29.01.2023
Bundesliga

Den Weg vor Augen

Sebastian Rode feiert ein Jubiläum, Randal Kolo Muani sammelt Scorerpunkte und der Eintracht glückt beim Remis in München etwas, was es zuletzt in den 1990er Jahren gab.

„Es ist nichts Alltägliches, in München zu gewinnen. Wir werden es nun zum zweiten Mal am Stück versuchen“, hatte Oliver Glasner vor dem Rückrundenauftakt gesagt. Zweimal in Serie in München keine Gastgeschenke verteilen, sondern im Gegenteil, nämlich etwas Zählbares mitnehmen.

Nach dem 2:1-Erfolg in der Allianz Arena am siebten Spieltag der Saison 2021/22 blieb die Eintracht auch am Samstagabend, eine Spielzeit später, im Münchner Norden gegen den FC Bayern ungeschlagen. Zweimal in Folge ohne Niederlage. Das letzte Mal, als das passierte, war Mitte der 1990er Jahre. Die Trikots waren größer, die Frisuren anders, ein Spiel dauerte aber 90 Minuten. Ein 3:3 im Oktober 1994 und ein 1:1 im April 1996.

Damals, vor 27 Jahren noch im Olympiastadion, war es Matthias Hagner, der für die Adler netzte, diesmal, in der Arena im Münchner Norden, war es Randal Kolo Muani, der den Punkt sicherte.

Ein Punkt, der für Zufriedenheit in den erschöpften Gesichtern der Hessen sorgte, die knapp drei Kilometer mehr liefen als die Hausherren. Ein Punkt, den die Spieler mit den Tausenden mitgereisten, lautstarken Fans feierten. Ein Punkt, der die Eintracht seit dem Re-Start im Kalenderjahr 2023 noch ohne Niederlage lässt. Ein Punkt, der aber auch noch Baustellen aufzeigte. „Wir freuen uns darüber“, sagte Glasner, man bleibe aber demütig. „Ein Punkt ist gut“, betonte Sportvorstand Markus Krösche, überbewerten solle man diesen aber nicht – aber: „Wir sind auf einem guten Weg!“

Geschichte des Spiels: 17 aus 17

„Auf einem guten Weg“, so der Eintracht-Sportvorstand mit einem Schmunzeln, sei auch Kolo Muani. Einer, der in der laufenden Saison im Dress der Eintracht zuverlässig den Weg zum gegnerischen Tor findet. Ob er in der gefährlichen Zone dann selbst abschließt und trifft, wie am Samstagabend in der 69. Minute gegen Bayern-Keeper Yann Sommer, oder aber seine Mitspieler in Szene setzt.

Randal Kolo Muani markierte in bislang 17 Bundesligaspielen 17 Torbeteiligungen.

Sieben Liga-Treffer hat der französische Nationalspieler inzwischen auf seinem Konto, damit zieht er mit Daichi Kamada und Jesper Lindström gleich. Hinzu kommen zehn Assists. 17 Torbeteiligungen bei 17 Bundesligaeinsätzen: Ligabestwert. Und seit 2004/05 sammelte kein Spieler mehr Scorerpunkte in seinen ersten 17 Ligaspielen, Diego und Erling Haarland kamen ebenfalls auf 17.

Eingesetzt vom kurz zuvor eingewechselten Kamada, durchgesetzt gegen Landsmann Dayot Upamecano. „Es macht immer Spaß, gegen große Mannschaften zu treffen“, sagte Kolo Muani. „Das Tor war großartig“, lobte derweil sein Cheftrainer. Von einer „brutalen Qualität“, spricht Kapitän Sebastian Rode: „Der holt sich hinten den Ball, legt sich das Ding quasi selbst vor und haut es dann eiskalt rein.“

Der holt sich hinten den Ball, legt sich das Ding quasi selbst vor und haut es dann eiskalt rein.

Sebastian Rode

Zahl des Spiels: 4390

Mit Rode und Makoto Hasebe, seit Samstagabend mit 39 Jahren und zehn Tagen nun der älteste Eintracht-Feldspieler in der Bundesliga aller Zeiten, setzte Oliver Glasner gegen die Bayern auf eine Defensivachse aus geballter Erfahrung. 521 Pflichtspieleinsätze mit dem Adler auf der Brust verbuchten der Japaner, zentraler Mann in der Dreierkette, und der Kapitän bis dato zusammengezählt – nun sind es 523. Zwei, die „immer Ruhe ausstrahlen“, wie der Eintracht-Coach später betonte.

Ruhepol im Frankfurter Mittelfeld: Sebastian Rode, der in München sein 250. Pflichtspiel mit dem Adler auf der Brust absolvierte.

Für Rode war es gleichzeitig ein Jubiläum, zum 250. Mal stand der 32-Jährige, gebürtig aus Seeheim-Jugenheim, in einem Pflichtspiel für die Eintracht auf dem Platz. Und das in München, ein Spiel, so der Blondschopf, das immer „einem Ritt auf der Rasierklinge“ gleiche, man dürfe „nie unachtsam sein“. 4390 Tage ist es inzwischen her: Vor auf den Tag genau zwölf Jahren, am 21. Januar 2011, stellte der damalige Trainer Michael Skibbe Rode beim Hamburger SV in die Startelf.

Das schreiben die Medien

  • Hessenschau: „Eintracht Frankfurt zeigt in München eine starke Leistung und belohnt sich mit einem Punkt. Die Defensive steht dank der geballten Erfahrung, in der Offensive glänzt mal wieder Randal Kolo Muani.“
  • Kicker: „Vor allem im zweiten Abschnitt war die Abwehr der Hessen schier felsenfest und ließ kaum mehr etwas zu - und das beim unter Druck stehenden Meister.“
  • FR: „Tja, da war er wieder, der alte Hase. Erster Einsatz im neuen Jahr, spielte natürlich so, als sei er nie weggewesen. Hebt das Spiel einfach auf ein anderes Level, ruhig, abgeklärt, aber immer noch zweikampfstark. (...) Mit 39 nun auch der älteste Eintracht-Feldspieler der Geschichte. Noch ein Rekord geknackt. Verdient.“

Das sagt das Netz

  • „Jungs, das habt ihr super gemacht. Könnt stolz sein auf eure Leistung, wieder mal.“ (@HParplies)

  • „Ein verdienten remis. Jeder hat sich gesteigert. Super Einsatz von allen über 90 Minuten. Einfach sehr sehr geil. Muanis Tor einfach sensationell.“ (@HSPLP)

  • „Sehr starke Leitung heute. Mehr davon.“ (@lks_wltr)

  • „Ganz großes Spiel. Ich bin so stolz auf unsere Jungs! Und was für ein wahnsinns Support unserer Fans. 92 Minuten lang. Mega krass.“ (Lars Ha)

Ausblick: Die Hertha kommt

Mit 32 Zählern nach 18 Spielen auf der Habenseite geht Frankfurt in die neue Woche. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel verbuchten die Hessen nur 2016/17 eine solche Ausbeute, mehr Punkte waren es umgerechnet zuletzt vor knapp 20 Jahren.

Am Ende der Trainingswoche wartet im Deutsche Bank Park das Heimspiel gegen die Hertha aus Berlin. „Das wird wieder ein ganz anderes Spiel“, sagt Glasner, dessen Schützlinge gegen den Hauptstadtclub eine Torserie einstellen könnten: Die Eintracht traf in seinen vergangenen neun Bundesligaspielen und markierte dabei 21 Treffer. Die längste Serie im Fußball-Oberhaus mit zehn Partien gab es zwischen Oktober 2021 und Januar 2022.