Am Montag war es so weit. Ehe sich alle Mitarbeitenden des Lizenzspielerbereichs in den Sommerurlaub – oder zunächst zu den Nationalteams – verabschiedeten, hieß es für manche Adler, endgültig Abschied zu nehmen. Darunter Almamy Toure, der seit seinem Wechsel von der AS Monaco in die Mainmetropole Ende Januar 2019 so lange Rot-Schwarz-Weiß getragen hat wie nur eine Handvoll weiterer Akteure.
Sehr viele von ihnen verbinden 97 Pflichtspiele in zwei Spielzeiten, alle eint der Einzug ins DFB-Pokalfinale 2023, ein Großteil trug zum Europa-League-Triumph 2022 bei. So auch Toure, der an guten Tagen robust genug war, jeden Kontrahenten in Schach zu halten und schnell genug war, jedem Widersacher zu enteilen. Und einen strammen Abschluss hat der 27-Jährige aus Mali auch in petto, wie sein Volley-Kracher von der Strafraumkante 2019/20 zum 1:0 gegen Leipzig.
Der größte Gegner von Almamy Toure war so gesehen der Körper von Almamy Toure. Eine zweistellige Zahl an mal wenige Tage, mal mehrere Monate währenden Ausfallzeiten verhinderten mehr als wettbewerbsübergreifend 81 Einsätze, die er wahlweise als rechter Verteidiger einer Viererkette, im rechten Mittelfeld vor oder als Innenverteidiger in einer Dreierkette absolvierte – und in letzterer Rolle zum gar nicht so heimlichen Helden reifte.
Im Frühjahr 2022 bewegt sich die Eintracht zwischen Corona-Wehen und tabellarischem Niemandsland, als im April neben den Zuschauern auch der zuvor am Oberschenkel geplagte Toure zurückkehrt. Zunächst als Reservist, die Abwehrreihe um Tuta, Martin Hinteregger und Evan Ndicka hatte sich weitgehend gefunden. Was Außenstehende aber nicht sahen, war Toures wochen- und monatelange Arbeit im Kraftraum und Mannschaftstraining, um an Tag X zur Stelle zu sein. Es blieb nicht bei dem einen.
Vom zwölften Mann zur ersten Wahl
Den ersten Einsatz seit einem Vierteljahr genießt Toure ausgerechnet im Viertelfinalhinspiel gegen den FC Barcelona. Tuta hatte Gelb-Rot gesehen, Toure kam für den offensiveren Daichi Kamada und brachte das 1:1 in trockene Tücher.
Da der Brasilianer im Camp Nou gesperrt war, bestand für das Trainerteam kein Zweifel daran, wer nachrücken sollte: Toure, der die Katalanen 90 Minuten entnervte und mit den Kollegen 3:2 reüssierte. Weil diesmal Evan Ndicka Rot sah, erübrigte sich für das Halbfinale gegen den West Ham United FC die Frage nach der Qual der Wahl. Toure zog erneut über die volle Distanz durch, diesmal als linker Part des Dreierbündnisses.
Das Rückspiel verfolgte die Allzweckwaffe nur bis zur siebten Minute von der Bank aus, weil sich Hinteregger früh verletzte. Für den Österreicher war die Saison damit gelaufen – und Toure sollte eine Sternstunde in Sevilla bevorstehen.
Besser im Plural gesagt: Sternstunden! Als einziger Verteidiger im Endspiel gegen den Rangers FC stand die Nummer 18 mit Verlängerung und Nachspielzeiten die gesamten 131 (!) auf dem Rasen des Estadio Ramón Sánchez Pizjuán, hielt bei siedender Hitze und von Krämpfen geplagt bis zur allerletzten Sekunde die Knochen gegen die Schotten hin.
Nach dieser Saison endet der Vertrag des Last Man Standing. „Es war nicht das Ende, das wir uns erhofft haben. Dennoch einmal mehr: Vielen Dank für eure unglaubliche Unterstützung und Energie“, twitterte Toure am Samstagabend mit der Silbermedaille um den Hals.
Das lässt sich nur so zurückgeben: Merci beaucoup, Almamy Toure!