko von Deportivo Guadalajara), Szabolcs Huszti (CC Yatai), Kaan Ayhan (ausgeliehen von Schalke 04) sowie Änis Ben-Hatira und Yanni Regäsel (beide Hertha BSC), die der Mannschaft von Armin Veh frisches Blut geben sollte.

Es war klar: Die SGE brauchte zum Auftakt ins Jahr 2016 am besten einen Sieg, um sich weiter von den Abstiegsrängen zu distanzieren. Doch zunächst sah es nicht nach einem Dreier aus: Nach einem Treffer von Dante führten die überlegenen Wolfsburger zur Pause mit 1:0. Doch nach einer guten Stunde drehte die Eintracht auf und dank zwei Toren von Alex Meier das Spiel – es stand 2:1 eine Viertelstunde vor Schluss. Nach dem Ausgleich der „Wölfe“ durch André Schürrle schienen sich schon alle in der Commerzbank Arena mit dem gerechten Remis abgefunden zu haben, da schlug der „Fußballgott“ schon wieder zu: Nach toller Vorarbeit des Winterneuzugangs Marco Fabián staubte Meier in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 3:2 ab – und die Adlerträger gingen in einem irre Spiel als Sieger vom Platz!

Den Schwung wollte die Eintracht natürlich ins zweite Rückrundenspiel nach Augsburg mitnehmen. Tatsächlich waren die Veh-Schützlinge das bessere Team, verpassten aber den Sieg – auch, weil FCA-Schlussmann Marwin Hitz bei drei hundertprozentigen Torchancen von Alex Meier, Stefan Aigner und Szabolcs Huszti zur Stelle war und die eigentlich verdiente SGE-Führung verhinderte. Am Ende hieß es 0:0. Dennoch waren die Frankfurter gut aus den Startlöchern in die Rückrunde gekommen und zeigten sich in den ersten beiden Partien spielerisch verbessert und zielstrebiger in den Aktionen nach vorne.

Februar

Der Februar in Deutschland war grau und trist – und das passte zu den Ergebnissen der Eintracht: 2:4 in einem munteren und eigentlich ausgeglichenen Spiel gegen Stuttgart, 1:3 in Köln, zweimal nur 0:0 in den aufeinanderfolgenden Heimpartien gegen Hamburg und Schalke, dazu das ernüchternde 0:2 in der darauffolgenden englischen Woche in Berlin. Die Adlerträger spielten zwar nicht schlecht, trafen aber das Tor nur noch selten und holten zu wenig Punkte. Die Folge war das erstmalige Abrutschen auf Relegationsplatz 16 am 24. Spieltag.

Erschwerend kam hinzu, dass Alex Meier wegen eines Knochenödems im Knie auf unbestimmte Zeit ausfallen sollte. Die SGE musste also in den kommenden Wochen ausgerechnet auf ihren Top-Torjäger verzichten, der zu diesem Zeitpunkt schon wieder 12 Saisontore auf sein Konto geschaufelt hatte. Dem Team von Coach Armin Veh standen schwere Zeiten bevor.

März

Am 5. März stand für die Eintracht das im Rückblick extrem bedeutende Heimspiel gegen den stark aufspielenden Aufsteiger FC Ingolstadt auf dem Programm. Obwohl die SGE 22-mal aufs Tor schoss und die Partie klar überlegen führte, sprang am Ende wieder einmal nur ein 1:1-Unentschieden heraus. Es war wie verhext: Wie schon in den vorherigen Wochen schaffte es die Mannschaft in ausgeglichenen Begegnungen mit Mannschaften auf Augenhöhe nicht, das letzte Quentschen Durchschlagskraft im letzten Drittel auf den Rasen zu bringen und ein Tor mehr als der Gegner zu erzielen.

Die Konsequenz: Am Tag nach dem unglücklichen Ingolstadt-Spiel stellte der Eintracht-Vorstand Trainer Armin Veh von seinen Aufgaben frei. Es war das vorzeitige Ende einer Ära – doch das Team brauchte frischen Wind auf der Cheftrainer-Position, um das Ruder noch herumzureißen und den Abstieg aus der ersten Bundesliga zu vermeiden.

Zwei Tage später war der neue Coach gefunden: Ex-Bundesligaprofi Niko Kovac, der bislang noch nie als Cheftrainer einer Vereinsmannschaft an der Seitenlinie stand und bisher vor allem als Nationaltrainer Kroatiens bei der WM 2014 in Erscheinung getreten war, trat die Nachfolge Vehs an – eine definitiv mutige Entscheidung von Sportdirektor Bruno Hübner und dem Vorstand um Heribert Bruchhagen, einem jungen und in der Liga noch unerfahrenen Übungsleiter das Vertrauen zu schenken. Es sollte sich auszahlen.

