Auf dem Platz ist er ein echter Krieger. Außerhalb des Rasens ist er hingegen eher einfühlsam, fast schon schüchtern. Der Argentinier bestreitet bereits seine vierte Saison als Adlerträger. Von Abstiegsrelegation bis DFB-Pokalsieg – David hat in Frankfurt einiges erlebt und vieles lieben gelernt, wie wir während eines gemeinsamen Spaziergangs durch die Mainmetropole erfahren.
David, wir gehen zunächst zurück in Deine Kindheit. Hast Du schon als beinharter Verteidiger angefangen oder wie war das damals?
Ich habe als Sechser angefangen, also im Mittelfeld und im Laufe der Zeit ging es dann ein Stück zurück in die Innenverteidigung.
Warst Du schon in der Jugend einer der Besten oder kam das erst im Laufe der Zeit?
Ich war schon immer ein laufstarker Spieler, der sich für die Mannschaft aufgeopfert hat. Rennen und Kämpfen waren schon immer meine Grundtugenden. Da hat sich bis heute nichts verändert. Ich wollte immer das Maximum herausholen
Als Du gerade 17 Jahre alt warst, bist Du zu Independiente Buenos Aires. Wie kam das?
Schon mit 15 hatte ich meinen ersten Vertrag und zwei Jahre später gelang der Sprung zu den Profis. Da ist ein Traum wahr geworden, denn ich und mein Vater waren schon immer Fans dieses Clubs. Für diesen Verein nun zu spielen, das war etwas Besonderes
Du hast Dich dort toll entwickelt, bist in die argentinische U20 berufen worden. War dieser Wechsel Dein wichtigster Schritt zum genau richtigen Zeitpunkt?
Ja, das war ein ganz wichtiger Schritt. Dabei hat mir mein Bruder, auch ein sehr guter Spieler, sehr geholfen, hat mir viele Tipps gegeben. Independiente ist einer der größten Clubs in Argentinien, in einem Atemzug zu nennen mit Boca oder River Plate. Bei mir hat sich dann vieles aneinander gereiht: die Nationalmannschaft, und ich habe mich in der Ersten Liga etabliert.
Du bist mit Lionel Messi und Sergio Aguero U20-Weltmeister geworden. Wie war das mit solchen Stars zu spielen? Und im Training, wo Du gegen sie spielen musstest?
Das war für mich natürlich nicht so leicht dagegen zu verteidigen. Messi hatte damals schon ein riesiges Talent, aber man konnte noch nicht wissen, dass er solche Leistungen konstant bringen würde. Für mich ist die gemeinsame Zeit natürlich eine schöne Erinnerung.
Hast Du heute noch Kontakt?
Wir haben noch ein gutes Verhältnis, aber der Kontakt ist nicht mehr so rege. Jeder entwickelt sich weiter und geht verschiedene Wege. Das ist ja auch schon 13 Jahre her.
2007 hast Du Dich für einen Wechsel nach Europa entschieden. Wie schwer war es, das Heimatland zu verlassen?
Es ist mir leicht gefallen. Ich bin ja schon früh von zuhause weg und war sechs Jahre lang in Buenos Aires. Da war der Wechsel nach Spanien dann auch nicht schwerer. Ich habe das als neue Erfahrung angesehen. Und dass es mir in Europa gefällt, zeigt sich ja auch daran, dass ich hier geblieben bin.
Von Tarragona ging es zum FC Basel. Was verbindest Du mit der Zeit in der Schweiz?
Es war eine schöne und erfolgreiche Zeit für mich. Wir feierten viele Titel, haben in der Champions League gespielt und trotz großer Gegner die Gruppenphase überstanden. Da war schon eine große Qualität in der Mannschaft mit vielen interessanten Persönlichkeiten wie Sommer und Shaqiri. Ich kann nur Positives über diese Zeit sagen.
Im Achtelfinale der Champions League hattet ihr das Hinspiel gegen die Bayern 1:0 gewonnen und seid dann noch klar ausgeschieden. War das Deine schlimmste Niederlage?
Ja, das kann man so sagen. Dabei hatten wir nach dem 1:0 zu träumen gewagt, es zu schaffen. Aber es kam halt ganz anders als erhofft. Die Erfahrung hat zugunsten der Bayern entschieden und ein 0:7 – ja, das war meine schwärzeste Stunde als Fußballer.
Du hast in Basel einmal fünf Saisontore erzielt. Wie hast Du das denn geschafft?
Gut, das waren vielleicht auch andere Gegner als in der Bundesliga. Wir waren sehr dominant und haben viele Tore erzielt. Ich habe sogar mit einem Seitfallzieher getroffen, das war eines der schönsten Tore in der Liga. Natürlich hätte ich auch nichts dagegen, wenn ich für die Eintracht häufiger treffe. Nicht weil ich mein Torkonto erhöhen möchte, aber jeder Treffer, egal von wem, hilft der Mannschaft.
Was hat Dich in Deiner Karriere am meisten geprägt?
Ganz einfach: Die Zeit bei der Eintracht. Dass wir es zweimal geschafft haben, ins Pokalfinale zu kommen, dass wir gegen die Bayern sogar gewonnen haben. Aber auch die Niederlage gegen Dortmund war dank unserer Fans unbeschreiblich. Die Kulisse ist bei Heimspielen, aber auch auswärts riesig. Wir haben das Gefühl, eine ganze Stadt steht hinter uns. Das sind Dinge, die ich sehr genieße. Gerade das letzte Jahr war sensationell und es erfüllt mich mit Stolz, das als Kapitän der Eintracht miterlebt zu haben. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich an Berlin denke.
Als Du von Hoffenheim zur Eintracht gekommen bist: Was waren da die Gründe?
Ich hatte einige Optionen, aber am meisten hat mich das Eintracht-Angebot überzeugt, ich wollte unbedingt in der Bundesliga bleiben. Ich weiß noch, wie wir mit Hoffenheim in Frankfurt gespielt hatten und was für eine wahnsinnige Stimmung hier herrschte. Das hat mich beeindruckt. Und als die Eintracht in Hoffenheim ein Tor erzielte, brach das halbe Stadion in Jubel aus. Da sagte ich mir: Das ist ein Traditionsverein, dem ich mich gerne anschließen möchte.