21.02.2025
Europapokal

Cruyff, Cups, Gilloise

Der AFC Ajax im Check: Acht Geschichten zum Achtelfinalgegner der Eintracht.

Wie es der Zufall so will, hatte Eintracht Frankfurt erst kürzlich indirekt Kontakt mit Ajax Amsterdam; zumindest im Bildungswesen. Im ProfiCamp im Deutsche Bank Park empfing eine internationale Delegation in Persona Samy Hamama und Nicolai Adam Studierende des Johan Cruyff Instituts Barcelona, die eine mehrtägige Exkursion in den Niederlanden und im Herzen von Europa durchführten. Cruyff, geboren 1947 in Amsterdam und gestorben 2016 in Barcelona, ist nicht nur Fußballlegende in Holland und dreimaliger Europas Fußballer des Jahres, sondern verkörperte seinerzeit auch den totaalvoetbal, den totalen Fußball, wie kein Zweiter.

Eine Spielidee, die bis heute überdauert und nicht nur die Nachwuchsarbeit in Amsterdam und Barcelona, sondern auch zahlreiche Trainer und damit die Fußballwelt maßgeblich beeinflusst hat. Am 6. und 13. März können sich die Adlerträger erstmals selbst in einem Wettbewerb ein Bild von der aktuellen AFC-Generation machen. Ehe der Ball im Kampf um das Viertelfinale rollt, einige Fakten fernab der Taktiktafel.

1. (K)eine Parallele

Wie die Eintracht in der Vorsaison in der UEFA Europa Conference League musste auch der AFC Ajax in dieser Spielzeit den Umweg über die Play-offs nehmen, um das Ticket für die Round of 16 zu lösen. Der Gegner war der gleiche, dem sich die SGE am 22. Februar vor einem Jahr geschlagen geben musste: Royale Union Saint-Gilloise. Ajax wie die Eintracht verloren das Heim- und Rückspiel mit 1:2. Der kleine Unterschied: die Niederländer hatten den ersten Vergleich mit 2:0 für sich entschieden ...

2. Historischer Vergleich

Zusammen bald 251 Jahre Vereinsgeschichte, aber Amsterdam und Frankfurt trafen auf internationaler Bühne bisher nie aufeinander. Zwei Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Zum einen gastierten die Hessen im August 2020 zum Testspiel beim AFC. Zum anderen bekamen es die Frauen zwei Jahre später im Finale der ersten Runde des UWCL-Miniturniers im dänischen Hjørring mit den Niederländerinnen zu tun. Beide Partien endeten 1:2 aus Sicht der SGE.

3. Stadionvergleich

Was Kapazität angeht, sticht der Deutsche Bank Park mit 58.000 Zuschauern die Johan Cruijff ArenA mit 55.885 möglichen Besuchern knapp aus. In Frankfurt wie in Amsterdam lässt sich das Stadiondach schließen, auch Konzerte sind in dem und rund um das Stadion gern gesehen.

Ausgewählte Highlight-Spiele der Frauen finden ebenfalls in beiden Spielstätten statt. Genau wie große Turniere, zuletzt die interkontinentale EURO 2021 und die EURO 2024 in Deutschland. Das letzte internationale Klubendspiel war das Europa-League-Finale 2013 zwischen SL Benfica und dem Chelsea FC. Für 2027 hat Frankfurt den Zuschlag erhalten.

4. Trophäenschrank

Was Titel und Trophäen angeht, können die Adlerträger Ajax nicht das Wasser reichen. Die Niederländer gelten in ihrer Heimat sowieso als das Nonplusultra mit 36 Meisterschaften und 20 Pokalsiegen. Dazu gesellen sich: Champions League 1994/95, drei Europapokalsiege der Landesmeister hintereinander von 1971 bis 1973, der Europapokal der Pokalsieger 1987, der UEFA-Cup 1992 sowie drei UEFA-Super-Cups, zwei Weltpokale 1972 und 1995 und nicht zu vergessen: Der Intertoto Cup 1961/62.

5. Einer von fünf

Weiter im Titeltakt. Mit den Europapokalen einher geht der Umstand, dass Ajax als einer von fünf Vereinen alle großen europäischen Trophäen gewann: Den Europapokal der Landesmeister und Pokalsieger sowie die Champions League und den UEFA-Pokal.

6. Die 2020er

Zur Wahrheit gehört auch, dass der letzte Pokalsieg 2020/21 gelang und die letzte Meisterschaft aus 2021/22 datiert. So gesehen ist die letzte Errungenschaft der Eintracht im Europa-League-Finale 2022 sogar minimal jünger. Die Aussichten auf Meistertitel Nummer 37 sind derzeit aussichtsreicher als die auf den 21. KNVB beker. Im Pokal strich Ajax im Achtelfinale gegen AZ Alkmaar, möglicher Viertelfinalgegner in der Europa League, die Segel. In der Liga aber grüßen die Weiß-Roten von der Spitze.

Jordan Henderson, ehemals Liverpool- und nun Ajax-Kapitän.

International zählte Ajax zwischen 2018/19, als das Team bis ins Halbfinale stürmte und dort Tottenham, ebenfalls möglicher Viertelfinalgegner, unterlag, und 2022/23 dauerhaft der Königsklasse an. 2023/24 stieg der Klub von der Europa- in die Conference League ab, dort war im Achtelfinale gegen Aston Villa Schluss. Sidefact: Tottenham unterlag im Champions-League-Endspiel letztlich dem Liverpool FC – mit Captain Jordan Henderson. Der englische Routinier zieht mittlerweile für Amsterdam die Fäden, ebenfalls als Spielführer.

7. Nach Senior Ranieri Junior Farioli

All das kann für Francesco Farioli eine sekundäre Rolle spielen. Der 35-Jährige steht seit Beginn der laufenden Saison an der Seitenlinie. Für die Eintracht heißt das: nach dem Ausstand in der Ligaphase bekommt es Frankfurt erneut mit einem von einem Italiener gecoachten Klub zu tun. Auf Senior Claudio Ranieri, 73, folgt der nicht mal halb so alte Junior Francesco Farioli.

8. Wiedersehen mit Weghorst, Rückkehr für Kristensen

Der Ajax-Erfolg hat viele Gesichter. Ob der 41-jährige Dauerbrenner im Tor Remko Pasveer, der im Mittelfeld spielende Toptorschütze Kenneth Taylor, der 18-jährige Shootingstar Jorrel Hato oder die zentralen Fixpunkte Wout Weghorst und Davy Klaassen. Letztere beide kennen sich mit der Bundesliga aus eigener Berufserfahrung aus. Weghorst traf mit Wolfsburg und Hoffenheim acht Mal auf und fünf Mal gegen die Eintracht. Und Klaassen – abwarten. Der ehemalige Bremer sah am Donnerstag Rot, ein Spiel Sperre ist gewiss.

Derweil schnürt Frankfurts Rasmus Kristensen in dieser Europapokalkampagne den Hattrick an Wiedersehen nach den Reisen nach Midtjylland und Rom. In diesem Sinne: Europese beker, Eurobbapokal!

Road to Bilbao.