Gemeinsam mit seinem Bruder und Co-Trainer Robert Kovac arbeitete der neue Trainer in den folgenden Tagen und Wochen mit seinem Team hart daran, wieder die „Basics“ hinzukriegen. Sollte heißen: Besser in der Verteidigung stehen, enger am Mann, einer kämpft für den anderen, dazu wollte man mit einfachen Pässen selbst gefährlich vors gegnerische Tor kommen. Während das beim Champions-League-Asprianten Borussia Mönchengladbach (0:3) nach nur drei gemeinsamen Trainingstagen noch nicht gelingen konnte, zeigten sich die Kovac-Schützlinge im darauffolgenden, so wichtigen Heimspiel gegen Schlusslicht Hannover 96 schon klar verbessert. Man war klar die bessere Mannschaft, kämpfte aufopferungsvoll und holte schließlich einen verdienten 1:0-Sieg.

Die SGE lebte noch – auch wenn sie mittlerweile auf dem 17. Tabellenplatz stand. Und es sollten mit Rekordmeister Bayern München, den wiedererstarkten Hoffenheimern und Bayer Leverkusen harte Gegner in den nächten Wochen folgen.

April

Anfang April stand für die Eintracht die traditionell extrem schwere Aufgabe beim FC Bayern auf dem Programm. Unter dem neuen Cheftrainer Niko Kovac präsentierte sich die SGE defensiv stark und setzte immer mal wieder Nadelstiche nach vorne – doch konnte man das Traumtor von Franck Ribéry zum knappen 1:0-Erfolg des deutschen Meisters nicht verhindern. Dennoch ließ sich auf der dieser Leistung aufbauen.

In der Woche darauf wollte man unbedingt den nächsten Heimsieg. Angepeitscht von den famosen Fans in der Commerzbank Arena gaben die Adlerträger gegen die TSG Hoffenheim alles, aber wieder einmal wollte das erlösende Tor nicht fallen. Stattdessen warteten die Kraichgauer geduldig auf Konter und siegten letztlich durch zwei Tore in Halbzeit 2 mit 2:0 – eine ganz, ganz bittere Niederlage. Die SGE steckte auf Tabellerang 17 fest und hatte nun schon drei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer.

Und die nächste Aufgabe war nicht gerade einfacher: Beim Tabellenvierten Bayer Leverkusen legte die Eintracht fast eine Kopie des Hoffenheim-Spiels hin, man war mindestens ebenbürtig, vergab durch Sonny Kittel nach knapp 70 Minuten die Riesenchance zur Führung – und wurde am Ende bitter bestraft. Durch drei Treffer in den letzten 20 Minuten unterlag die SGE in Leverkusen mit 0:3. Der Abstand zu Tabellenplatz 15 betrug nun sechs Punkte und schien in unerreichbarer Ferne. Wenigstens Platz 16 (vier Punkte Rückstand) schien noch machbar. Doch man musste nun unbedingt anfangen zu punkten.

Es sollten die entscheidenden Spieltage werden: Gegen die Nachbarn aus Mainz und Darmstadt sowie die so stark auftrumpfende Borussia aus Dortmund musste die Eintracht nun unbedingt Siege einfahren, um wenigstens noch auf Relegationsplatz 16 zu kommen und den Klassenerhalt über Umwege zu sichern. Und endlich, endlich war der SGE das Glück wieder hold: Gegen Mainz gaben die Kovac-Schützlinge einmal mehr alles, kämpften bis zum Umfallen und hatten beim knappen 2:1-Sieg Fortuna auf ihrer Seite: Nachdem Daniel Brosinski die Gäste mit einem sehenswerten Freistoßtor in Führung brachte, drehten Marco Russ mit einem Slapstick-Tor im Fallen sowie der starke Änis Ben-Hatira mit einer glücklich abgefälschten Bogenlampe in der 84. Minute die Partie – 2:1 hieß es am Ende und die Eintracht konnte wieder Mut im Kampf um den Klassenerhalt schöpfen.

Doch noch war nichts erreicht. Ausgerechnet in Darmstadt, wo die SGE wegen einer Blocksperre ohne ihre Fans auskommen musste, sollte nachgelegt werden. Gesagt, getan. Zwar führte wieder der Gegner früh durch Mario Vrancic, doch die Adlerträger ließen sich auch von einem Elfmeter von Sandro Wagner nicht aus der Ruhe bringen – der in dieser Saison so überragend haltende Lukas Hradecky im SGE-Kasten parierte und ebnete seiner Mannschaft so den Weg zum Sieg. Makoto Hasebe und Stefan Aigner trafen in der zweiten Spielhälfte zum viel umjubelten und am Ende verdienten 2:1-Derbysieg. Die Eintracht stand jetzt wieder auf dem Relegationsplatz und hatte nur einen Zähler Rückstand auf Werder Bremen und Platz 15.